Machtkampf eskaliert: Wagner-Söldner besetzen Teile Russlands | FLZ.de

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Veröffentlicht am 24.06.2023 10:22

Machtkampf eskaliert: Wagner-Söldner besetzen Teile Russlands

Auf dieser Videoaufnahme steht ein gepanzertes russisches Fahrzeug in einer Straße in Rostow am Don. Russlands Präsident Wladimir Putin hat angesichts des bewaffneten Aufstands des Chefs der Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, von „Verrat“ gesprochen und zur Ausschaltung der Drahtzieher aufgerufen. (Foto: Uncredited/AP/dpa)
Auf dieser Videoaufnahme steht ein gepanzertes russisches Fahrzeug in einer Straße in Rostow am Don. Russlands Präsident Wladimir Putin hat angesichts des bewaffneten Aufstands des Chefs der Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, von „Verrat“ gesprochen und zur Ausschaltung der Drahtzieher aufgerufen. (Foto: Uncredited/AP/dpa)
Auf dieser Videoaufnahme steht ein gepanzertes russisches Fahrzeug in einer Straße in Rostow am Don. Russlands Präsident Wladimir Putin hat angesichts des bewaffneten Aufstands des Chefs der Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, von „Verrat“ gesprochen und zur Ausschaltung der Drahtzieher aufgerufen. (Foto: Uncredited/AP/dpa)

Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach einem bewaffneten Aufstand des Chefs der Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, zur „Neutralisierung“ der Drahtzieher aufgerufen. Die Streitkräfte hätten den Befehl erhalten, jene zu „neutralisieren“, die den Aufstand organisiert hätten, sagte Putin in einer TV-Ansprache an die Nation am Samstag. Er warf den Wagner-Söldnern „Verrat“ vor.

Prigoschin wiederum antwortete kurz darauf in einer Sprachnachricht auf seinem Telegram-Kanale: „Der Präsident irrt sich schwer, wir sind Patrioten unserer Heimat.“ Wie der „Spiegel” berichtet, soll zudem in einem Telegram-Kanal, der Wagner zuzuordnen sei, die Aussage gefallen sein: „Bald haben wir einen neuen Präsidenten.”

Der Aufstand der Söldnertruppe ist nach Ansicht britischer Geheimdienste für den russischen Staat die „größte Herausforderung“ der jüngeren Zeit. „In den kommenden Stunden wird die Loyalität der russischen Sicherheitskräfte und insbesondere der russischen Nationalgarde entscheidend für den Verlauf der Krise sein“, betonte das Verteidigungsministerium in London am Samstag.

Was bislang über den Aufstand bekannt ist

Es gebe bisher nur „sehr begrenzte Beweise“ für Kämpfe zwischen Wagner und Sicherheitskräften. Dies deute darauf hin, dass einige russische Truppen wahrscheinlich „passiv“ geblieben seien und Wagner nachgegeben hätten.

Einheiten der Wagner-Gruppe hätten an mindestens zwei Stellen aus der Ukraine die russische Grenze überschritten, hieß es in der Mitteilung weiter. In der südrussischen Stadt Rostow habe Wagner „mit ziemlicher Sicherheit wichtige Sicherheitseinrichtungen besetzt, darunter das Hauptquartier, das die russischen Militäroperationen in der Ukraine leitet“. Nun würden Wagner-Einheiten das südwestrussische Gebiet Richtung Norden durchziehen. „Mit ziemlicher Sicherheit“ sei ihr Ziel, die Hauptstadt Moskau zu erreichen.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor 16 Monaten täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

Briten in Russland sollen Ausreise erwägen

Die britische Regierung warnt derweil vor einer Ausweitung der Kämpfe auf das ganze Land. „Es gibt Berichte über militärische Spannungen im (südrussischen) Gebiet Rostow und ein Risiko weiterer Unruhen im Land“, heißt es in einer Mitteilung des Außenministeriums.

Zugleich appellierte das Ministerium an Briten, die sich in Russland aufhalten, ein Verlassen des Landes in Erwägung zu ziehen. Es gebe nur wenige Flugverbindungen nach Großbritannien. „Falls Ihre Anwesenheit in Russland nicht unbedingt notwendig ist, empfehlen wir Ihnen dringend, die Ausreise über die verbleibenden kommerziellen Routen in Betracht zu ziehen.“

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im britischen Parlament, Tobias Ellwood, sagte, der Konflikt biete eine „riesige Möglichkeit für die Ukraine, die aktuelle Meuterei und das Chaos in Russland” auszunutzen.

© dpa-infocom, dpa:230624-99-170066/3


Von dpa und hir
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