Für das angestrebte Steigerwald-Naturparkzentrum im ehemaligen Scheinfelder Amtsgericht hat der Stadtrat am Montag (25. April 2022) einen weiteren Beschluss gefasst. Die Stadt wird für die Naturparkzentrums-Räumlichkeiten keine Miete verlangen – zumindest nicht die ersten 25 Jahre.
Der Beschluss dazu fiel zwar einstimmig, allerdings erst nach ausführlicher Diskussion. Das veranlasste Bürgermeister Claus Seifert zu der Mahnung, das Ratsgremium dürfe „nicht jedesmal eine Grundsatzdebatte“ anzetteln, wenn es um das Naturparkzentrum geht.
Der Beschluss zur Mietfreiheit war laut Seifert von der Geschäftsführerin des Naturpark-Vereins erbeten worden. Zudem gebe es eine Checkliste, welche Anforderungen das Naturparkzentrum erfüllen müsse. Dazu zählt etwa eine Mindestfläche von 400 Quadratmetern, wovon – ebenfalls mindestens – 200 Quadratmeter Ausstellungsfläche sein müssen. Das Gebäude kann und die Stadt will diese Anforderungen erfüllen.
Auf zwei Etagen (Erdgeschoss und erster Stock) würde die Naturparkzentrum-Ausstellung samt Gastronomie untergebracht, erklärte Seifert zum bisherigen Diskussionsstand. Für die gastronomische Versorgung hätten sich bereits drei Interessenten gemeldet. Das zweite Obergeschoss könnte Domizil des Naturpark-Vereins beziehungsweise der Ranger werden. Auch gab es bislang Überlegungen, das städtische Kulturamt in dem historischen Gebäude unterzubringen. Anfragen gebe es zudem etwa vom Steigerwaldklub, sagte Seifert und merkte an, dass zum Beispiel auch der Landschaftspflegeverband inhaltlich dazu passen würde.
Während für den Naturparkzentrum-Teil eine Förderung des Freistaats in Höhe von zwei Millionen Euro zugesagt ist, tat sich für Andreas Huprich die Frage auf: „Wer finanziert das zweite Obergeschoss? Und dann haben wir noch das Dach.“ Der CSU-Rat sorgte sich, dass sich die Stadt mit dem Beschluss zur Mietfrage andere Nutzungsoptionen für das Gebäude verbauen könnte. Zudem befürchtete er, dass vom etwa 6000 Quadratmeter großen Gartengrundstück ein Gutteil für Parkplätze herhalten müsse. Laut Seifert soll der komplette Garten Teil des Naturparkzentrums sein.
Zum Dachgeschoss ist nach Seiferts Worten noch keine Aussage möglich, ob es überhaupt nutzbar gemacht werden kann. Das liegt an einer offenbar sehr kniffligen Frage: der „vertikalen Erschließung“: Wie kommen die Gäste barrierearm – also per Aufzug – in die verschiedenen Stockwerke? Das ist nur zum Teil ein technisches, hauptsächlich aber ein Denkmalschutzproblem. Seitens der Stadt wurde ein Außenaufzug erwogen. Besonders schwierig würde es dabei wohl, das Dachgeschoss einzubinden. Zudem bräuchte auch das Dach für eine öffentliche Nutzung zwei Fluchtwege.
Skeptisch war auch Martina Kellner. Die ÜWG-Rätin bekannte, sie bekomme „immer mehr Bauchschmerzen“. Die Vorgabe einer solch großen Ausstellungsfläche, so sagte Kellner, passe nicht zu dem, was sie sich unter dem Naturparkzentrum vorgestellt habe. Sie sei – auch angesichts des Wegfalls des Markt Bibarter Jugendgästehauses – davon ausgegangen, dass auch eine Möglichkeit geschaffen wird, mal eine Schulklasse unterzubringen, mit der dann etwas unternommen wird. „Das Wesentliche fehlt mir einfach“, sagte Kellner. Zur konzeptionellen Ausrichtung des Naturparkzentrums merkte Seifert an, dass dazu jeder Steigerwald-Landkreis seine Vorstellung einbringen wird.
Seifert warb um „ein Stück weit wechselseitiges Vertrauen“ und erhielt Unterstützung vom dritten Bürgermeister Dr. Berthold Krabbe (SPD). Dieser verwies auf den Beschluss des hiesigen Landkreises, die Finanzierungslücke zu decken, die sich zwischen den städtischen Aufwendungen und den Fördergeldern einerseits und den – noch nicht feststehenden – Investitionskosten andererseits auftun wird. Damit habe sich der Landkreis „weiter aus dem Fenster gelehnt, als wir das getan haben“, fand Krabbe – auch wenn für die Beteiligung des Kreises weiterhin keine konkrete Summe genannt ist.
Zudem, so führte Seifert aus, werde der hiesige Landkreis 50 Prozent der Betriebskosten tragen. Das passt zum Umstand, dass im Kreis in etwa die Hälfte des Naturparkgebiets liegt, fand der Bürgermeister. Die andere Betriebskostenhälfte teilen sich die fünf weiteren am Naturpark beteiligten Landkreise. Noch zu klären sei jedoch, was alles zu den Betriebskosten zählt.
Seifert bekannte, er verspüre „nach wie vor große Euphorie“, befürchtete aber auch: „Wir werden da noch andere Diskussionen führen, wenn es konkreter wird.“
Andreas Reum
Dieser Artikel wurde am 28. April 2022 erstmals in der FLZ veröffentlicht.