Der Frühling ist da – und damit geht die Reifenwechselsaison auf ihren Höhepunkt zu. Winterreifen runter – Sommerreifen drauf. Manche tauschen auch die Ganzjahresreifen achsweise. Kurzum, wer dabei oder auch unabhängig davon feststellt, dass nur ein Reifen beschädigt ist oder das Profil nicht mehr ausreicht, sollte besser immer gleich zwei Reifen bestellen und achsweise neue aufziehen lassen, rät der Auto Club Europa (ACE). Idealerweise zwei Reifen des gleichen Modells desselben Herstellers.
Den Angaben zufolge ist es rechtlich zwar erlaubt, Reifen „bunt zu mischen“. So dürften sogar alte und neue Reifen mit sehr unterschiedlicher Profiltiefe gemischt werden. Auch Winterreifen mit Sommerreifen zu kombinieren (zumindest auf nicht winterlichen Straßen), ist zulässig. Lediglich an das 1,6 Millimeter Mindestprofil und eben die situative Winterreifenpflicht müssen sich Autofahrer halten.
Doch der ACE rät „vehement“ davon ab, da es sich negativ auf das Fahrverhalten auswirken kann. So kann es bei einer Mischbereifung unter anderem zu längeren Bremswegen kommen, und es ist mit einer geringeren Stabilität in Kurven zu rechnen. Auch das Aquaplaningverhalten verschlechterte sich. Denn die Tiefe des Profils hat vor allem Auswirkung darauf, wie viel Wasser verdrängt werden kann.
Auch elektronische Helfer wie das ESP können beeinflusst werden: Es drohen Fehlermeldungen oder häufigere Eingriffe. Problematisch können verschiedene Reifen auch im Hinblick auf indirekte Reifendruckkontrollsysteme sein, so der ACE. Diese messen die Drehzahl der Räder. Ist sie unterschiedlich, beispielsweise aufgrund unterschiedlicher Reifendurchmesser, kann das als Druckluftverlust interpretiert werden.
Wenn zwar eine ähnliche Profiltiefe, aber unterschiedliche Reifenmodelle montiert sind, kann sich das ebenfalls negativ auswirken. Der unterschiedliche Grip an den einzelnen Reifen kann die Assistenzsysteme verwirren und dazu führen, dass das ESP zum Beispiel früher eingreift, als es notwendig wäre, erläutert Constantin Hack als ACE-Technikexperte. Wichtig: Immer zu beachten ist, dass nicht bei allen Reifen die Position getauscht werden darf. Laufrichtungsgebundene („Rotation“/„Direction“) dürften zum Beispiel nur achsweise getauscht werden. Sind auf der Vorder- und Hinterachse unterschiedlich breite Reifen montiert, dürfen diese nicht von vorn nach hinten getauscht werden – womöglich aber von links nach rechts, wenn sie nicht laufrichtungsgebunden sind.
Nicht nur Beschädigungen, sondern auch das Reifenalter und die Profiltiefe sind wichtige Kriterien: Wie alt der Pneu ist, zeigt die sogenannte DOT-Nummer – die letzte vierstellige Zahl an der Reifenflanke – sie verweist auf die Kalenderwoche und Jahr der Fertigung – etwa „1524“ für die 15. Woche 2024.
Sind Reifen älter als sechs Jahre, sollten Experten die Tauglichkeit begutachten und prüfen, ob trotz ausreichendem Profil die Reifen okay sind. Wenn etwa bereits feine Risse zwischen den Profilblöcken oder an den Flanken zu erkennen sind, empfiehlt der ACE, die Reifen auszutauschen. Unabhängig vom gesetzlich geforderten Mindestprofil rät der Autoclub bei Sommerreifen eine Profiltiefe von mindestens drei Millimetern nicht zu unterschreiten, so wird unter anderem die Gefahr von Aquaplaning geschmälert.
Auch wer Ganzjahresreifen fährt, verzichtet idealerweise nicht auf einen regelmäßigen Rädertausch: Denn wer die Räder von der Antriebssache auf die nicht angetriebene Achse wechselt, sorgt für ein gleichmäßigeres Abfahren des Profils. Den größten Effekt hat dieser Tausch oftmals bei Fahrzeugen mit Vorderradantrieb, so Constantin Hack. Hier wirken die stärksten Kräfte auf die Reifen an der Vorderachse.
Doch auch bei Fahrzeugen mit Allrad- und Hinterradantrieb ist zumindest ein regelmäßiger Check sinnvoll. Denn dadurch können Probleme mit Spur und Sturz, defekte Stoßdämpfer oder falscher Luftdruck frühzeitig erkannt werden. Das verlängert auch die Lebensdauer der Reifen. Die Eselsbrücke „O bis O“ hilft auch hier. Der Check sollte also zweimal im Jahr, zu Ostern und im Oktober, durchgeführt werden, so Constantin Hack.
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