Heckel-Aquarell: Entdeckungsreise durch das Taubertal | FLZ.de

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Veröffentlicht am 09.11.2022 07:55

Heckel-Aquarell: Entdeckungsreise durch das Taubertal

Das Aquarell „Im Taubertal“ von Erich Heckel aus dem Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen/Jens U. Nober (Galerie Neher, Essen). (Bild: Erich Heckel)
Das Aquarell „Im Taubertal“ von Erich Heckel aus dem Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen/Jens U. Nober (Galerie Neher, Essen). (Bild: Erich Heckel)
Das Aquarell „Im Taubertal“ von Erich Heckel aus dem Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen/Jens U. Nober (Galerie Neher, Essen). (Bild: Erich Heckel)

Das Interesse am Heckel-Aquarell ist ungebrochen: Immer wieder sehen sich Besuchergruppen das Werk an. Es ist Teil der Sonderschau „Eine Begegnung mit Rothenburg – Kunst und Künstler zwischen 1810 und 1970“ im Kriminalmuseum. Aber: Was ist eigentlich auf dem Aquarell zu sehen?

Laien, die vor dem Werk stehen, nehmen erst einmal viele Farben wahr. Das Aquarell wirkt einladend, froh – und zeigt den Blick hinunter ins Tal auf die Doppelbrücke und die Kobolzeller Kirche.Experten haben natürlich einen anderen Blick auf das Aquarell des Expressionisten und Mitbegründers der Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ Erich Heckel aus dem Jahr 1927. Experten sehen Feinheiten, besondere Techniken. Anja Bergermann, als Kunsthistorikerin eine absolute Fachfrau, erklärt: Es handelt sich um ein Aquarell „über Bleistift auf Papier“, es ist 56 mal 68 Zentimeter groß, betitelt mit „Im Taubertal“.

Von Rothenburg hinab ins Taubertal

Zu sehen ist der Blick von Rothenburg hinab ins Taubertal – „so vertraut, da er nahezu identisch mit dem Blick aus dem Kriminalmuseum beziehungsweise von der Eichkanzel ist“. Der Blick reicht weit in die Landschaft hinein über die Hügel, Wälder und Felder. Von der Doppelbrücke zweigt die Leuzenbronner Steige ab, links befindet sich das Amerikanerwäldchen. Bergermann: „Dies alles hat Heckel in einem umfangreichen Farbspektrum festgehalten, das das Bild zum Leuchten bringt.“

Der Künstler halte hier die Gegebenheiten der Landschaft und die Platzierung der Gebäude „recht genau – wenn auch in seinem eigenen, expressiven Stil – fest“. Somit sei hier nicht ein beliebiges Tal abgebildet, „sondern es ist deutlich erkennbar, dass es sich um Rothenburg und das Taubertal handelt“.

Heckel hat keine Realität angestrebt. „Ein photographisches Abschildern der Gegebenheiten ist nicht bildbestimmend, gleichzeitig hat er den Blick jedoch auch nicht verändert, nicht schematisiert oder zu einer beliebigen Landschaftsaufnahme umgedeutet, sondern explizit die Merkmale dieses Rothenburger Blicks festgehalten, so wie er es vorgefunden hatte.“

Bild zum Vibrieren gebracht

Bergermann zitiert auch aus einem Katalogtext, verfasst von der Kunsthistorikerin Dr. Doris Hansmann: „Während Stadt- und Naturlandschaft einerseits exakt erfasst sind, verleiht Heckel seiner Darstellung andererseits durch die flächige Staffelung des Bildraums und den Eigenwert der Farbe eine vitale Expressivität, die das Bild in Bewegung versetzt und es zum Vibrieren bringt. Es ist diese gelungene Verbindung von genauer Topografie und malerischer Freiheit, die dem Aquarell seine besondere Qualität verleiht.“

Heckel nutzt laut Bergermann in diesem Aquarell die Farben „nicht wie oftmals bei einem modernen Aquarell üblich, also keine ineinanderfließenden Farben“. Sondern: „Hier setzt sich Farbe von Farbe ab.“ Die Farben dienten auch dazu, „das Bild zu ordnen und nehmen geologische Strukturen an. Dies scheint fast im Gegensatz zu stehen zum spontanen, expressionistischen Stil des Bildes und erzeugt so eine Spannung“.

Die flächige Anordnung und die aspektivische Darstellung laden den Betrachter ein, „auf Entdeckungsreise durchs Bild zu gehen“. Bergermann: „Fast abstrahiert er die gegebenen Einzelheiten und doch ergeben sie ein harmonisches Ganzes.“

Aquarelle und Handzeichnungen habe Heckel gerne genutzt, um den ersten Eindruck festzuhalten und sie später im Atelier in einem neuen Werk zu verwirklichen – „wie auch bei unserem Aquarell geschehen“. Dem Aquarell im Bildaufbau sehr ähnlich sei ein Ölgemälde gewesen, das „während eines Bombenangriffs auf Berlin in Heckels Atelier zerstört wurde“. Es existiert nur noch eine Schwarz-Weiß-Abbildung. Das Aquarell war bis Heckels Tod 1970 in seinem Besitz.

Spendenaktion läuft bis 8. Januar

Der Heckel soll bleiben – wer helfen möchte, die restlichen 10.000 Euro bis 8. Januar zusammenzubekommen, kann Geld in die Schatztruhe in der Johanniterscheune werfen oder überweisen – auf das Sparkassenkonto des Kriminalmuseums mit der IBAN-Nummer DE45 7655 0000 0007 0689 43 (Verwendungszweck „ Heckel“). Wir halten Sie regelmäßig auf dem Laufenden, wie viel noch fehlt. Außerdem beleuchten wir in mehreren Beiträgen Besonderheiten rund um den Künstler Erich Heckel und sein Werk.

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