Endlager-Suche: Wohl kein Atommüll für Neustadt – Ansbach bleibt im Rennen | FLZ.de

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Veröffentlicht am 05.11.2024 09:42

Endlager-Suche: Wohl kein Atommüll für Neustadt – Ansbach bleibt im Rennen

Hochradioaktiver Müll im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim? Ein ungeeigneter Standort, finden Wissenschaftler. (Symbolbild: Guido Kirchner/dpa)
Hochradioaktiver Müll im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim? Ein ungeeigneter Standort, finden Wissenschaftler. (Symbolbild: Guido Kirchner/dpa)
Hochradioaktiver Müll im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim? Ein ungeeigneter Standort, finden Wissenschaftler. (Symbolbild: Guido Kirchner/dpa)

Auf der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) weite Teile der bisher in Bayern als potenziell geeigneten Flächen als ungeeignet eingestuft. Damit ist auch der Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim vom Tisch. Der Landkreis Ansbach bleibt derweil im Rennen.

Konkret wurden im Norden des Freistaates weite Teile Frankens nördlich einer Achse zwischen Ansbach und Nürnberg sowie Teile der nördlichen Oberpfalz von den Wissenschaftlern ausgeschlossen. Gleiches gilt für die Regionen rund um den Chiemsee sowie ein Gebiet in Niederbayern zwischen Landshut und der Grenze zu Österreich, die bisher noch im Suchverfahren waren. 

Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und Teile Ansbachs sind ungeeignet

Der ausgeschlossene Bereich umfasst in Westmittelfranken konkret den kompletten Neustädter Landkreis. Im Landkreis Ansbach liegen die Zonen nördlich von Feuchtwangen und Herrieden im ungeeigneten Gebiet, außerdem der nordwestliche Teil der Stadt Ansbach und weiter in Richtung Dietenhofen.

Alles südlich davon ist als Gebiet von der BGE noch nicht eingestuft, die Untersuchung befinde sich aber in Bearbeitung, heißt es in einer interaktiven Karte. Gar nicht erforscht wird die Eignung des Nördlinger Ries', das aber bis auf kleine Bereiche nicht mehr im Landkreis Ansbach liegt. Auch ein schmaler Streifen auf Höhe der Altstadt von Feuchtwangen kommt pauschal nicht infrage.

44 Prozent der Fläche Deutschlands noch im Rennen

Nach dem neuen Arbeitsstand der BGE sind rund 44 Prozent der Landesfläche in Deutschland weiter im Rennen – in der Regel, weil hier noch keine weitere Einordnung durch Experten erfolgt ist. Verglichen mit dem ersten Bericht der BGE zu den Teilgebieten aus dem September 2020 hat sich damit die Fläche um rund zehn Prozent reduziert.

Zudem beschreibt der neue Arbeitsstand auch noch immer keine verbindlichen Ergebnisse: Die Einschränkung der Teilgebiete auf Standortregionen, die im weiteren Verlauf des Verfahrens oberirdisch erkundet werden, soll laut BGE erst Ende 2027 erfolgen. Die finale Entscheidung über diese zu erkundenden Standortregionen trifft der Bundestag.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung prüft mit Sicherheitsuntersuchungen, welche Gebiete in Deutschland günstige geologische Bedingungen für die unterirdische Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erwarten lassen. 

Gebietsauswahl wird immer weiter verdichtet

2020 hatte die bundeseigene Gesellschaft zunächst in einem Bericht 90 solcher Gebiete ausgewiesen, bei denen eine weitere Prüfung lohnen könnte, dies waren 54 Prozent der Fläche Deutschlands. Diese Gebiete werden nun im weiteren Verfahren auf wenige Standortregionen eingeengt. „Ziel ist es, mit einer angemessenen kleinen Zahl an Gebieten in Phase 2 zu gehen“, sagte BGE-Sprecherin Dagmar Dehmer.

Während Umweltverbände und Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) das Suchverfahren und die gewollte Transparenz lobten, kritisierte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) das Prozedere: „Das bisherige Verfahren hat in erster Linie Kosten und Verunsicherung in vielen Regionen gebracht.“ Es sei auch nicht akzeptabel, dass sich die Suche bis in die 2070-er Jahre hinziehe. Den neuen Arbeitsstand bezeichnete er als „gute Nachricht für viele Menschen in Bayern“. 

27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Atommüll

Die Methodik, mit der die Sicherheit im aktuellen Arbeitsschritt bewertet wird, erläuterte die Bereichsleiterin Standortauswahl bei der BGE, Lisa Seidel. „Wir suchen in einem wissenschaftsbasierten Verfahren den Standort mit der bestmöglichen Sicherheit. Daher setzen wir die Sicherheitsanforderungen für die Gebiete mit jedem Prüfschritt ein bisschen höher. Gebiete, die eine Hürde nicht überspringen, werden nicht weiterbearbeitet.“ 

Bei der Endlagersuche geht es um einen Ort in der Tiefe zur dauerhaften Lagerung von 27.000 Kubikmetern hochradioaktivem Müll aus mehr als 60 Jahren Atomkraft in Deutschland. Es soll ein Ort gefunden werden, der für eine Million Jahre sicher ist, da der Müll Hunderttausende Jahre strahlt. Aufbewahrt wird er aktuell in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern.

Das Bundesumweltministerium geht davon aus, dass bis 2050 ein entsprechendes Endlager gefunden sein wird. Das wäre etwa 20 Jahre später als ursprünglich geplant. Bis wann das Endlager dann wirklich genutzt werden kann, ist noch offen.


Von dpa und Johannes Hirschlach
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