Juniorwahl in 13 Schulen: Die Linke ist bei Jugendlichen die stärkste Fraktion | FLZ.de

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Veröffentlicht am 23.02.2025 18:00

Juniorwahl in 13 Schulen: Die Linke ist bei Jugendlichen die stärkste Fraktion

Zum Juniorwahl-Projekt gehören alle Handgriffe, die bei einer Wahl nötig sind. Auch das Auszählen liegt in Schülerhänden, hier am BSZ in Scheinfeld von Amanda Andriuzzi, Eva-Marie Schmidt und Maximilian Schotzer (von links) unter den Augen von Lehrerin Carina Härth. (Foto: BSZ/Tobias Völker)
Zum Juniorwahl-Projekt gehören alle Handgriffe, die bei einer Wahl nötig sind. Auch das Auszählen liegt in Schülerhänden, hier am BSZ in Scheinfeld von Amanda Andriuzzi, Eva-Marie Schmidt und Maximilian Schotzer (von links) unter den Augen von Lehrerin Carina Härth. (Foto: BSZ/Tobias Völker)
Zum Juniorwahl-Projekt gehören alle Handgriffe, die bei einer Wahl nötig sind. Auch das Auszählen liegt in Schülerhänden, hier am BSZ in Scheinfeld von Amanda Andriuzzi, Eva-Marie Schmidt und Maximilian Schotzer (von links) unter den Augen von Lehrerin Carina Härth. (Foto: BSZ/Tobias Völker)

Ginge es nach den Schülerinnen und Schülern im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, dann wäre der Deutsche Bundestag stark polarisiert. Das legt das Ergebnis der „Juniorwahl“ nahe, an der sich diesmal 13 Schulen beteiligt haben.

Demnach wären die Linken mit einem Stimmenanteil von 25,5 Prozent die stärkste Fraktion im Parlament. Die Union läge mit ihren 19 Prozent nur hauchzart auf Platz zwei vor der AfD. Die Sozialdemokraten (gut elf Prozent) und die Grünen (knapp acht Prozent) folgten abgeschlagen auf den Plätzen vier und fünf. Alle anderen Parteien wären an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Gewählt hatten knapp 1400 Schülerinnen und Schüler.

Linke und AfD hätten – zusammengerechnet – eine absolute Mehrheit der Sitze. Eine Koalitionsbildung wäre in dieser Parlamentszusammensetzung schwierig. Am wahrscheinlichsten erschiene dann wohl eine rot-rot-grüne Koalition, also Linke, SPD und Grüne.

Berliner Verein organisiert Juniorwahl

Wie funktionieren demokratische Wahlen? Das wird in etliche Schulen nicht nur in der Theorie gelehrt. Mit dem Programm „Juniorwahl“ bekommen die Schüler auch die Praxis vermittelt – immer parallel zu tatsächlichen Wahlen. Der in Berlin ansässige Verein Kumulus stellt dafür sowohl Unterrichtsmaterialien wie auch die Ausstattung zur Verfügung, etwa Wahlurnen und Stimmzettel. Dabei sind die Stimmzettel auf den Wahlkreis angepasst, in dem die Schule liegt.

Das ist im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim zumeist der Wahlkreis Fürth. Einzig die Uehlfelder Veit-vom-Berg-Schule liegt im Wahlkreis Erlangen. Das macht aber lediglich bei der Erststimme einen Unterschied; die Uehlfelder Schüler hatten andere Direktkandidaten auf ihrem Stimmzettel stehen als die anderen zwölf Teilnehmerschulen im Landkreis. Die Nase vorne hatten in beiden Wahlkreisen die CSU-Bewerber Tobias Winkler (Fürth) und Dr. Konrad Körner (Erlangen). Für die Zweitstimme spielt innerhalb Bayerns der Wahlkreis keine Rolle.

Aufschlussreich für Stimmungstrends

Als ein Markenzeichen der Juniorwahlen gilt, dass die Jugendlichen weniger taktisch wählen als die Erwachsenen. Das hat erfahrungsgemäß zur Folge, dass die oftmals unter „Sonstige“ einsortierten Parteien bei den Juniorwahlen doch den einen oder anderen Prozentpunkt mehr einheimsen als bei echten Wahlen. Und am Ergebnis lässt sich ein Stück weit ablesen, was bei jungen Leuten gerade „in“ ist oder auch „out“.

„Out“ sind offenbar die Liberalen. Die FDP hatte in dem Landkreis die Juniorwahl zur Bundestagswahl 2021 noch – überraschend und knapp – gewonnen. Nun stürzte sie ab auf unter drei Prozent. „Out“ sind offenbar weiterhin die einstigen Lieblinge der Jugend, die Grünen. Ihr Ergebnis hat sich im Vergleich zu 2021 fast halbiert. Allerdings: Im Vergleich zur Europawahl 2024 legten die Bündnisgrünen wieder ein wenig zu.

Große Unterschiede nach Schularten

„In“ sind hingegen vor allem die Linken. Das hatte sich bereits bundesweit bei den teils parallel zur Juniorwahl abgehaltenen U-18-Wahl (organisiert von den Jugendringen) abgezeichnet. Als Grund für diese Popularität sehen Beobachter die hohe Präsenz der Linken auf Social-Media-Plattformen wie insbesondere Tiktok.

Auffällig ist die Diskrepanz zwischen den Schularten. An den beiden staatlichen Gymnasien in Neustadt und Scheinfeld käme die AfD – zusammengerechnet – nicht über die Fünf-Prozent-Hürde. An den sechs teilnehmenden Mittelschulen hingegen wäre die Rechtsaußenpartei mit knapp 29 Prozent deutlich die stärkste Kraft.

Ergebnisse an 13 Schulen

Namen und Zahlen

  • Die 13 teilnehmenden Schulen: Die Mittelschulen in Bad Windsheim, Diespeck, Emskirchen, Neustadt, Scheinfeld und Uehlfeld, Franziskusschule Bad Windsheim, Schule im Aischgrund Bad Windsheim, Friedrich-Alexander-Gymnasium Neustadt, Berufschulzentrum Scheinfeld, Real- und Fachoberschule Schloss Schwarzenberg, Gymnasium Scheinfeld, Christian-von-Bomhard-Schule Uffenheim.
  • Erststimmen in Prozent: Tobias Winkler (CSU) 25,0. Niklas Haupt (Linke) 23,0. Bastian Treuheit (AfD) 19,7. Carsten Träger (SPD) 13,6. Kamran Salimi (Grüne) 8,1. Andreas Scholz (FW) 4,9. Daniel Bayer (FDP) 2,7. Andreas Schmidtell (Volt) 1,9. Tristan Billmann (ÖDP) 0,9.
  • Zweitstimmen in Prozent: Die Linke 25,5. CSU 19,0. AfD 18,9. SPD 11,3. Grüne 7,7. Freie Wähler (FW) 3,9. FDP 2,7. Tierschutzpartei 2,2. Volt 2,1. Die Partei 1,6. BSW 1,6. Alle anderen Parteien blieben jeweils unter 1,5 Prozent.

Bei der Juniorwahl

Tops und Flops

  • Die meisten Erststimmensiege gingen an Bastian Treuheit von der AfD (in sechs Schulen), wobei er sich in der Franziskusschule Platz 1 mit Niklas Haupt (Linke) teilen musste. Haupt hatte zudem in drei weiteren Schulen die Nase vorn. Dreimal gewann Tobias Winkler (CSU), einmal – im Gymnasium Scheinfeld – der Bündnisgrüne Kamran Salimi.
  • Die meisten Zweitstimmensiege holten sich die Linken (in sieben Schulen), gefolgt von der AfD (fünf). CSU (Schule im Aischgrund) und Grüne (Franziskusschule) lagen jeweils einmal auf Platz 1.
  • Auf nur vier Parteien verteilten sich in der Mittelschule Emskirchen die Zweitstimmen. Das war die geringste Streuung. In den anderen zwölf Schulen kamen jeweils mindestens sieben Parteien zum Zuge.
  • Keine einzige Zweitstimme bekamen die Humanisten ab.

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