Die „Ansbach Symphonie” kehrt am Samstag zurück | FLZ.de

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Veröffentlicht am 25.10.2022 07:21, aktualisiert am 29.12.2023 14:05

Die „Ansbach Symphonie” kehrt am Samstag zurück

Eine erweiterte Version der „Ansbach Symphonie” wird am Samstag, 30. Dezember, um 19 Uhr in der Gumbertuskirche aufgeführt. (Foto: Alexander Biernoth)
Eine erweiterte Version der „Ansbach Symphonie” wird am Samstag, 30. Dezember, um 19 Uhr in der Gumbertuskirche aufgeführt. (Foto: Alexander Biernoth)
Eine erweiterte Version der „Ansbach Symphonie” wird am Samstag, 30. Dezember, um 19 Uhr in der Gumbertuskirche aufgeführt. (Foto: Alexander Biernoth)

Ein Nachklang zum Jubiläum „800 Jahre Stadt Ansbach“ war die „Ansbach Symphonie“ im Oktober 2022. Wegen der Corona-Einschränkungen musste das multimediale Festkonzert 2021 abgesagt werden. Elf Monate später hatte es endlich in St. Gumbertus Premiere. Das Format ist ausbaufähig und hat weitere Folgen verdient.

Keine neue Folge, aber eine erweiterte Version der „Ansbach Symphonie” ist jetzt zu erleben. Sie wird am Samstag, 30. Dezember, um 19 Uhr in der Gumbertuskirche aufgeführt.

Eindrücke von der ersten Aufführung

Was war 2022 zu erleben? Den Altarraum von St. Gumbertus beherrschte eine große Leinwand. Davor hatte das Ansbacher Kammerorchester Platz genommen, das um Bläser, E-Piano und Schlagwerk verstärkt war. Ihm zur Seite saß eine Band.

Die „Ansbach Symphonie“ war keine klassische Symphonie, sondern das, was Symphonie dem Ursprung nach bedeutet: ein Zusammenklang. Ein Zusammenklang aus Musik, Bild und Wort. Der Titel stand für einen bunten Abend, der Stationen der Stadtgeschichte mit eingängigen Stücken vom Barock bis hin zu einem Elvis-Presley-Medley verschränkte. Ansbach machte sich ein Bild von sich selbst.

Mehr als eine Selbstfeier

Bei einer bloßen Selbstfeier blieb es nicht. Dr. Christian Schoen setzte in seiner Moderation Impulse zum Nachdenken. Und Oberbürgermeister Thomas Deffner fand in den stadtplanerischen Fragen der Barockzeit Fragestellungen für die Gegenwart: Neue Menschen seien ins Land gekommen, denen eine Heimstatt geboten werden sollte.

Die Idee zur „Ansbach Symphonie“ hatte Kirchenmusikdirektor Carl Friedrich Meyer, der auch das prächtige Kammerorchester leitete. Er holte damit das Genre „Festkonzert“, das oft ein bisschen steif und allzu ernst gerät, in die Gegenwart. Er emotionalisierte es mit einem Potpourri-Programm, das wie Filmmusik die durchgetaktete Fotoshow von Wolfgang Liebel untermalte.

In dem bewegten Bilderreigen, den Liebel zur Musik projizierte, steckte sichtlich viel Arbeit. Liebel hatte dafür historische Dokumente aus dem Stadtarchiv reproduziert und selbst schöne Ansbach-Impressionen aufgenommen. Er blickte aufs Ganze und entdeckte viele Details, was animierte, Bekanntes mit anderen Augen zu sehen. Seine Fotos setzten die Stadt, vor allem Innenstadt-Gebäude, und auch Menschen der Stadt ansprechend ins Bild. Eine Zeitreise sollte es sein, so Christian Schoen. Er versprach aber auch ein „Wechselbad der Gefühle“.

Zeitreise durch Ansbachs Geschichte

Was nicht zu viel gesagt war. Die Zeitreise hatte gut ein Dutzend Stationen, zu denen etwa die Klostergründung gehörte, die Entdeckung der Jupiter-Monde, die Markgrafen, aber auch die NS-Zeit, die Nachkriegsjahre oder die Bachwoche stellvertretend für alle Kulturschaffenden. Natürlich bietet die Stadt mehr Stoff und Themen, als in einer Stunde Platz finden. Es gäbe Material für Fortsetzungen.

Musikalisch reichte das Spektrum von Bachs „Wohl mir, dass ich Jesum habe“ und Mozarts „Lacrimosa“ über Edvard Griegs „Morgenstimmung“ bis hin zu Steff Porzels „Sandwood Bay“ und Andreas Bouranis „Auf uns“. Für die Markgrafenzeit stand mit Trompetenglanz Musik eines Komponisten, der tatsächlich die Stadt besucht hatte: Georg Friedrich Händel. Nils Pommer hatte die Werke klangvoll für das Ansbacher Kammerorchester arrangiert.

Klingendes Mahnmal

Zwei neue filmmusiknahe Stücke stammten von dem Ansbacher Jugendkulturpreisträger Acar Kraut. Das eine illustrierte elegisch Kaspar Hausers Schicksal, das andere, dramatisch und trauernd, fungierte als klingendes Mahnmal. Es kommentierte wortlos die historischen Fotos aus der NS-Zeit. Momente, in denen Gesellschaftsutopien aufblitzten, gab es auch: Bernd Dittl sang zum Akkordeon zwei seiner Lieder auf Texte von Erich Mühsam. Der Dichter, Schriftsteller, Publizist, Revolutionär und Antimilitarist war von 1919 bis 1920 in Ansbach inhaftiert.

Die größte Überraschung war, wie Nils Pommer dem Hohenfriedberger Marsch das Säbelrasseln nahm. Er verwandelte ihn in eine Art Big-Band-Stück für Orchester: Hintergrundmusik für eine Zivilgesellschaft, die den Frieden im Sinn hat – und nicht den Krieg.


Thomas Wirth
Thomas Wirth
Redakteur im Ressort „Kultur“
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