Von einem „Tanzboden“ spricht Bürgermeister Klaus Nölp. Die Wortwahl ist dem Material Holz geschuldet, aus dem die sogenannten Parklets sind. Das erste davon wurde vorige Woche vor der Tagespflege in der Nürnberger Straße angelegt.
Das zweite folgte gestern beim Gasthaus „Rotes Ross“, berichtete Nölp. Ein weiteres ist vorm Czasch-Anwesen vorgesehen. Hinzu kommen noch Elemente wie etwa Pflanztröge. An insgesamt acht Stellen auf der Ortsdurchfahrt sollen solche Gestaltungsakzente gesetzt werden, die einerseits die Aufenthaltsqualität verbessern sollen, wie Städteplaner Matthias Rühl betont.
Andererseits sind sie auch dazu da, den Durchgangsverkehr zu vergrämen. Denn dort gehört er nicht hin; für ihn wurde schon vor Jahren die Umgehungsstraße, inzwischen die neue B8, gebaut. Schon mit dem ersten Parklet lässt sich beobachten: Die Autos müssen bisweilen anhalten, um den Gegenverkehr passieren zu lassen.
Genau das gehört zu den beabsichtigten Effekten. Denn die Navigationsgeräte in den Autos leiten die ortsunkundigen Fahrer für gewöhnlich auf der schnellsten Route – und diese führt vermeintlich durch den Ort, nicht außen herum. Das gilt aber nur, wenn die Fahrer die Tempo-30-Regelung im Ortskern missachten. Das tun offenbar viele, denn die Navi-Algorithmen arbeiten mit realen, per Handyortung ermittelten Daten.
Wenn nun die Fahrer zum Langsamfahren gezwungen sind, werden sich die Navis darauf einstellen und statt der Ortsdurchfahrt die Umgehung empfehlen. So hoffen jedenfalls Markt Bibarts Räte, die den Versuch einmütig befürwortet hatten. In der Bevölkerung hingegen gab und gibt es durchaus skeptische Stimmen. Doch wenn der Versuch die erhofften Ergebnisse bringt, könnten auch viele Kritiker überzeugt werden.
Wie die „Tanzböden“ genau gestaltet werden, da dürfen die jeweiligen Anrainer viel mitreden, versichern Nölp und Rühl. Alle Maßnahmen dieses Verkehrsversuchs kosten zusammen rund 70.000 Euro. Einen Großteil der Kosten, 80 Prozent, übernimmt die Städtebauförderung.
Zur „Rückeroberung des öffentlichen Raumes“ für die Bürger, wie es Rühl formuliert, gehört insbesondere eine Begrünung auch mit Bäumen, denn mit dem Klimawandel wird es bei uns im Sommer so heiß wie jetzt schon in Neapel, warnt der Planer.