Die schönsten Tage im Garten sind vorbei, könnte man meinen. Aber für Hobbygärtner, die gerne anpacken, buddeln und mit der Gartenschere arbeiten, ist jetzt eine gute Zeit: Der Garten braucht ihre Pflege, gar ihren Schutz. Das ist zu tun:
Sommerliche und frostempfindliche Zwiebel- und Knollenblumen wie die Dahlie gehören ab etwa drei Grad ins Winterlager. Man gräbt die Zwiebeln und Knollen aus, befreit sie grob von Erde und schneidet die Stängel bis auf fünf Zentimeter ab. Dann können die Blumen in einem Gefäß mit leicht feuchtem Sand an einem frostfreien Ort den Winter überdauern.
Über das Frühjahr und den Sommer dürfen Hecken nur in Form gebracht werden, nicht aber entfernt, erneuert oder stark zurückgeschnitten werden. Das soll brütende Vögel und andere Tiere, die die Hecken nutzen, schützen.
Ab 1. Oktober ist dies laut Bundesnaturschutzgesetz aber wieder erlaubt. Wer Igel, Zaunkönig und Co. aber weiterhin etwas Gutes tun möchte, schichtet den Heckenschnitt, Reisig und anderes Totholz in einer Ecke des Gartens als Überwinterungsmöglichkeit auf.
An diesem Tipp schneiden sich die Meinungen: Viele mögen es, im Herbst den Garten aufzuräumen und daher auch die verblühten und teils schon braun gewordenen Stauden zurückzuschneiden. Naturschützer raten hingegen, dies nicht zu tun.
So empfiehlt Melanie Konrad vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu), den Garten im Herbst sogar weitestgehend in Ruhe zu lassen. Und gerade Stauden nicht vor dem Frühjahr zurückzuschneiden, weil an und in den Pflanzen Insekten und ihre Eier überwintern.
Was sagen denn die Gärtner? Grundsätzlich müssen Stauden nicht zurückgeschnitten werden, sie werden so oder so im Frühjahr wieder neu austreiben, sagt Almut Eilers von der Gartenakademie der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Sie rät nur in drei Fällen zum Entfernen der oberirdischen Teile: Es lohnt sich erstens ein Rückschnitt für manche Stauden wie Rittersporn, Frauenmantel und Salbei direkt nach der jeweiligen Blüte noch im (Spät-)Sommer, um eine zweite Blüte zu fördern. Zweitens ist ein kompletter Rückschnitt sinnvoll, wenn Pflanzen stark von Läusen oder Pilzen befallen sind.
Und drittens, ein Rückschnitt verhindert unerwünschtes starkes Ausbreiten der Stauden durch ihre Samen. Aber dafür hat Nabu-Expertin Melanie Konrad einen Alternativtipp: „Um stark wuchernde Stauden wie die Akelei an einer zu großen Ausbreitung zu hindern, reicht es, nur die Samenstände herauszuschneiden.“
Wer dennoch aus ästhetischen Gesichtspunkten die Pflanzen, die braun werden, im Herbst abschneiden möchte, dem rät Almut Eilers dazu, dies nur mit blühenden Stauden zu tun. Immergrüne Blattstauden und Gräser sind sogenannte Strukturgeber für den Garten auch im Winter - und auch ein schöner Anblick. Vor allem, wenn sie mit Raureif überzogen sind.
Außerdem bieten gerade sie mit ihren nach wie vor dichten Strukturen vielen Tieren Schutz und Nahrung. Almut Eilers empfiehlt, auch Schafgarbe, Brandkraut, Fetthenne, Duftnessel stehen zu lassen.
Herabfallendes Laub muss von einigen Stellen im Garten entfernt werden: Vor allem von Rasenflächen, da das Gras darunter faulen kann. Auch immergrüne Stauden können unter einer zu dicken Schicht von Blättern leiden.
Ansonsten aber lohnt es sich, das Laub auf Beeten und unter Hecken liegen zu lassen oder bewusst dorthin zu bringen. „Blätter sind von Natur aus dazu da, den Boden abzudecken. Sie schützen den Untergrund vor Erosion“, sagt Nabu-Expertin Melanie Konrad. Und sie sind ein Winterschutz für empfindliche Pflanzen sowie ein Material voller wichtiger Nährstoffe, die vielen Tieren als Nahrung dienen und zur Humusbildung der Böden beitragen.
Nicht winterfeste Kübelpflanzen brauchen Frostschutz. Sie darf man aber nicht ins beheizte Wohnzimmer stellen, sondern nur an einen kühlen Ort. Wer kein frostfreies Gewächshaus oder kühlen Wintergarten hat, kann auf Garage oder Keller ausweichen. Wer das nicht bieten kann, sollte die Pflanzen mit Vlies und Reisig schützen.
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