Erhöhtes Unfallrisiko durch liebestolles Rehwild | FLZ.de

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Veröffentlicht am 28.07.2022 20:23

Erhöhtes Unfallrisiko durch liebestolles Rehwild

Wo Wildwarnschilder stehen, ist das ganze Jahr über Vorsicht beim Fahren geboten, aber von Mitte Juli bis Mitte August ganz besonders.  (Foto: Johannes Schneider)
Wo Wildwarnschilder stehen, ist das ganze Jahr über Vorsicht beim Fahren geboten, aber von Mitte Juli bis Mitte August ganz besonders. (Foto: Johannes Schneider)
Wo Wildwarnschilder stehen, ist das ganze Jahr über Vorsicht beim Fahren geboten, aber von Mitte Juli bis Mitte August ganz besonders. (Foto: Johannes Schneider)

Während der Brunftzeit des Rehwilds, die jetzt begonnen hat und bis Mitte August dauert, besteht durch das Verhalten der hormongesteuerten Tiere erhöhtes Risiko für Wildunfälle – auch tagsüber. Jäger bitten Fahrer um erhöhte Aufmerksamkeit. Zur Sicherheit von Mensch und Tier.

Das Rehwild ist paarungswillig. Im Rausch der Hormone sind Ricke und Bock derzeit auch tagsüber unterwegs, um zueinander zu finden – nicht nur in der Dämmerung. Mitunter überqueren die Tiere dabei recht kopflos die Straße. „Verkehrsteilnehmer sollten daher auf liebesblindes Rehwild gefasst sein und auch am Tag sehr vorausschauend fahren“, sagt Johannes Schneider, Vorsitzender der Jägervereinigung Rothenburg.

Nur eines im Kopf

In der Brunft sind sowohl die Geißen als auch die Böcke „durch den Wind“, weiß er. Sie haben nur eines im Kopf: sich zu paaren.

Oft sei zu lesen, dass der Bock die Geiß in der Brunft vor sich hertreibe, sagt Walter Billmann, Vorsitzender des Jägervereins Neustadt/Aisch und Umgebung. Doch das sei so nicht richtig. Denn eigentlich sei es die Geiß, die mit ihren Hormonen den Zeitpunkt des Aufsprungs steuere. Eine paarungsbereite Geiß locke den Bock, indem sie Pheromone absondere, die er rieche. Zusätzlich mache sie mit leisen Fieplauten auf sich aufmerksam.

Sofort bremsen und hupen

„Die testosteronvollgepumpten Böcke sausen dann sofort los und achten nicht mehr auf den Straßenverkehr“, weiß Billmann. Das könne zu jeder Zeit passieren. „Das Risiko, dass einem ein kopfloser Bock vors Auto springt, ist während der Brunft deshalb erhöht.“

In der Dämmerung sei beim Fahren in waldreichen Gebieten das ganze Jahr über Vorsicht geboten. „Während der Brunft müssen Verkehrsteilnehmer auch tagsüber auf Rehwild aufpassen“, sagt Billmann. Dann sei höchste Vorsicht geboten. Dass die Häufigkeit von Wildunfällen in der Brunftzeit generell zunimmt, könne er nicht bestätigen. Das Unfallrisiko sei aber definitiv höher.

In waldreichen Gegenden müsse grundsätzlich mit angepasster Geschwindigkeit und Umsicht gefahren werden, betont Billmann, auch außerhalb der Paarungszeit. „Insbesondere dort, wo Wildwarnschilder stehen, sollte man besonders achtsam fahren und bremsbereit sein“, ergänzt Schneider.

Hier gelte es unbedingt, die Straßenränder im Blick zu haben. Sollte tatsächlich unvermittelt Wild auf die Fahrbahn springen, rät Schneider Verkehrsteilnehmern, sofort zu bremsen und zu hupen, um es zu erschrecken und zu vertreiben.

Ist ein Zusammenstoß dennoch unvermeidlich, sei ein Frontalaufprall meist ungefährlicher als ein riskantes Ausweichmanöver, bei dem der Fahrer womöglich die Kontrolle über sein Auto oder Zweirad verliert.

Unmittelbar die Polizei verständigen

Zum richtigen Verhalten nach einem Wildunfall erläutert Schneider: „Egal ob das angefahrene Tier wegläuft oder liegenbleibt – der Unfall muss unbedingt bei der Polizei oder beim Jagdpächter gemeldet werden. Und zwar unmittelbar.“ Aus Tierschutzgründen und wegen der Versicherung.

Dann sei es wichtig, die Unfallstelle zu markieren. Das erleichtere dem Jäger die Nachsuche für den Fall, dass das verletzte Tier noch weggesprungen, dann aber irgendwo im Revier zusammengebrochen ist. Durch die Nachsuche könne angefahrenen Tieren meist viel Leid erspart werden.

Auch wenn das Wild beim Unfall ums Leben gekommen ist, dürfe man den Kadaver auf keinen Fall einfach mitnehmen. Das wäre Diebstahl und Wilderei. Denn: „Lebendes Wild ist herrenlos. Aber wenn es tot ist, ist es Eigentum des Jagdpächters“, erläutert Schneider.

Außerdem müsse das Fleisch von einem Fachmann auf mögliche Krankheiten untersucht, ordnungsgemäß aufbereitet und gekühlt werden, um gesundheitsschädliche Keime auszuschließen.

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