Gut vier Tage nach dem inselweiten Stromausfall auf Kuba haben Regierungsangaben zufolge mehr als 70 Prozent der Anschlüsse wieder Elektrizität. Zu den Gebieten, wo die Versorgung bisher nicht wiederhergestellt wurde, zählten am Dienstag weiterhin jene in der östlichen Provinz Guantánamo, in denen der Hurrikan „Oscar“ am Sonntag schwere Überschwemmungen und Schäden verursacht hatte.
Die Zahl der bestätigten Sturm-Todesopfer in dem kommunistisch regierten Karibikstaat stieg inzwischen auf sieben, darunter ein fünfjähriges Kind. Vertreter von Partei und Staat erreichen nach offiziellen Angaben erst nach und nach die am schlimmsten betroffenen Gebiete der Insel, die ohnehin seit Jahren unter einer ihrer schwersten Wirtschaftskrisen seit der Revolution um Fidel Castro von 1959 ächzt.
Am Freitag hatte der Zusammenbruch des völlig maroden Stromnetzes den Totalausfall verursacht. Mehrmals kollabierte das System beim Versuch, es wieder anzufahren. Wegen des veralteten Netzes leidet Kuba seit Jahren unter häufigen Stromausfällen, die mancherorts bisweilen täglich mehr als zwölf Stunden andauern.
Die autoritäre Regierung macht das seit mehr als 60 Jahren geltende Embargo und weitere Sanktionen der USA dafür verantwortlich, dass Kuba nicht genug Kraftstoff und Ersatzteile kaufen könne. Der kubanische Ökonom Pedro Monreal kritisierte auf der Plattform X, der Staat stecke im Vergleich zu den geringen Investitionen in die marode Infrastruktur übermäßig viel Geld in den Tourismussektor, trotz geringer Besucherzahlen.
Ohne Strom bekommen viele kubanische Haushalte auch kein Leitungswasser, weil dafür elektrische Pumpen benutzt werden. Außerdem wird das wenige Essen schlecht, das sie im Kühlschrank oder in der Tiefkühltruhe gelagert haben.
Der Unmut über die schwierigen Lebensbedingungen entlud sich in den vergangenen Tagen in mehreren kleinen Protesten an verschiedenen Orten. Präsident Miguel Díaz-Canel sprach von Betrunkenen, die sich unanständig verhielten. Man werde nicht zulassen, dass die Ruhe gestört werde.
Lange Stromausfälle waren in den vergangenen Jahren immer wieder Anlass für Demonstrationen, bei denen manche Teilnehmer auch Freiheit oder einen Systemwechsel forderten. Wegen ihrer Teilnahme an friedlichen Protesten sind Hunderte Menschen auf Kuba inhaftiert, darunter auch der deutsche Staatsbürger Luis Frómeta Compte.
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