Ginge es nach den Schülerinnen und Schülern im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, dann wäre der Deutsche Bundestag stark polarisiert. Das legt das Ergebnis der „Juniorwahl“ nahe, an der sich diesmal 13 Schulen beteiligt haben.
Demnach wären die Linken mit einem Stimmenanteil von 25,5 Prozent die stärkste Fraktion im Parlament. Die Union läge mit ihren 19 Prozent nur hauchzart auf Platz zwei vor der AfD. Die Sozialdemokraten (gut elf Prozent) und die Grünen (knapp acht Prozent) folgten abgeschlagen auf den Plätzen vier und fünf. Alle anderen Parteien wären an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Gewählt hatten knapp 1400 Schülerinnen und Schüler.
Linke und AfD hätten – zusammengerechnet – eine absolute Mehrheit der Sitze. Eine Koalitionsbildung wäre in dieser Parlamentszusammensetzung schwierig. Am wahrscheinlichsten erschiene dann wohl eine rot-rot-grüne Koalition, also Linke, SPD und Grüne.
Wie funktionieren demokratische Wahlen? Das wird in etliche Schulen nicht nur in der Theorie gelehrt. Mit dem Programm „Juniorwahl“ bekommen die Schüler auch die Praxis vermittelt – immer parallel zu tatsächlichen Wahlen. Der in Berlin ansässige Verein Kumulus stellt dafür sowohl Unterrichtsmaterialien wie auch die Ausstattung zur Verfügung, etwa Wahlurnen und Stimmzettel. Dabei sind die Stimmzettel auf den Wahlkreis angepasst, in dem die Schule liegt.
Das ist im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim zumeist der Wahlkreis Fürth. Einzig die Uehlfelder Veit-vom-Berg-Schule liegt im Wahlkreis Erlangen. Das macht aber lediglich bei der Erststimme einen Unterschied; die Uehlfelder Schüler hatten andere Direktkandidaten auf ihrem Stimmzettel stehen als die anderen zwölf Teilnehmerschulen im Landkreis. Die Nase vorne hatten in beiden Wahlkreisen die CSU-Bewerber Tobias Winkler (Fürth) und Dr. Konrad Körner (Erlangen). Für die Zweitstimme spielt innerhalb Bayerns der Wahlkreis keine Rolle.
Als ein Markenzeichen der Juniorwahlen gilt, dass die Jugendlichen weniger taktisch wählen als die Erwachsenen. Das hat erfahrungsgemäß zur Folge, dass die oftmals unter „Sonstige“ einsortierten Parteien bei den Juniorwahlen doch den einen oder anderen Prozentpunkt mehr einheimsen als bei echten Wahlen. Und am Ergebnis lässt sich ein Stück weit ablesen, was bei jungen Leuten gerade „in“ ist oder auch „out“.
„Out“ sind offenbar die Liberalen. Die FDP hatte in dem Landkreis die Juniorwahl zur Bundestagswahl 2021 noch – überraschend und knapp – gewonnen. Nun stürzte sie ab auf unter drei Prozent. „Out“ sind offenbar weiterhin die einstigen Lieblinge der Jugend, die Grünen. Ihr Ergebnis hat sich im Vergleich zu 2021 fast halbiert. Allerdings: Im Vergleich zur Europawahl 2024 legten die Bündnisgrünen wieder ein wenig zu.
„In“ sind hingegen vor allem die Linken. Das hatte sich bereits bundesweit bei den teils parallel zur Juniorwahl abgehaltenen U-18-Wahl (organisiert von den Jugendringen) abgezeichnet. Als Grund für diese Popularität sehen Beobachter die hohe Präsenz der Linken auf Social-Media-Plattformen wie insbesondere Tiktok.
Auffällig ist die Diskrepanz zwischen den Schularten. An den beiden staatlichen Gymnasien in Neustadt und Scheinfeld käme die AfD – zusammengerechnet – nicht über die Fünf-Prozent-Hürde. An den sechs teilnehmenden Mittelschulen hingegen wäre die Rechtsaußenpartei mit knapp 29 Prozent deutlich die stärkste Kraft.