Dieser Film wird kein Spaß für die ganze Familie, und nicht einmal das Ende wird happy. "Maschinenblut" ist Simon Fischers und Michael Christians erster Spielfilm. In ihm geht es um Gewalt und Traumabewältigung. Im Juni beginnen die Dreharbeiten – unter anderem in der Grotte in Ansbach. 2020 begannen die beiden mit der Filmproduktion.
Noch knapp sechs Wochen, dann fällt das erste Mal die Klappe. Action haben die zwei Nachwuchsfilmemacher aus Roth aber schon jetzt. Von morgens bis abends koordinieren sie Termine, versuchen sie, Sponsoren zu akquirieren, besichtigen sie mögliche Drehorte – unter anderem auch im Landkreis Ansbach. Die Grotte, eine Bar in einem Gewölbekeller in der Platenstraße, ist fest eingeplant.
Die beiden 24-Jährigen kennen sich noch aus der Schule, sie sind gemeinsam auf das Gymnasium in Roth gegangen. Nach dem Abitur trennten sich die Wege der beiden, kreuzten sich aber einige Jahre später wieder am Theater in Fürth. Dort kümmerte sich Michael Christian um ein besonderes Projekt: "Michi hat dort sein eigenes Theaterstück auf die Beine gestellt", erzählt Simon Fischer.
Christian schreibt Romane, Drehbücher und führt Regie. Sich selbst bezeichnet er als "expressiven Menschen". Bühnenbretter sind ihm vertraut. Von der siebten bis zur zwölften Klasse spielte er Schultheater und schnupperte in die Regiearbeit. Eine prägende Zeit für den jungen Mann. So prägend, dass er nach seiner Ausbildung zum Polizisten zwei Jahre an der Akademie für darstellende Kunst in Ulm verbrachte und Schauspieler wurde.
Sein Theater-Projekt in Fürth wollte der Schauspieler auf Bildern festhalten. Da erinnerte er sich an seinen ehemaligen Schulfreund, der sich unterdessen als Foto- und Videograf sowie als Texter selbstständig gemacht hatte. Simon Fischer willigte ein – der Startschuss für weitere Vorhaben.
Film und Foto begleiteten Fischer von klein auf. Im Alter von fünf Jahren entdeckte er die alte Videokamera seines Vaters im Schrank. Mit dieser zwei Kilogramm schweren Ausrüstung dokumentierte er fortan alles, was ihm vor die Linse geriet. "Mein größter Wunsch zum achten Geburtstag war ein Camcorder", erzählt er. Mit einem Freund hat er dann eigene Krimis gedreht.
Um in der Filmbranche Fuß zu fassen, studierte Fischer zunächst Journalismus an der Hochschule Ansbach. Nebenbei arbeitete er für eine Tageszeitung. Allerdings war es sein Ziel, Spielfilme zu drehen. Wie lange würde es dauern, bis ein Hollywood-Regisseur an die Tür klopft? "Es passiert nichts, wenn ich es nicht selbst mache", zog er seine Schlüsse, krempelte die Ärmel hoch, sein Leben um und machte sich selbstständig. Mittlerweile sind auch Michael Christian und seine Schwester Carina Christian Teil der Produktionsfirma.
Seit Beginn ihrer Zusammenarbeit haben sie drei Kurzfilme realisiert. Mit ihren mitunter bedrückenden Themen bedienen sie nicht den Mainstream. In "Ich bin nicht da" verkörpert Michael Christian einen psychisch Erkrankten, der sich von der Außenwelt abschottet. Zuschauer, die sich nach seichter Unterhaltung sehnen, werden hier nicht fündig. Doch – da sind sich die jungen Männer einig – sie sind keine Fans belangloser Themen. In ihren Filmen gibt es nicht die eine Botschaft. "Was wir machen, ist Kunst", sagt Fischer. Welche Gedanken und Gefühle die Zuschauer haben, ist zunächst zweitrangig. Hauptsache, sie denken.
"Maschinenblut" wird das bisher größte Projekt. Weil sich die Kosten dafür auf mehrere Tausend Euro belaufen, suchen die Filmemacher unter anderem mittels Crowdfunding Unterstützer. Der Spielfilm soll 60 Minuten dauern, etwa 50 Menschen sind daran beteiligt. Die Geschichte nimmt ihren Lauf in einer fiktiven Großstadt in den USA. Christian hat ein "Faible", wie er es formuliert, Handlungen ort- und zeitlos zu lassen. In dem von ihm geschriebenen Drehbuch geht es um die alltägliche Gewalt, etwa Polizei- und Gang-Gewalt, in US-Großstädten.
Im Zentrum der Geschichte steht ein Ermittlerduo, das in einem Polizeidepartement arbeitet. Das Duo ist verroht durch die tägliche Gewalt, erschöpft aufgrund der zahllosen Überstunden – eine ungesunde Kombination, die sich Christian bewusst ausdachte. Somit nimmt die Brutalität eine immer exzessivere Gestalt an. Ein traumatisches Ereignis hebt die Welt kurzzeitig aus ihren Angeln.
Seine Ideen schöpft Christian aus dem, was ihn bewegt: "Ich träume von dem, was mich am meisten trifft, was mich persönlich berührt. Das brennt sich ein", sagt der 24-Jährige. In seinen Träumen verarbeitet er das Erlebte, Erfahrene und schreibt es auf. "Das muss dann noch in Form gegossen werden", erklärt er.
Bis die Worte auf Papier zu Bild und Ton werden, fehlt noch ein wichtiger Schritt: Christian muss seinem Partner die Idee vorstellen. Weil Fischer für die Produktion zuständig ist, wirft er ein Auge auf Faktoren wie Umsetzung, Kosten-Nutzen-Rechnung, Aufwand und "worauf ich auch Lust habe", sagt er. Sie ergänzen sich gut, bilden eine Symbiose. Damit Michael Christian, der Träumer, nicht zu sehr die Bodenhaftung verliert, hält Fischer ihn fest.