In den Glasvitrinen der National Opal Collection im Herzen von Sydney glitzern Edelopale in wertvollen Colliers, Armreifen und anderen Schmuckstücken in einem magischen Farbspiel. Mal sind sie dunkel und mit roten Partikeln durchzogen, dann wieder fast weiß mit grün- und blauschimmernden Akzenten.
Die Pracht hat ihren Preis: Ein silbernes Set aus Halskette, Armband und Ring, jeweils mit einem kostbaren Opal in hellen Türkistönen verziert, kostet hier stolze 200.000 australische Dollar (rund 122.000 Euro).
„In den 1970er Jahren habe ich mit allen möglichen Edelsteinen gehandelt“, sagt Maxwell Lane, einer der Direktoren der Sammlung, der Deutschen Presse-Agentur. „Aber wirklich verliebt habe ich mich in australische Opale.“ Der 81-Jährige zählt zu den größten Händlern in Down Under.
Was begeistert ihn so? „Es ist das Farbspiel. Kein Stein gleicht dem anderen.“ Seine National Opal Collection - halb Museum, halb Luxus-Geschäft - ist eine Hommage an das Mineral.
Lane ist in guter Gesellschaft: Schon William Shakespeare bezeichnete den Opal in seiner Komödie „Twelfth Night“ als „Die Königin aller Edelsteine“. Und Napoleon schenkte seiner geliebten Frau Joséphine einst den schwarzen Opal „The Burning of Troy“, ein sagenumwoben schöner Stein, der seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen gilt.
Vor fast genau 30 Jahren erklärte Australien den Opal zu seinem National-Edelstein - zurecht: Etwa 90 Prozent aller Edelopale stammen von hier, nirgends gibt es größere Opalfelder. Vor allem im trockenen Outback wird nach ihnen geschürft, speziell im Bundesstaat South Australia, aber auch in Queensland und New South Wales.
Auch in den Mythen der Aborigines spielen Opale eine Rolle. Für die Ureinwohner sind sie eng mit der Entstehung der Welt, der so genannten „Traumzeit“, verknüpft. Demnach soll das Schöpfungswesen per Regenbogen auf die Erde gereist sein. Überall dort, wo das Licht den Boden berührte, tauchte es Steine und Felsen in bunte Farben - und verwandelte sie so in Opale. Den flimmernden Regenbogensteinen werden magische Eigenschaften zugeschrieben.
Die häufigste Opalart, der helle oder auch „weiße Opal“, ist in den Gesteinsschichten im südaustralischen Outback zu finden. Besonders bekannt - und bei Touristen beliebt - ist der 2000-Seelen-Ort Coober Pedy, der gerne als Welthauptstadt für Opale bezeichnet wird.
In der Gemeinde gebe es eine freie Schürf-Zone, in der jeder nach Belieben sein Glück versuchen dürfe, sagt Gabrielle Klein von der Touristeninformation des kleinen Wüstenorts. „Außerdem gibt es eine Tour, bei der abends mit Schwarzlicht nach Opalen gesucht werden kann.“ Wer dagegen ernsthaft schürfen wolle, brauche eine Lizenz. Diese ist für etwa 100 Dollar im Jahr zu haben.
Der gebürtige Österreicher Robert Oberdorfer ist einer von jenen, die der Opalrausch gepackt und nicht mehr losgelassen hat. Er hat selbst viele Jahre in den Minen von Coober Pedy und Andamooka, einem weiteren Opalort, nach dem Edelstein gesucht.
1968 war der heute 75-Jährige an einer ganz besonderen Ausgrabung beteiligt: „Jemand fand einen Knochen, kam ins Restaurant gerannt und sagte: „Ich glaube, ich habe einen opalisierten Hund gefunden.“ Wir alle suchten nach weiteren Knochen, ein ungarischer Schürfer fand dann das meiste von dem Skelett“, erinnert sich Oberdorfer.
Doch die Knochen gehörten keinem Hund, sondern einem Pliosaurus - einem ausgestorbenen Meeresreptil, das vor etwa 200 Millionen bis 65,5 Millionen Jahren lebte. Das Skelett, das an vielen Stellen durch die Opalisierung bunt schimmert, hängt heute im Ausstellungsraum der National Opal Collection.
Dass gerade im Outback ein opalisierter Meeressaurier gefunden wurde, geht auf ein urzeitliches Binnenmeer zurück, das Eromanga-Meer, in dem die Tiere lebten. Heute werden die meisten australischen Opale an den Randgebieten dieses ehemaligen Meeres gefunden.
Wie genau das Mineral entstanden ist, ist nicht eindeutig geklärt. Die gängige Theorie besagt, dass sich vor etwa 30 Millionen Jahren etwas an den Sedimentschichten veränderte. Bei Regen sammelte sich Wasser, das durch diese hindurchsickerte und dabei Mineralien aus dem Sandstein aufnahm.
In besonderen Fällen wurde daraus Kieselsäure, die sich dann in Spalten und Hohlräumen der Gesteinsschichten absetzte. So entstand viel farb- und wertloser Opal, der so genannte „Potch“, und in einigen seltenen Fällen Edelopal - der kostbare Stein, nach dem die Schürfer unermüdlich suchen.
Anfang des 20. Jahrhunderts war der Südaustralier Tullie Wollaston der erste, der australische Edelopale in Juweliergeschäfte in Europa und den USA brachte. Seither sind sie international heiß begehrt. In Australien selbst ist der Handel derweil kaum reguliert. Oberdorfer, der für die National Opal Collection Edelopale ankauft, sagt: „Auch heute noch werden alle Zahlungen per Handschlag getätigt, nur in bar, ohne Quittungen oder Aufzeichnungen.“
Neben den hellen Opalen, die den Großteil aller Edelopale ausmachen, gibt es seltenere Varianten - so etwa schwarze Opale aus New South Wales und sogenannte Boulder-Opale aus dem Westen von Queensland. Bei letzteren funkeln die Edelopale aus Äderchen und Rissen des umgebenden Muttergesteins, in das sie eingebettet sind. Generell gilt, dass die Preise sich nach der Intensität des Farbspiels richten. Am günstigsten sind meist milchig-trübe Steine.
Maxwell Lane hat sich mit seiner Firma Clifton Opal auf die Boulder-Sorte spezialisiert - und erzielte vor fünf Jahren einen Riesenerfolg: „Wir haben einen Boulder-Opal gefunden, der etwa fünf Kilo wog“, erzählt er. Es war der größte Fund seines Lebens. Einmal einen Stein dieser Größenordnung in der Hand zu halten - das ist der Traum, der Opalschürfer aus aller Welt bis heute antreibt.
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