Mann und Frau nach Lindwurm und Totem | FLZ.de

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Veröffentlicht am 11.05.2022 07:21

Mann und Frau nach Lindwurm und Totem

Reinhard Ipfling arbeitet derzeit an dem bei weitem buntesten Werk seines Skulpturenpfads, einem Marterpfahl. (Foto: Andreas Reum)
Reinhard Ipfling arbeitet derzeit an dem bei weitem buntesten Werk seines Skulpturenpfads, einem Marterpfahl. (Foto: Andreas Reum)
Reinhard Ipfling arbeitet derzeit an dem bei weitem buntesten Werk seines Skulpturenpfads, einem Marterpfahl. (Foto: Andreas Reum)

Der Scheinfelder Skulpturenpfad wird bunter. Jedenfalls ist Reinhard Ipfling verstärkt mit Pinsel und Lack unterwegs, um den Figuren in seinem Wald Farbe angedeihen zu lassen. Zudem wächst die Freiluftausstellung weiterhin.

Vor allem will Ipfling all jene Gestalten anmalen, die die Kinder ansprechen sollen, erklärt er. Das sind insbesondere die Märchenfiguren wie Hänsel und Gretel, oder ein derzeit in Arbeit befindliches Indianermotiv, ein Totempfahl – in Ipflings Variante eine vor allem farbenfrohe statt drohende Stele, die ein blauweißes Andreaskreuz ziert.

Die Holzwerkzeuge waren eine Zeitlang beiseitegelegt. Im Winter, so sagt Ipfling, hat er „im Kopf gearbeitet“ – sich also neue Motive ausgedacht. Der Skulpturenpfad soll auf 16 Objekte erweitert werden. Eines davon ist schon fertig, der Lindwurm, ein filigran gestaltetes, züngelndes Drachentier, mit roten Zacken auf dem Rücken und zahlreichen, ebenfalls rotlackierten Zähnen im halboffenstehenden Maul.

Anstößigkeit wird in Kauf genommen

Ein anderes Motiv – der Totempfahl – ist weit gediehen. Für zwei weitere hat er die Baumstümpfe und die Modellskizzen vorbereitet: Die toten Eichen sollen zu Mann und Frau werden, zwei von Oberschenkel bis Schulter reichende Torsi. Dass daran jemand – mit etwas Prüderie – Anstoß nehmen könnte, nimmt Reinhard Ipfling in Kauf. In der Kunstgeschichte jedoch haben Nacktdarstellungen eine jahrtausendelange Tradition.

Der Skulpturenpfad ist über Ipflings Garten an der Bergstraße zu erreichen. Ein ebenfalls neuer, bunter Wegweiser am Grundstückszugang zeigt den Weg dorthin. Trittsicher sollte man aber sein, wenn man den Trampelpfad am Berghang – auf eigene Gefahr – begehen will.

Wie viel Publikum sich die Kunstwerke bisher angesehen hat, seit Ipfling Anfang vorigen Jahres sein Projekt publik gemacht hatte, weiß der Künstler nicht zu sagen. Er freut sich, wenn Interessierte den Weg dorthin finden, möchte daraus aber keinesfalls eine Massenattraktion werden lassen. Für Bustourismus ist es jedenfalls nicht ausgelegt, sagt Ipfling.

Der Skulpturenpfad, so wird dessen Gestalter nicht müde zu betonen, ist nicht allein ein künstlerisches Werk. Es verweist durch die Verwendung abgestorbener Bäume auf die sich wandelnden Naturgegebenheiten.


Andreas Reum
Andreas Reum
Redakteur
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