Papst-Ärzte: Franziskus noch nicht außer Gefahr | FLZ.de

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Veröffentlicht am 21.02.2025 19:23

Papst-Ärzte: Franziskus noch nicht außer Gefahr

Seit nun genau einer Woche liegt Franziskus in der Gemelli-Klinik in Rom. (Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa)
Seit nun genau einer Woche liegt Franziskus in der Gemelli-Klinik in Rom. (Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa)
Seit nun genau einer Woche liegt Franziskus in der Gemelli-Klinik in Rom. (Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa)

Papst Franziskus ist nach Angaben seiner Ärzte auch nach einer Woche stationärer Behandlung im Krankenhaus noch nicht außer Gefahr. Das gesamte Krankheitsbild des 88 Jahre alten Oberhauptes der katholischen Kirche sei weiterhin komplex, sagte der behandelnde Arzt Sergio Alfieri bei einer Pressekonferenz in der Gemelli-Klinik in Rom. Alfieri betonte jedoch zugleich, Franziskus' Zustand sei derzeit nicht lebensbedrohlich. 

Erstmals seit der Einlieferung ins Krankenhaus berichteten zwei behandelnde Ärzte - Alfieri von der Gemelli-Klinik und Luigi Carbone, Franziskus' Leibarzt - über den Gesundheitszustand des Papstes. Angesichts der derzeitigen Lage gehen sie davon aus, dass Franziskus noch mindestens die gesamte kommende Woche im Krankenhaus bleiben muss. Genauere Angaben machten sie nicht, mögliche Komplikationen sind nach ihren Worten unvorhersehbar.

Papst leidet an beidseitiger Lungenentzündung

Die beiden Ärzte sagten, es gebe derzeit keine Anzeichen dafür, dass Erreger, die Franziskus Lungenentzündung verursacht hatten, in den Blutkreislauf gelangt seien. Diese Entwicklung wird als Sepsis, also schwere Blutvergiftung, bezeichnet. Aus Sicht der Ärzte wäre dies eine der bedrohlichsten Komplikationen. Eine Sepsis kann zu Organversagen und zum Tod führen.

Franziskus wird seit Freitag vergangener Woche in der Gemelli-Klinik stationär behandelt. Vor wenigen Tagen stellten die Ärzte eine beidseitige Lungenentzündung fest. Franziskus ist seit langem gesundheitlich angeschlagen. Zuvor war zudem schon von einer hartnäckigen Bronchitis die Rede. Die Sorge um den Pontifex ist unter Gläubigen weltweit groß.

Franziskus spricht auf Therapie an

In den Tagen vor Franziskus' Einlieferung war ihm bereits anzusehen, dass ihm die Gesundheit zunehmend zu schaffen macht. Bei öffentlichen Terminen klagte er über Atembeschwerden und hustete, er wirkte erschöpft. Mehrfach musste er Mitarbeiter für ihn vorbereitete Ansprachen vorlesen lassen. Erst nach langem Zögern entschied er sich für die Behandlung im Krankenhaus.

Carbone sagte, Franziskus spreche inzwischen auf die medikamentöse Therapie an, die nach der Diagnose der Lungenentzündung „verstärkt“ worden sei. Erschwerend kommt bei ihm hinzu, dass Franziskus an einer Infektion mit verschiedenen Erregern leide. Der gebürtige Argentinier ist insbesondere im Winter anfällig für Atemwegserkrankungen. In jungen Jahren wurde ihm in seiner Heimat zudem der obere Teil seines rechten Lungenflügels entfernt.

„Guten Morgen, Heiliger Sohn“

Franziskus erhält nach den Worten der beiden Ärzte bei Bedarf zusätzlichen Sauerstoff über eine sogenannte Nasenbrille. Er sei allerdings inzwischen wieder teilweise mobil und bewege sich in seinem Klinikzimmer. Alfieri berichtete, er sei auch schon in die Kapelle des für Papstaufenthalte vorgesehenen Traktes im zehnten Stock der Klinik gegangen, um zu beten.

Franziskus ist nach Alfieris Worten auch schon wieder zum Scherzen aufgelegt. Auf seinen Gruß „Guten Morgen, Heiliger Vater“ beim Betreten des Zimmers habe der Papst ihm geantwortet: „Guten Morgen, Heiliger Sohn“. Der Papst habe trotz seines Gesundheitszustands nicht den Humor verloren, so Alfieri.

In den Tagen nach der Diagnose der Lungenentzündung kamen bereits zurückhaltend positive Signale aus dem Vatikan. In den täglich abends verbreiteten Bulletins zum Zustand des Papstes war inzwischen von einer „leichten Verbesserung“ die Rede. Jeden Morgen informiert der Sprecher des Heiligen Stuhls, Franziskus habe gefrühstückt und gehe der Arbeit nach.

Spekulationen über Papst-Rücktritt

Außerhalb des Krankenhauses machen angesichts der Abwesenheit des Papstes im Vatikan erste Spekulationen über einen möglichen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen die Runde. Mehrere Kardinäle hatten einen derartigen Schritt von Franziskus für möglich erklärt. Sie verwiesen darauf, dass der Papst einen Rücktritt in Erwägung ziehen könnte, wenn er langfristig gesundheitlich stark eingeschränkt bleibe und handlungsunfähig würde.

Franziskus selbst wies solche Gerüchte in der Vergangenheit zurück. Allerdings hinterlegte er nach eigenen Angaben einen unterschriebenen Rücktrittsbrief - aber nur für den Fall, dass er krankheitsbedingt handlungsunfähig wäre. Franziskus' deutscher Vorgänger Benedikt XVI. war 2013 völlig überraschend zurückgetreten und hatte dann bis zum Tod zurückgezogen im Vatikan gelebt.

Franziskus zweitältester Papst der Geschichte

Mit seinen 88 Jahren ist Franziskus inzwischen der zweitälteste Papst der Geschichte. Als Nachfolger von Papst Benedikt XVI. ist er seit März 2013 im Amt. Nur Papst Leo XIII. wurde nach den Aufzeichnungen des Vatikans noch älter: Der Italiener starb 1903 mit 93 Jahren. Franziskus' Vorgänger, bürgerlich Joseph Ratzinger, wurde zwar 95, trat aber Jahre vor seinem Tod zurück.

© dpa-infocom, dpa:250221-930-382567/1


Von dpa
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