Der neue Suter-Roman: Herren mit Charme wie in alten Zeiten | FLZ.de

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Veröffentlicht am 20.03.2024 10:13

Der neue Suter-Roman: Herren mit Charme wie in alten Zeiten

Der Autor Martin Suter sitzt bei einer Lesung im Rahmen des Literatur-Festivals Lit.Cologne auf dem Podium. Sein neuer Roman „Allmen und Herr Weynfeldt“ erscheint im Diogenes-Verlag am 20. März. (Foto: Henning Kaiser/dpa)
Der Autor Martin Suter sitzt bei einer Lesung im Rahmen des Literatur-Festivals Lit.Cologne auf dem Podium. Sein neuer Roman „Allmen und Herr Weynfeldt“ erscheint im Diogenes-Verlag am 20. März. (Foto: Henning Kaiser/dpa)
Der Autor Martin Suter sitzt bei einer Lesung im Rahmen des Literatur-Festivals Lit.Cologne auf dem Podium. Sein neuer Roman „Allmen und Herr Weynfeldt“ erscheint im Diogenes-Verlag am 20. März. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Ein meist blanker Kunstdetektiv trifft auf einen reichen Kunstmäzen: Der Schweizer Bestsellerautor Martin Suter hat in seinem neuen Buch zwei altbekannte Romanfiguren zusammengeführt. Es geht um den Detektiv Johann Friedrich von Allmen aus der seit 2011 laufenden Allmen-Reihe, und Adrian Weynfeldt, den Erben und Kunstmäzen, der 2008 im Buch „Der letzte Weynfeldt“ im Suter-Kosmos Debüt hatte.

Bei dem einen verschwindet ein wichtiges Gemälde von der Wand, der andere bietet sich zur diskreten Aufklärung des Falls an. Es geht wie in anderen Suter-Romanen um Geld, Prestige, Marotten - und ein bisschen Sex mit einer geheimnisvollen Schönen. „Allmen und Herr Weynfeldt“ erscheint im Diogenes-Verlag am 20. März.

Weynfeldt, hauptsächlich Erbe und Kunstfreund, umgibt sich mit künstlerischen Freunden, deren Zuneigung zum Teil auf dem Kalkül beruht, ihm immer wieder Geld aus dem Kreuz leiern können. Er weiß das, und hilft gerne aus. Die Schulden des einen bezeichnet er in der Geschichte einmal fast entschuldigend als „Peanuts. In unseren Kreisen.“

„Ich erweise ihm eine Gefälligkeit“

Allmen gibt gerne den großzügigen Lebemann, muss sich dafür aber Geld bei einem Mann leihen, den er seinen „Diener“ nennt. Er sieht sich wie Weynfeldt in gehobenen Kreisen und lebt zum Schein auf großem Fuß, ehe er im bescheidenen Gartenhäuschen verschwindet, weil er die dazugehörige Villa verkaufen musste.

Die Suche nach dem Gemälde lässt er wie einen Freundschaftsdienst klingen („Er hat mich nicht engagiert, ich erweise ihm eine Gefälligkeit“), während er im Hintergrund einen lukrativen Vertrag mit Weynfeldts Personal aushandeln lässt. Einige frühere Allmen-Folgen sind mit Schauspieler Heino Ferch in der Hauptrolle verfilmt worden.

Kurz vor dem Verschwinden des Gemäldes hat Weynfeldt Besuch seines Freundeskreises, den Allmen dann unter die Lupe nehmen muss. Dass ein Gast, der Allmen dringend sprechen will, kurz vorher plötzlich unter dubiosen Umständen stirbt, gibt der Geschichte eine düstere Wende. Es sieht zwar nach einem Unfall aus, aber ist das auch so?

Allmen fürchtet um seinen lukrativen Auftrag, wenn die Polizei den Fall nun übernimmt. Weynfeldts Vertrauen in den Freundeskreis ist erschüttert. Selbst seine geheimnisvolle und sexgierige Geliebte gerät unter Verdacht. Die etwas abrupte Auflösung des Falls kommt schließlich ohne die Geliebte, aber mit Erotik-Tricks zustande.

Gewohnt alte Rollenbilder

Martin Suters Welt ist oft bevölkert von älteren Herren, die sich als Künstler sehen. So war es auch im vorherigen Buch „Melody“. Sie versprühen Charme wie in alten Zeiten: Da wird ungern mit Kreditkarte bezahlt, gerne mit Chauffeur gefahren, großzügig Trinkgeld vergeben und in feiner Gesellschaft diniert. Ein wenig altherrenmäßig ist auch die Betrachtung der Frauen: „Bianca war von hinreißender Natürlichkeit, wie die Bauernmädchen, für die er ... geschwärmt hatte, aber mit einem Gesicht und Körper wie von Michelangelo aus Carrara-Marmor gemeißelt und poliert.“

Eine Welt, in die Suter, der Schriftsteller, womöglich selbst gut hineinpassen würde. „Ich würde auch gerne zum Abendessen einen Smoking anziehen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur 2023 in einem Interview. Suter (76) trägt stets Anzug und Krawatte, gestylte Frisur (gewachst, nicht gegelt, wie er betont), hat kein Problem mit Eitelkeit und schreibt Bücher von Hand, weil heute eine Software seine Handschrift in Gedrucktes wandeln kann. „Durch moderne Technik werde ich immer altmodischer“, sagte er.

Die „Neue Zürcher Zeitung“ hat das Lesen einer Suter-Geschichte einmal mit dem Verschlingen eines Hamburgers verglichen: atemlos und gierig. Der Genuss hinterlasse zwar nur eine vage Erinnerung, aber er wecke „immer noch mehr Appetit auf noch mehr Martin Suter.“ Bei Suters Charakteren dürfte es aber sicher lieber Kaviar sein.

© dpa-infocom, dpa:240319-99-386504/2


Von dpa
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