Rosen sind empfindliche Gewächse. Wer sie nicht gefährden will, sollte daher im Frühling nicht zu früh zur Schere für den Rückschnitt greifen. Sie könnten sonst erfrieren.
In Ihrem Garten oder dem Ihrer Nachbarn haben Sie beim Einschätzen des richtigen Zeitpunkts sogar eine Helferin: die Forsythie. Erblüht sie, ist - meistens - der richtige Moment für den Rückschnitt.
Die Blüte kann etwa Mitte März beginnen und je nach Sorte bis Mai dauern. Damit könnte man den Beginn des Rückschnittzeitraums eigentlich auch auf den Frühlingsbeginn einschränken. Doch so einfach ist die Sache nicht. Weder das mit dem Wetter einhergehende Frühlingsgefühl noch die Forsythienblüte halten sich an Daten, die der Mensch gesetzt hat. Vielmehr ist beides abhängig von der Witterung des jeweiligen Jahres. Und die ist immer etwas anders.
Die Forsythie gilt daher als eine sogenannte Zeigerpflanze des phänologischen Kalenders. Anders als beim astrologischen und meteorologischen Kalender beginnen und enden seine Phasen nicht an einem festgelegten Tag. Stattdessen werden sie jedes Jahr bestimmt von der Witterung und dem Entwicklungsstand der Pflanzen. Beides kann regional verschieden sein.
Das heißt: Wenn Zeigerpflanzen wie die Forsythie anfangen zu blühen, beginnt in einer Region eine neue Periode - in dem Fall der sogenannte Erstfrühling. In Rheinland-Pfalz erblühen die Forsythien meist im März, im Schwarzwald erst Ende April, berichtet Heiko Hübscher, Gärtnerischer Leiter des Rosengartens Zweibrücken. Und an der Nordseeküste sei die Forsythienblüte schon mal einen Tick zu früh für die Rosen.
Hübscher rät daher, immer noch ein Auge auf den Wetterbericht zu werfen - und im Zweifel lieber etwas länger zu warten. So riskiert man kein Erfrieren der Rosenknospen im Frost. Richtig zu spät kann man mit dem Schnitt kaum sein. Der Rosenprofi hat auch schon testweise erst Mitte Mai zur Schere gegriffen. „Und diese Rosen haben trotzdem schon am 20. Juni geblüht - dann blühen sie bei uns in Zweibrücken immer“, berichtet Hübscher.
Der Schnitt ist wichtig für die Rosen, auch wenn man ihnen scheinbar die Chance auf viele Blüten nimmt - schließlich schneidet man auch Knospen ab. „Ein Rosengärtner braucht ein kaltes Herz und eine heiße Schere“, sagt der Experte Heiko Hübscher. „Der Schnitt ist nötig und er ist keine Brutalität an den Pflanzen. Denn die Rosen werden mit jedem Jahr anfälliger für Krankheiten - und irgendwann auch zu hoch. Wir reden hier ja nicht von einer Naturpflanze, sondern von einer Züchtung.“
Die Züchter geben vor, wie hoch die Rose sein sollte, um im idealen Gleichgewicht zu sein. „Wird der Stock zu hoch, treiben unten keine Knospen mehr aus. Dann hat man dort nur noch Laub oder die Rose wird unten ganz kahl.“ Dafür kann ein regelmäßiger Schnitt die Lebenserwartung einer Rose erhöhen - auf 25 bis 50 Jahre.
Idealerweise schneidet man etwa 0,5 bis einen Zentimeter über einer nach außen zeigenden Knospe ab, erklärt die Hessische Gartenakademie. Wird zu dicht an diesem sogenannten Auge gekappt, kann es verletzt werden oder in der Folge austrocknen. Geschnitten wird schräg nach oben, so kann Regenwasser schneller ablaufen. Das reduziert die Infektionsgefahr mit Pilzen und Bakterien.
Der Schnitt der Edelrosen ist besonders einfach: Man schneidet alle Triebe auf etwa fünf Zentimeter über dem Boden herunter. „Das alte Holz der Edelrosen ist gesundheitlich anfällig“, erklärt der Rosenexperte. Man gibt mit dem radikalen Abschneiden den Rosen also die Möglichkeit, mehr junges Holz zu tragen. Etwa fünf Jahre alte Zweige nimmt man außerdem komplett auf Boden-Niveau weg - immer mal wieder nur einen Trieb pro Jahr, so bleibe der Rosenstock an sich schön, rät Hübscher.
Beet- und Zwergrosen haben einen anderen Aufbau als Edelrosen: Sie wachsen mehr in die Breite. Daher sollte man sie so beschneiden, dass fünf bis sieben Triebe mit jeweils fünf bis sieben Knospen stehen bleiben, empfiehlt Hübscher. „Ich lasse sieben Knospen stehen, wenn sie dicht nebeneinander sitzen. Bei Abständen von drei bis vier Zentimetern zwischen den Knospen lasse ich nur fünf stehen.“ Die abgezählten Triebe müssen direkt aus dem Boden herauswachsen und nicht aus einem anderen Trieb.
„Strauchrosen ticken ein kleines bisschen anders“, sagt der Rosenexperte. „Sie werden 1,20 bis 2 Meter hoch und bilden ein stabiles Astgerüst - wie eine Forsythie. Ihren Aufbau kann man mit mehreren Zwölfender-Hirschgeweihen, die im Boden stecken, vergleichen.“
Hiervon kürzt man im Frühjahr die Spitzen ein - und zwar um circa 30 bis 40 Zentimeter, wobei das von Sorte zu Sorte variieren kann. Hübscher empfiehlt, die Züchtervorgaben einzuhalten. „Nehmen wir an, die Rose ist laut Züchter mit einer Höhe von 1,50 Meter im idealen Gleichgewicht. Dann nehme ich im Frühjahr so viel von ihr weg, wie sie im Jahresverlauf noch wachsen wird. Also etwa 30 Zentimeter auf 1,20 Meter Höhe.“
Da das Holz nach fünf bis sechs Jahren schwächer wird, werden außerdem regelmäßig ältere Triebe ganz abgesägt - hier sprechen Profis von einem Verjüngungsschnitt. „Wenn ich immer mal wieder nur einen Ast wegnehme, bleibt die Gestalt der Rose erhalten.“ Gleichermaßen geht man übrigens mit Bodendecker- und Kleinstrauchrosen vor, sie sind nur etwas kleiner.
Kletterrosen werden mächtig - und höher als das Etikett beim Einkauf verspricht. Allerdings sollte ihr Besitzer sie nicht weiter als diese Höhenangabe wachsen lassen. „Lasse ich eine drei Meter hohe Rose sechs Meter hoch werden, ist die unteren drei Metern irgendwann kahl“, erklärt Hübscher. „Ihre Kraft reicht dafür nicht aus und der untere Rest verkommt zur Leitungsbahn, der lediglich für die Versorgung des oberen Teils zuständig ist.“
Daher rät der Profi von den Rosengärten Zweibrücken, jene Seitentriebe, die letztes Jahr geblüht haben, oben zu kappen. „Ist ein Trieb gut gewachsen und hat toll geblüht, nehme ich nur die Spitze ab. Ein kurzer Trieb kann sogar ganz kurz zurückgeschnitten werden. Er wird auch in diesem Jahr nicht besser wachsen.“
Dieser Schnitt lohnt sich: Sind die Strauchrosen gut in Form, können sich ein paar Hundert Blüten pro Jahr daran bilden.
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