FLZ-Auszeichnung: Dajana Pissors ist Ehrenamtliche des Monats Juli | FLZ.de

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FLZ-Auszeichnung: Dajana Pissors ist Ehrenamtliche des Monats Juli

In der freien Natur fühlt sich Pfadfinderin Dajana Pissors so richtig wohl. (Foto: Andrea Walke)
In der freien Natur fühlt sich Pfadfinderin Dajana Pissors so richtig wohl. (Foto: Andrea Walke)
In der freien Natur fühlt sich Pfadfinderin Dajana Pissors so richtig wohl. (Foto: Andrea Walke)

Die Pfadfinder kannte Dajana Pissors aus Bad Windsheim eigentlich nur aus Filmen und Büchern. Bis sie im September 2022 den Stamm Bad Windsheim mitgründete. Heute leitet die 23-Jährige eine Gruppe – und steckt viel Energie in das Ehrenamt.

Sich zu engagieren, ist für Dajana Pissors eine Selbstverständlichkeit. Als Jugendliche zog sie 2015 mit ihrer Familie nach Bad Windsheim und ging zur Feuerwehr, weil sie Anschluss suchte. „Mein Grundsatz war immer: Ich möchte Leuten helfen“, erzählt sie. Bei den Brandschützern ist sie zwar immer noch, hat sich dort aber mittlerweile zurückgezogen und ihr Engagement stattdessen auf die Jugendarbeit bei den Pfadfindern verlagert. „Ich habe gemerkt, ich möchte den Menschen nicht nur helfen, sondern etwas mit ihnen aufbauen.“


Dann wurde ich rein geworfen in dieses ganze Pfadfindertum.

Dajana Pissors

Als sie gefragt wurde, ob sie Lust hätte, im Team einen neuen Pfadfinder-Stamm zu gründen, war das absolutes Neuland für sie. „Dann wurde ich reingeworfen in dieses ganze Pfadfindertum“, bemerkt die Bad Windsheimerin und lacht. Mittlerweile sind die Knoten, die Halstuchfarben der verschiedenen Altersstufen und Begriffe wie Meute und Sippe längst kein Buch mit sieben Siegeln mehr für sie. Sich die komplexe Struktur der Pfadfinderbewegung mit all ihren Regeln, Ritualen und Leitsätzen anzueignen, war aber gar nicht so einfach. „Ich frage heute noch viele Sachen. Es ist sehr, sehr viel Input.“

Der Stamm Bad Windsheim gehört zum Verband Christlicher Pfadfinder (vcp). Mit im Team sind noch Stammesleitung Johanna Schilder sowie Lisa Bavosa und Felix Rieß. Besonders toll findet Dajana Pissors an den Pfadfindern die Gemeinschaft. „Und es tut gut, einfach mal eineinhalb Stunden draußen zu verbringen – im Wald oder auf dem Feld“, sagt sie. „Ich bin ein Naturmensch.“ Auch zu ihrem Job bildet das ehrenamtliche Engagement einen guten Ausgleich. Die junge Frau hat gerade eine generalisierte Ausbildung im Pflege-Bereich abgeschlossen und arbeitet im Vitalis Wohnpark Bad Windsheim.

Die Wölflinge treffen sich im Waldkindergarten

Aktuell besteht der Pfadfinder-Stamm aus einer Meute mit rund 15 Kindern zwischen acht und zehn Jahren. Sie werden Wölflinge genannt. Meute heißt die Gruppe in dieser Altersstufe. Die Treffen finden außer in den Ferien einmal pro Woche im Waldkindergarten im Wirbelseeweg statt. Bei Regen dürfen die Wölflinge das große Tipi auf dem Gelände nutzen – ansonsten sind die Aktivitäten im Freien.

Im Mittelpunkt steht nicht nur das Freizeitvergnügen. Die Buben und Mädchen lernen auch, sich gemeinsam weiterzuentwickeln, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig zu werden. In die erste Meute wurden vor knapp zwei Jahren nur Erstklässler und Kinder im Vorschulalter aufgenommen, „damit sie ungefähr dasselbe Alter haben“. Bei einer zu großen Spanne könne man den Kindern nicht gerecht werden, bemerkt Pissors. „Es ist auch üblich, dass die Kinder die Stufen – Wölflinge, Jungpfadfinder, Pfadfinder – alle zusammen machen, damit sie das Gefühl von Gemeinsamkeit haben.“

Spielerisch erkunden die Wölflinge die Natur, bauen Murmelbahnen und Wichtelhäuser, besuchen die Feuerwehr oder einen Bauernhof. Sie beschäftigen sich mit der Umwelt, beteiligen sich an Müllsammelaktionen, lernen Schnitzen und üben Knoten. Letztere brauchen sie später, um auf den traditionellen Pfadfinderlagern ihre Kohten (Zelte) aufzubauen. „Dann müssen die Knoten sitzen“, stellt Dajana Pissors fest, „sonst fällt die Kohte in sich zusammen und wir schlafen unter freiem Himmel.“

Mit dem Zug und auf Schusters Rappen

Weil der Verband christliche Wurzeln hat, werden auch biblische Geschichten thematisiert. Ab und zu steht bei Meuten-Aktionstagen Laufen oder Wandern auf dem Programm. „Die Kinder müssen sich daran gewöhnen, dass wir viel laufen werden.“ Denn bei den Fahrten wird später nur mit dem Zug und auf Schusters Rappen gereist.

Zweimal verbrachten die Bad Windsheimer schon ein verlängertes Wochenende gemeinsam in Pfadfinderhäusern. Da wurden dann feierlich die ersten Halstücher an die Kinder überreicht. Diese sind Teil der Pfadfinderkluft und ein wichtiges Zeichen der Zugehörigkeit zur Gruppe. Das feierliche Ritual der Übergabe ist auch für Dajana Pissors immer wieder ein bewegendes Ereignis: „Wir warten, bis es dunkel ist, dann laufen wir zu einer von Kerzen erleuchteten Lichtung. Alle sind still, man hört nur unsere Stammesleitung sprechen, wie sie das jeweilige Kind in den Bund der Pfadfinder aufnimmt. Das ist wirklich sehr emotional.“

Alle zwei Jahre startet bei den Pfadfindern eine neue Gruppe. „Jetzt im September ist es wieder soweit“, teilt Dajana Pissors mit. Dann werden die jetzigen Wölflinge zu Jungpfadfindern und ihre Gruppe heißt nicht mehr Meute, sondern Sippe. Zugleich soll eine neue Meute mit Wölflingen entstehen. Wenn sie 16 Jahre alt sind, dürfen die Kleinen von heute selbst eine Gruppe leiten, sie sind dann in der Ranger/Rover-Stufe. Aktuell braucht das Team aber dringend Verstärkung von außen, damit die neue Meute gegründet werden kann. „Wir tun uns ein bisschen schwer, Leitungen zu finden“, bedauert Dajana Pissors. Interessenten können sich an Stammesleitung Johanna Schilder wenden. Sie ist per E-Mail an johanna.schilder@elkb.de erreichbar.

Der Stamm braucht noch weitere Ausrüstung

Auch finanziell bräuchte der neue Pfadfinder-Stamm noch Unterstützung. Fahrtkosten und Material werden über Teilnehmerbeiträge, Zuschüsse vom Kreisjugendring sowie der Kirchengemeinde und Spenden finanziert. Aber es fehlt insgesamt noch an Ausrüstung wie weiteren Kohten oder Pfadfinder-Liederbüchern.

Dajana Pissors kann sich ein Leben ohne ehrenamtliches Engagement gar nicht mehr vorstellen. Einfach nur so daheim sitzen, das geht nicht. „Ich probiere auch gern neue Sachen aus.“ Damit es nicht langweilig wird, leitet sie ab September noch eine Tanzgruppe beim TSV Ipsheim. „Das ist mir so in den Schoß gefallen, da konnte ich nicht Nein sagen.“

Aktion „Mein Ehrenamt”: Sie kennen auch eine Person aus der Region, deren ehrenamtliches Engagement einen Preis verdient hätte? Dann schlagen Sie sie über unser Bewerbungsformular vor.


Andrea Walke
Andrea Walke
... ist Redakteurin in der Lokalredaktion Ansbach und seit Dezember 2012 bei der FLZ. Sie fühlt sich in Rathäusern genauso wohl wie in Gerichtssälen und trifft am liebsten Menschen, die eine interessante Geschichte zu erzählen haben. Seit 2017 betreut sie redaktionell die Aktion "FLZ-Leser helfen".
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