Skiverleiher, Kleinanzeigenportale, Reiseveranstalter oder Skibörsen: Es gibt erstaunlich viele Quellen für Skier und Snowboards aus zweiter Hand, wenn man danach sucht.
Natürlich überlegt man sich vor einem Kauf, welche Art Skier oder Snowboard man braucht. Produktfeatures wollen recherchiert, Tests und Erfahrungsberichte gelesen, Preise für neue Skier und Auslaufmodelle ermittelt werden. Wie sonst soll man einschätzen können, wie groß das Sparpotenzial ist und ob sich ein Gebrauchtkauf überhaupt lohnt?
Wenn sich dann endlich irgendwo ein Garagentor oder eine Kellertür öffnet und man vor den gebrauchten Wunschskiern oder dem Traumboard steht: Dann kommt's drauf an. Aber worauf kommt es an?
Was es bei gebrauchtem Wintersport-Material zu beachten gibt, weiß Wolfgang Pohl, Präsident des Deutschen Skilehrerverbands.
Wolfgang Pohl: Je nachdem wie viele Skitage man seine Ski pro Saison nutzt, haben Skier eine maximale Lebensdauer zwischen fünf und zehn Jahren. Ein intensiv genutzter Ski verliert trotz laufender Pflege, etwa Skiservice mit Wachsen des Belags und Schleifen der Kanten, schon nach drei bis fünf Jahren an Spannung. Das macht sich vor allem über einen verminderten Kantengrip bemerkbar.
Zudem werden die Ski schwerfälliger, das heißt das Fahren erfordert einen höheren Kraftaufwand und die Ski können nicht mehr präzise gesteuert werden. Spätestens nach zehn Jahren ist auch bei qualitativ hochwertigen und selten gefahrenen Skiern das Ende der Lebensdauer erreicht.
Gleiches gilt aber auch für die Skibindung, die Skischuhe, Helme, Protektoren oder Skibrillen. Deren Kunststoffbestandteile werden mit den Jahren spröde und brüchig. Deshalb sollte ein rechtzeitiger Wechsel aller sicherheitsrelevanten Ausrüstungsteile selbstverständlich sein, auch wenn diese optisch noch keine Beschädigungen aufweisen.
Pohl: Ein gut gepflegter Ski ist zunächst an einer Lauffläche zu erkennen, die keine Beschädigungen wie Kratzer oder Risse aufweist und regelmäßig gewachst wird. Nur so kann der Ski optimal gleiten und lässt sich kraftsparend fahren. Genauso wichtig ist aber die regelmäßige Kantenpflege, vor allem bei harten und eisigen Schneeverhältnissen.
Nur eine scharf geschliffene Kante ohne Beschädigungen oder Dellen gewährleistet einen guten Kantengriff und sorgt für ein Gefühl der Sicherheit und Kontrolle, auch wenn die Pisten eisig sind und das Gelände steil ist. Wenn man selbst keine Erfahrung in der Skipräparation oder das notwendige Werkzeug nicht zur Verfügung hat, sollte man seine Ski in einen professionellen Skiservice geben.
Pohl: Zunächst sollten die Ski nicht älter als drei bis fünf Jahre sein und sich in einem gut gepflegten Zustand befinden. Der Zustand des Belags und der Kanten sollte absolut makellos sein. Das heißt, die Ski sollten noch wenig gebraucht sein oder zumindest einen aktuellen Skiservice hinter sich haben.
Und unbedingt darauf achten, dass die Kanten noch ausreichend Materialdicke haben, denn häufige maschinelle Skiservices lassen die Kanten und den Belag dünn werden. Der Ski verfügt dann nicht mehr über seine ursprünglichen Fahreigenschaften.
Ein sehr wichtiges Kriterium ist zudem der Zustand der Skibindung. Am besten man lässt diese in einem Sportfachgeschäft überprüfen, wo die Bindung dann gleich individuell auf den neuen Eigentümer eingestellt werden kann.
ZUR PERSON: Wolfgang Pohl ist Sportwissenschaftler, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, Ski- sowie Skilanglauflehrer. Er betreibt eine Berg- und Skischule, ist Präsident des Deutschen Skilehrerverbands, gehört dem Deutschen Gutachterkreis für Alpinunfälle an und sitzt im Vorstand des Bayerischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit. Pohl ist Autor vieler alpiner Fachbücher und hat als Extrembergsteiger und -skifahrer zahlreiche erfolgreiche Expeditionen absolviert, etwa auf 8000ern im Himalaya oder Karakorum.
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