Das Geschäft mit E-Zigaretten zieht an. Die Händler und Hersteller machten mit den Elektrogeräten und dazugehörigen Flüssigkeiten im vergangenen Jahr in Deutschland einen Umsatz von schätzungsweise gut einer Milliarde Euro und damit circa 25 Prozent mehr als 2022, teilte der Verband Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG) in Dortmund mit.
In der Ruhrgebietsstadt beginnt am Donnerstag (19. September) die Fachmesse Intertabac, bei der sich neben Tabakunternehmen auch zahlreiche E-Zigaretten-Firmen präsentieren. Bei den elektronischen Zigaretten - auch Vapes oder E-Shishas genannt - werden Flüssigkeiten erhitzt und der Dampf wird inhaliert. Im Vergleich zu herkömmlichen Tabakzigaretten werden weniger Schadstoffe freigesetzt. Gesundheitsrisiken bringen aber auch „Vapes“ mit sich - Mediziner raten Rauchern, komplett aufzuhören, anstatt E-Zigaretten als kleineres Übel zu sehen und dadurch weiterhin Schadstoffe zu inhalieren.
E-Zigaretten waren lange ein Nischenmarkt, inzwischen sind sie aber ein Massengeschäft. 2022 und 2023 legte der Umsatz laut BfTG um jeweils 40 Prozent zu. Seine Zahlen hat das Branchensprachrohr von Mitgliedsfirmen und aus eigenen Analysen. Nun hat sich der Zuwachs mit 25 Prozent etwas abgeschwächt, er bleibt aber auf einem hohen Niveau.
BfTG-Chef Dustin Dahlmann begründet das Wachstum damit, dass die Zahl der Verkaufspunkte gestiegen ist. „Immer mehr Point of Sales außerhalb des Fachhandels wie Tankstellen, Supermärkte und Kioske bieten die E-Zigaretten und Liquids inzwischen an“, sagt er. „Deshalb ist die Aufmerksamkeit auf die Produkte höher und viele Raucher steigen von Zigaretten auf E-Zigaretten um.“ Nach Angaben des BfTG nutzen in Deutschland rund 3 Millionen Menschen E-Zigaretten und damit 0,5 Millionen mehr als vor einem Jahr.
Umstritten sind Einweg-E-Zigaretten, die weggeschmissen werden, wenn ihr Akku leer ist. Eigentlich müssen sie als Elektrogeräte entsorgt werden, tatsächlich landen sie aber häufig im Restmüll oder in der Gelben Tonne, wie Vertreter der Abfallbranche beklagen. Dann drohen in den Müllfahrzeugen und Entsorgungsanlagen Brände, wenn es in den Elektrogeräten zu einem Kurzschluss kommt und sich anderer, daneben liegender Abfall entzündet. Umweltschützer bewerteten die Einweg-Produkte ebenfalls kritisch, schließlich werden damit Rohstoffe verschwendet.
Der Anteil dieser Wegwerfprodukte am Gesamtmarkt mit E-Zigaretten ist nach Angaben des BfTG in den vergangenen Jahren gesunken. Lag er 2022 noch bei 40 Prozent, so waren es 2023 noch 30 Prozent. In diesem Jahr liegt er schätzungsweise nur noch bei 20 Prozent. Branchenvertreter Dahlmann rechnet damit, dass der Einweg-Anteil im kommenden Jahr weiter sinken wird. 2027 greift ein EU-Verbot von solchen Produkten.
Neben Einweg-Produkten gibt es noch Mehrweg-Vapes, bei denen die Flüssigkeiten-Kartuschen (Pods) ausgetauscht werden, und klassische E-Zigaretten, bei denen die Nutzerinnen und Nutzer die Liquids in kleinen Flaschen kaufen oder selbst mischen - bei diesen beiden Produkten ist der Akku wiederaufladbar.
Sorgenfalten bekommen Branchenvertreter mit Blick auf die anstehende Steuererhöhung, dann werden auf ein Milliliter Liquid 26 Cent Tabaksteuer fällig und damit sechs Cent mehr als bislang. Bei den üblichen 10-Milliliter-Liquids, die bislang grob gesagt acht bis zehn Euro kosten, wird sich die Steuerlast laut BfTG auf knapp einen Euro erhöhen.
Die zum Jahreswechsel greifende Steuererhöhung auf Liquids führt zu tiefen Sorgenfalten in der Branche, wie eine Umfrage des BfTG unter 300 E-Zigaretten-Firmen in Deutschland ergab. Sehr viele von ihnen befürchten, dass der steuerbedingte Preisanstieg zu einer Zunahme des Schwarzmarktes führen werde. Der sei schon jetzt stark, nach Schätzung der Firmen geben die Bundesbürger auf dem Schwarzmarkt in Deutschland jedes Jahr rund 300 Millionen Euro für Liquids und illegale E-Zigaretten aus. „Diese Produkte kommen aus dubiosen Quellen, die Qualität ist äußerst fragwürdig“, sagt Dahlmann. „Für unsere legalen Händler und Hersteller führt das zu Umsatzeinbußen, die schmerzlich sind.“
Trotz der Anstrengungen der Behörden sei der Schwarzmarkt kaum eingedämmt, da es an ausreichenden personellen und strukturellen Ressourcen fehle, moniert Dahlmann. „Die Politik versäumt es, hier effektiv gegenzusteuern.“
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