Wo Schmuckträume wahr werden: 25 Jahre Goldschmiede Norys | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 14.10.2022 08:35

Wo Schmuckträume wahr werden: 25 Jahre Goldschmiede Norys

Gertrud Norys bearbeitet einen Ring. Sie hat vor 25 Jahren die Goldschmiede gegründet.  (Foto: Sarina Schwinn)
Gertrud Norys bearbeitet einen Ring. Sie hat vor 25 Jahren die Goldschmiede gegründet. (Foto: Sarina Schwinn)
Gertrud Norys bearbeitet einen Ring. Sie hat vor 25 Jahren die Goldschmiede gegründet. (Foto: Sarina Schwinn)

Seit einem Vierteljahrhundert werden in der Goldschmiede Norys in Großbreitenbronn Schmuckträume wahr. Inhaberin Gertrud Norys erzählt von der hohen Handwerkskunst des Goldschmiedens und ihren ganz besonderen Kunden.

Das alte Schulhaus, das den Handwerksbetrieb beherbergt, wurde bis 1996 in dem Ortsteil von Merkendorf (Landkreis Ansbach) für den Unterricht genutzt. Nachdem die Einrichtung geschlossen hatte, verlagerte Gertrud Norys ihren Lebensmittelpunkt von Willendorf nach Großbreitenbronn und eröffnete 1997 in den leeren Räumen neben der Werkstatt auch ihr erstes Ladengeschäft. Vor acht Jahren kam eine Filiale in Treuchtlingen dazu. „Zu Beginn hatte ich eine Auszubildende – heute haben wir zwei Gesellinnen, zwei Azubis und zwei Aushilfen“, zählt die 59-Jährige auf.

Kunsthandwerkermarkt Anfang Mai

Gern denkt sie daran, wie freundlich die Dorfbevölkerung ihre Familie mit drei kleinen Kindern damals aufgenommen hat. Zusammen mit einigen kreativen Nachbarinnen rief sie die „Handwerkskunst im Alten Schulgarten“ ins Leben, einen Kunsthandwerkermarkt, der jedes Jahr Anfang Mai stattfindet. Gertrud Norys ist seit 1989 Goldschmiedemeisterin. „Das war immer ein Traum von mir: Schmuck gestalten, handwerklich arbeiten, am Abend sehen, was man gemacht hat“, schwärmt sie. Schon in ihrer Kindheit entwickelte sie eine Faszination für Edelsteine.

Die teilen auch ihre Azubis. In den ersten beiden Wochen erlernen sie die Grundtechniken: sägen, löten und feilen. Dann dürfen sie, so die Chefin, „ziemlich schnell“ ihr erstes Schmuckstück kreieren. Norys bevorzugt ein „klares Design“, bei dem der Stein im Mittelpunkt steht. „Entwerfen heißt weglassen.“

„Ich mag keine Menschen, die nur ihren Job machen“

Die Aufgaben in der Werkstatt sind vielfältig – vom Entwurf über die Herstellung des Schmuckstücks, das Fassen von Edelsteinen bis zum Einschmelzen des Metalls. Kreativität braucht man ebenso wie die Geduld, stundenlang an einer Ecke zu feilen. Wichtig ist der Inhaberin, dass ihre Mitarbeiter „mit Leib und Seele“ dabei sind. „Ich mag keine Menschen, die nur ihren Job machen.“

Die geschliffenen Edelsteine, die Norys in verschiedenen Formen und Größen erwirbt, sind weit gereist. So stammen die Opale aus Australien, die Diamanten aus Antwerpen. „Die Turmaline bekommen wir aus Afrika und Brasilien.“ Ihr Favorit ist der Opal, „weil der so vielfältig ist“. Kein Stein sei wie der andere.

Nachbildungen erkennen

Um gute Nachbildungen enttarnen zu können, braucht es Erfahrung. „Es gibt ganz fantastische Synthesen, die erkennt man per Augenschein überhaupt nicht.“ Manchmal bringen Kunden Schmuck von der Uroma mit einem großen hellblauen Stein. „Das sind zu 99 Prozent synthetische, aquamarinfarbene Spinelle“, bemerkt sie. „Man hat schon um 1900 wunderschöne Synthesen gemacht.“

Bei der Klassifizierung von Edelsteinen kommen optische Geräte wie Lupe, Mikroskop und Refraktometer zum Einsatz. Mit letzterem wird die Lichtbrechung gemessen. So kann man eine Aussage über Art und Qualität des Minerals treffen. Im Labor hergestellte Diamanten können aber oft nur durch eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen von natürlichen unterschieden werden. Wird eine Expertise für einen großen, teuren Stein benötigt, schicken ihn die Mitarbeiter ins geologische Labor.

Ringe werden am häufigsten nachgefragt

Am häufigsten nachgefragt werden Ringe, gefolgt von Ketten und Ohrringen. Broschen oder Armreifen sind heutzutage weniger beliebt, denn auch die Schmuckbranche ist der Mode unterworfen. „Eine Zeit lang haben wir haben fast nur weiße Trauringe verkauft. Inzwischen geht es über das Rose Rotgold langsam zum Gelbgold“, stellt die Schmuckexpertin fest. „Auch junge Mädels kaufen wieder Gold.“ Ein anderer Trend macht Gertrud Norys „ein bisschen unglücklich“, wie sie sagt. „Es wird alles immer kleiner und feiner. Bestimmte Steine brauchen aber eine gewisse Größe, um wirken zu können.“

Stücke, die die Persönlichkeit betonen

Ganz besonders schätzt sie an ihrer Arbeit den Kontakt zu den Schmuckliebhabern: „Unsere Kunden sind Leute, die Understatement-Schmuck suchen, an dem man nicht auf den ersten Blick erkennen kann, wie teuer er ist.“ Stattdessen legten sie Wert auf Stücke, die ihre Persönlichkeit betonen. Und genau deshalb darf es auch einmal etwas Auffälligeres sein, findet sie. Zu einer Kundin, die nach dezentem Schmuck fragte, sagte sie einmal: „Sparen Sie sich das Geld. Den Schmuck, der nicht auffällt, braucht man nicht.“

Über die Erlebnisse mit ihren Kunden könnte Norys ganze Bücher schreiben. Während der schlimmsten Zeit in der Corona-Krise bot eine Frau an: „Ich kann Ihnen ja schon mal Geld geben – irgendwann brauch’ ich schon mal wieder was“, erzählt die Inhaberin. „Da war ich echt gerührt.“ Angenommen hat sie das Angebot natürlich nicht.

Nicht nach dem Aussehen urteilen

Sehr wichtig ist ihr, die Interessenten nicht in Schubladen einzusortieren. Sie beurteilt niemanden nach seiner Automarke oder Kleidung. „Wir haben Kunden, die ganz schlicht und zurückhaltend sind, aber durchaus sehr viel Geld für Schmuck ausgeben.“ Einmal kam ein Mann herein, der zuvor in einer größeren Stadt bei einem Juwelier Ohrstecker für ein paar Tausend Euro kaufen wollte. „Die haben ihn nicht bedient. Er hat eine Viertelstunde dort gestanden, dann ist er wieder gegangen“, meint sie empört. In der Goldschmiede ist er seitdem „ein sehr guter Stammkunde“.

In lebhafter Erinnerung blieb ihr auch ein Paar, das vor vielen Jahren nach Trauringen fragte. Wegen ihrer unterschiedlichen Vorstellungen gerieten sich die beiden so in die Haare, dass Gertrud Norys anregte, noch einmal darüber nachzudenken. „Das Schöne ist: Sie kamen wieder, haben Ringe gekauft, und vergangenes Jahr kam die Frau und sagte: Können Sie sich noch an uns erinnern? Wir sind noch immer zusammen.“


Andrea Walke
Andrea Walke
... ist Redakteurin in der Lokalredaktion Ansbach und seit Dezember 2012 bei der FLZ. Sie fühlt sich in Rathäusern genauso wohl wie in Gerichtssälen und trifft am liebsten Menschen, die eine interessante Geschichte zu erzählen haben. Seit 2017 betreut sie redaktionell die Aktion "FLZ-Leser helfen".
north