Weißer Stuck auf zartem Blau: Das Gebäude mit der Hausnummer zwei am Bad Windsheimer Weinmarkt ist ein echter Hingucker. Doch am Fuße des schmalen Traufenhauses bröckelt die opulente Rokoko-Fassade. Die Zukunft des denkmalgeschützten Baus ist ungewiss.
Als die „schönste und reichste Fassade Bad Windsheims“ bezeichnet Professor Dr. Konrad Bedal die Schauseite des Gebäudes. Bedal hat über 30 Jahre lang das Fränkische Freilandmuseum geleitet. Außerdem ist er Autor zahlreicher Bücher. Unter anderem beschäftigte er sich in den zwei Bänden „Windsheimer Häuser“ mit der Bau- und Kunstgeschichte der ehemaligen Reichsstadt.
Was er über das hübsche, dreigeschossige Traufenhaus weiß: Der damalige Stadtmaurer Johann Michael Krauß erbaute es in den Jahren 1742/43. Das alte Haus, das zuvor dort stand, riss er ab. Besonders findet Bedal, dass das kunstvolle Gebäude somit nicht von einem der damals führenden Patriziergeschlechter erbaut wurde.
„Im ganzen Landkreis werden sie keine so reich dekorierte Fassade an einem Bürgerhaus finden“, ist er sich sicher. Zwar gebe es in Bad Windsheim mehrere Gebäude aus der Zeit des Barocks – die lockeren Rokokoverzierungen jedoch seien für die Stadt einmalig.
Und trotzdem bröckelt die Fassade am Weinmarkt 2. Vor bereits über zehn Jahren schloss der Pub, der das Haus einige Zeit belebte. Seitdem steht das besondere Stück leer.
Wie das Stadtbauamt Bad Windsheim auf Nachfrage bestätigt, befindet sich das Haus in Privatbesitz. Aktive Verhandlungen, um das Gebäude zu kaufen, führe die Stadt momentan nicht. Sollten die Besitzer das Haus veräußern, könne die Stadt Gebrauch von ihrem Vorkaufsrecht machen. Denn der Bau befindet sich im Sanierungsgebiet. Interesse am Gebäude bekundet Stadtbaumeister Ludwig Knoblach zwar – „aber man muss damit ja auch immer ein Ziel verfolgen“, gibt er zu bedenken. Konkrete Vorstellungen zu einer Nutzung existierten derzeit nicht.
Zuletzt saniert wurde das Einzeldenkmal in den Jahren 1995 bis 1997. Auch zahlreiche öffentliche Gelder flossen damals in die Instandsetzung, die vor allen Dingen auch wegen statischer Probleme notwendig geworden war.
Rund 25 Jahre später ist der Rokoko-Fassade der zunehmende Verfall anzusehen, der Putz blättert ab – ein schmuddeliges Schmuckstück. Um das Haus für die Zukunft zu bewahren, würde sich Konrad Bedal ein gewisses Verständnis bezüglich der Bedeutung des Gebäudes für die Stadt Bad Windsheim von Besitzern und möglichen Bewohnern wünschen.