Der deutsche Skirennfahrer Andreas Sander droht wegen einer schwerwiegenden Zellerkrankung die komplette Weltcup-Saison zu verpassen. Der Vizeweltmeister von 2021 berichtete, dass bei ihm eine mitochondriale Dysfunktion diagnostiziert wurde. Dies bedeute, dass bei ihm die Mitochondrien als Bestandteile und wichtige Energielieferanten der menschlichen Zellen nicht richtig arbeiten.
Einen Start bei der ersten Abfahrt des Winters im Dezember in Beaver Creek (USA) schloss er bereits aus. Ob und wann er überhaupt wieder wettkampfmäßig Skifahren kann, das sei nicht zu prognostizieren, berichtete Sander.
Der 35-Jährige habe in den vergangenen Monaten nicht trainieren können und seit Anfang dieser Woche eine komplette Sport-Pause verordnet bekommen. „Ich gehe nur spazieren“, sagte er im Rahmen der offiziellen Einkleidung des Deutschen Skiverbands (DSV) in Nürnberg. „Und beim Spazieren muss ich mich teilweise hinsetzen, weil der Körper einfach so müde ist.“ Zudem habe er Konzentrationsprobleme. Sander schilderte, dass nach Meinung der Ärzte die Dysfunktion eine Folge von vieler Infekte der letzten Jahre sein dürfte.
Sander ist einer der erfahrensten Alpin-Sportler im deutschen Team. Bei der Weltmeisterschaft 2021 in Cortina d'Ampezzo gewann er Silber in der Abfahrt. In den Wintern danach konnte er dies dann im Weltcup nicht bestätigen - vor allem die vorige Saison verlief dann sehr enttäuschend. Nun verriet der Athlet aus Ennepetal erstmals, woran es lag.
„Das ist nicht nur ein mittlerer, sondern ein Riesen-Alptraum“, sagte Cheftrainer Christian Schwaiger. Der Coach berichtete nur wenige Tage vor dem ersten Renn-Wochenende mit den Riesenslaloms der Frauen und Männer in Sölden, dass Sander nicht der einzige Ausfall der vergangenen Monate war und womöglich der nächsten Zeit sein wird.
Alexander Schmid leidet seit Januar permanent an Infekten und ist „in keinster Weise belastbar für richtigen Hochleistungssport und entsprechendes Training“, sagte Schwaiger. Der Parallel-Weltmeister von 2023 und beste deutsche Riesenslalom-Athlet schilderte, dass er nach Rennen und Krafttrainings regelmäßig extrem erschöpft sei und sich ausruhen müsse.
Vor einigen Jahren litt er bereits am Epstein-Barr-Virus - eine sichere Diagnose habe der 30 Jahre alte Allgäuer diesmal aber nicht. „Jeder Tag ist eine Überraschung“, sagte Schmid und meinte zu seinem Leistungsstand: „Wenn ich Pausen mache, dann würde ich schon behaupten, dass ich 70 bis 80 Prozent meines Energielevels habe.“
Darüber hinaus berichtete Chefcoach Schwaiger, dass Abfahrer Simon Jocher im August einen Bandscheibenvorfall erlitten hatte und daher viel Training verpasst habe. Aus dem vor einigen Jahren noch sehr starken deutschen Speed-Team blieben zuletzt im Training nur Altmeister Romed Baumann und der junge Jacob Schramm übrig, schilderte Schwaiger. Die ehemaligen Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen und Josef Ferstl hatten ihre Karrieren beendet.
Zu allem Überfluss habe sich dann auch noch Stefan Luitz - der für den Deutschen Skiverband (DSV) startet, aber mit einem internationalen Team trainiert - in der vorigen Woche die Hand gebrochen. Und der junge Nickco Palamaras, der in diesem Winter an das Weltcupteam herangeführt werden sollte, erlitt am selben Tag einen Kreuzbandriss. „Es ist einfach wie verhext“, resümierte Männer-Cheftrainer Schwaiger.
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