Der geplante Abriss der Brücke zwischen Wicklesgreuth und Petersaurach erregt derzeit die Gemüter in der Gemeinde und ist längst ein heiß diskutiertes Politikum. Wird der kleine Gemeindeteil vom Hauptort abgehängt? Ist der Abriss zu vermeiden? Und wie und wann könnte ein Neubau realisiert werden?
Wir haben bei den im Gemeinderat vertretenen Fraktionen nachgefragt, das Meinungsbild gestaltete sich dabei überraschend einhellig. Vor allem hinter der Finanzierung eines möglichen Neubaus steht ein großes Fragezeichen.
Daniel Mogge (CSU): „Die Brücke muss weg, es gibt dazu keine Alternative. In Sachen Neubau gilt es zu prüfen, was wir in der Kasse haben. Je nach Ausbaustufe sprechen wir da über sehr viel Geld. Ich halte es für sinnvoll, wenn wir uns Zeit nehmen und genau überlegen, was wir machen. Wenn wir etwa 1,5 Millionen Euro in die Hand nehmen für einen Neubau, bindet das viele Mittel, und das Geld fehlt für andere Projekte. Der Radweg auf der Nordseite wäre eine sinnvolle Alternative, aber erst muss er fertiggestellt werden. Als Übergangslösung halte ich ihn für nicht verkehrt.“
Carsten Aschoff (Bündnis 90/Die Grünen): „Die Entscheidung, den Abriss in Auftrag zu geben, war alternativlos. Nach den Gutachten mussten Verwaltung, Gemeinderat und Bürgermeister sehr schnell reagieren. Losgelöst von der Frage eines Neubaus. Das wird eine finanzielle Frage, egal in welcher Form. Eine Radhängebrücke wäre ein Traum, aber die können wir uns nicht leisten. Wir haben ja schon Probleme, unsere Pflichtaufgaben zu erfüllen. Bis eine neue Brücke gebaut werden kann, werden Jahre vergehen. Daher sollten wir die Bürger mit einbeziehen. Sollte sich eine Möglichkeit auftun, werden wir das Thema wieder aufrollen. Ich glaube aber nicht, dass sich unsere Haushaltslage ändert und wir in ein paar Jahren in Geld schwimmen.“
Jürgen Arnold (SPD): „Man muss realistisch sein, wir haben es uns im Gemeinderat nicht einfach gemacht. Vor einem möglichen Neubau muss die alte Brücke erst abgerissen werden. Und bei einem Neubau müssen viele Aspekte abgewogen werden. Sollen dann auch Autos die Strecke befahren können, oder soll eine neue Brücke dann nur für Radfahrer und Fußgänger sein? Für Autofahrer wird es egal sein, ob sie auf einer anderen Strecke etwas länger von Wick-lesgreuth nach Petersaurach brauchen, aber gerade für Kinder wäre ein kurzer Weg in die Grundschule, zum Sportverein oder zu den Tennisplätzen wichtig. Die derzeitige Alternative über den Weg oberhalb der Bahnstrecke ist sicher nicht optimal, aber eine realistische Variante. Gibt es Alternativen, können wir gerne noch einmal diskutieren.“
Thomas Knapp (Freie Wählergemeinschaft): „Das ist ganz einfach eine Kostenfrage. Wir alle würden gerne eine neue Brücke haben, aber wir können uns das einfach nicht leisten. Die alte Brücke muss weg, sie ist eine Gefahr für den Zugverkehr. Mit einem Neubau ist auch die Frage der Zuschüsse verbunden. Wirklich Geld gibt es nur, wenn man das Bauwerk und die zuführenden Straßen aufwertet. Und da reden wir dann schon von Millionenbeträgen, außerdem müssten wir dann als Gemeinde noch den Grund für eine Straßenverbreiterung erwerben. Links und rechts der Straße gehört uns nichts, das ist alles Privatbesitz. Man kann ja nicht nur eine einfache Holzbrücke über die Bahnstrecke bauen. In Deutschland ist doch alles geregelt, das wollen wir Deutschen so, aber das ist auch unser Problem.“
Sebastian Beck (Liste Einigkeit): „Wir bedauern die Sperrung und den Abriss der Brücke, der aufgrund des Brückengutachtens unausweichlich so zu entscheiden war. Ein kompletter Neubau wird aufgrund des Haushaltes der Gemeinde schwer umsetzbar sein. Sollten wir allerdings eine kreative und finanzierbare Lösung finden, werden wir uns dieser Chance nicht verschließen.“
Florian Pöhlmann