Den Papst sah er bei der Audienz auf dem Petersplatz nur aus einer gewissen Entfernung. Dennoch brachte Bürgermeister Michael Trzybinski von seinem Rom-Aufenthalt starke Eindrücke mit. Das lag auch an einem weiteren im Vatikan von ihm aufgesuchten Ort – einem mit historischer Verbindung zu Schillingsfürst.
Die Stadt liegt an der Via Romea, einer alten Pilgerroute, die von Stade bei Hamburg bis nach Rom führt. Seit 2009 gibt es für die deutschen Anrainer-Orte einen auf diesen Weg und die Erforschung seiner Besonderheiten bezogenen Förderverein, dem Schillingsfürst beigetreten ist. Die Gruppe organisiert auch große Wanderungen auf der Strecke. Anfang August hatte eine solche Tour Station gemacht in Schillingsfürst.
Vertreter des Fördervereins der Via Romea seien nun zusammen mit Verantwortlichen anderer Pilgerweg-Organisationen aufgerufen gewesen, an einer Papstaudienz auf dem Petersplatz teilzunehmen, berichtete Bürgermeister Trzybinski. Weil der Vorstand Vertreter der Mitgliedsorte dabei haben wollte, sei eine entsprechende Einladung auch im Schillingsfürster Rathaus gelandet. „Dieser bin ich als Vertreter der Stadt natürlich gerne nachgekommen“, so Michael Trzybinski.
Nach Rom nahm er seine Frau Ingrid mit. Der Audienz-Termin ging am Mittwoch, 12. Oktober, über die Bühne. „Die Atmosphäre auf dem Petersplatz war beeindruckend, auch wenn wir relativ weit weg standen vom Papst“, so der Rathauschef. Das Oberhaupt der katholischen Kirche habe einen Teil seiner Begrüßung auf Deutsch gehalten. Sein Alter und seine angeschlagene Gesundheit seien ihm aber anzumerken gewesen.
Mindestens genauso wichtig wie das Miterleben einer Papstaudienz war dem Schillingsfürster Rathauschef aber ein anderer Programmpunkt des dreitägigen Rom-Aufenthaltes: der Besuch des Deutschen Friedhofs im Vatikan, dessen offizieller italienischer Name „Campo Santo Teutonico“ lautet.
Auf dem südlich des Petersdoms liegenden Areal waren über die Jahrhunderte viele wichtige Persönlichkeiten aus dem deutschsprachigen Raum mit Bezug zum Vatikan beigesetzt worden, darunter ein bedeutender Sohn der fränkischen Kleinstadt. Die Rede ist von Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der Karriere als katholischer Geistlicher machte und Ende des 19. Jahrhunderts im Vatikan als Kurienkardinal wirkte. Der Angehörige der Schillingsfürster Adelsfamilie war ein enger Freund des Komponisten Franz Liszt. Aus dieser Verbindung erklärt sich die alljährliche Austragung eines Liszt-Festivals in Schillingsfürst.
2023 jährt sich der 200. Geburtstag des berühmten Sohnes der Stadt zum 200. Mal. Überdies kann die Realschule, deren Gründung 1873 von dem bedeutenden Geistlichen initiiert worden war, 2023 ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Wegen dieser beiden Jubiläums-Anlässe, die im nächsten Jahr in Schillingsfürst gebührend gewürdigt werden sollen, habe es sich für ihn perfekt angeboten, die Einladung zur Papst-Audienz mit einem Besuch an der Grabstätte des Kardinals zu verbinden, berichtete Trzybinski. Seine Eindrücke von der Rom-Reise werde er bald bei einem Vortrag schildern. Der Termin stehe aber noch nicht fest. Nachgedacht werde ferner darüber, 2023 eine Kulturreise nach Rom zu organisieren, denn einmal das Kardinalsgrab auf dem Deutschen Friedhof zu besuchen, sei sicher für viele Schillingsfürster interessant.