Die bayerischen Genossenschaften fordern politische Unterstützung beim Umgang mit immer neuer Vorschriften und bürokratischer Pflichten. „An Unterstützungsbekundungen für werteorientiertes Wirtschaften mangelt es nicht“, erklärte Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), am Donnerstag in München. „Doch die politischen Ankündigungen halten leider der Realität nicht Stand“, sagte Scheller laut Mitteilung beim 121. Verbandstag in München.
Im Genossenschaftsverband sind insgesamt 1167 Unternehmen Mitglied. Darunter sind 208 Volks- und Raiffeisenbanken, die übrigen gehören laut GVB 35 verschiedenen Branchen an. Traditionell stark vertreten sind landwirtschaftliche Genossenschaften wie Molkereien. Die zahlreichen Wohnungsgenossenschaften in Bayern sind nicht Mitglied im GVB, aber demselben Grundgedanken verpflichtet.
Historisch sind die Genossenschaften aus Selbsthilfevereinen des 19. Jahrhunderts hervorgegangen, in denen die wenig finanzkräftige Landbevölkerung ihre Mittel zusammenlegte, um gemeinsame Anschaffungen zu finanzieren oder Kredite zu vergeben.
Da bei den Genossenschaften schon von ihrer Gründungsidee her nicht die Maximierung der Gewinne im Mittelpunkt steht, kritisierte Scheller viele Vorschriften als überflüssig. Als Beispiele nannte der GVB-Präsident unter anderem Berichts- und Offenlegungspflichten und das europäische Lieferkettengesetz. „Der bürokratische Aufwand für den Verbraucherschutz ist bei Genossenschaften aufgrund des gesetzlichen Auftrags nicht nötig und schlichtweg zu streichen“, forderte der Verbandschef.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) betonte laut GVB-Mitteilung, die rund 250 Energiegenossenschaften in Bayern seien „wichtiger denn je“ für die Energiewende und die Erreichung der Klimaziele.
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