Wer Postkarten und Briefe verschickt, muss sich auf steigende Preise einstellen. Die Bundesnetzagentur beabsichtigt, der Post bei Briefen eine Preisanhebung von rund 10,5 Prozent zu erlauben. Zuletzt hatte sich der Briefversand 2022 um 4,6 Prozent verteuert, Anfang 2025 folgt der nächste Anstieg. Wie hoch genau das Porto der jeweiligen Briefart sein wird, ist noch unklar - das entscheidet im nächsten Schritt die Post.
Grund für die Porto-Anhebung sind gestiegene Kosten, die der Logistiker schultern muss. Als sogenannter Universaldienstleister ist das Unternehmen verpflichtet, überall in Deutschland Sendungen zuzustellen - also auch am einsamen Bauernhof, wo der Zusteller recht viel Fahrtzeit braucht.
Der bis zu 20 Gramm schwere Standardbrief kostet im Inlandsversand derzeit 85 Cent, der bis zu 50 Gramm schwere Kompaktbrief 1 Euro und die Postkarte 70 Cent, hinzu kommen noch andere Briefarten. Branchenkennern zufolge könnte der Standardbrief künftig 95 Cent kosten. 2012 waren es nur 55 Cent gewesen, danach ging es Schritt für Schritt nach oben.
Es könnte aber auch etwas mehr oder weniger sein, denn die Post kann das Porto der Briefarten unterschiedlich stark anheben. Nach dem Willen der Bundesregierung soll der Versand eines Standardbriefs nicht teurer werden als ein Euro.
In der Summe aller prognostizierten Sendungen darf die Teuerung maximal 10,5 Prozent betragen. Ende des Jahres soll die Netzagentur die Porti genehmigen, die neuen Preise gelten zwei Jahre. Alte Briefmarken bleiben gültig, für ein höheres Porto muss eine Ergänzungsmarke aufgeklebt werden.
Angesichts der hohen Inflation und des damit verbundenen Kostenanstiegs hatte die Post im Jahr 2023 versucht, das Briefporto vorzeitig erhöhen zu dürfen. Damals holte sich die Firma aber eine Abfuhr von der Regulierungsbehörde, der Netzagentur.
Mit Ablauf des regulären Porto-Zeitraums darf der Gelbe Riese nun doch noch an der Preisschraube drehen. Der Bonner Logistiker ist längst ein internationaler Großkonzern, sein Stammgeschäft als deutscher Brieftransporteur spielt nur noch eine Nebenrolle.
Nach der sogenannten beabsichtigten Entscheidung der Behörde können sich nun Marktteilnehmer zu Wort melden, danach will die Bundesnetzagentur den Erhöhungsspielraum final beschließen. Es wäre eine faustdicke Überraschung, sollte sich an dem Vorschlag noch grundlegend etwas ändern.
Die Post möchte das Briefporto stärker anheben als die Bundesnetzagentur es ihr erlauben will, wie aus einer Reaktion des Konzerns hervorgeht. Man habe die Entscheidung der Behörde „mit Verwunderung zur Kenntnis genommen“, sagt ein Firmensprecher. „Ergebnis und Annahmen lassen sich angesichts zu erwartender Lohnsteigerungen, schrumpfender Briefmengen und hoher Investitionsbedarfe schwer nachvollziehen.“
Er verweist etwa darauf, dass das Porto für einen Standardbrief 43 Prozent unter dem europäischen Durchschnittswert liege. Die Post will der Behörde nun ihre Sicht der Dinge darlegen.
Bei der Gewerkschaft Verdi schrillen die Alarmglocken. „Die Entscheidung ist falsch und wird auch negative Folgen für die Beschäftigten bei der Deutschen Post AG haben“, sagt die Verdi-Vizevorsitzende Andrea Kocsis, die ebenfalls für einen höheren Preisaufschlag plädiert - dann hätte der Konzern mehr Geld in der Kasse, woraufhin die Arbeitsbedingungen besser sein könnten.
Im Gegensatz zur Post und zu Verdi bewerten Politiker wie der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben den Vorschlag der Netzagentur als angemessen. Es sei positiv, dass die Teuerung nicht noch höher ausfalle. „Für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist es eine gute Nachricht, dass der Standardbrief möglicherweise 95 Cent kosten wird und damit unter einem Euro bleibt.“
Die Portoerhöhung greift planmäßig zum Jahreswechsel und damit zeitgleich mit einer separaten Regelung, die im Rahmen der Postgesetz-Novelle beschlossen worden war und der Post mehr Zeit gibt bei der Beförderung von Sendungen. Bislang müssen 80 Prozent der heute eingeworfenen Briefen am nächsten Werktag da sein. Dieser Zeitdruck wird verringert, ab 2025 ist so eine Pflicht nicht für den ersten, sondern für den dritten Werktag nach Einwurf vorgesehen, dann müssen 95 Prozent angekommen sein.
Das heißt, dass ein Großteil der Sendungen künftig im Schnitt zwei Werktage länger unterwegs sein darf. Der Verbraucher wird also länger auf Briefe warten müssen, deren Versand mehr kostet. Die Post will ihr System allerdings nicht sofort Anfang 2025 komplett umstellen, sondern sie will dies schrittweise im Laufe der Zeit tun.
Auch die Pakete des Marktführers DHL, der im inländischen Briefgeschäft als Deutsche Post auftritt, werden vermutlich teurer. In diesem Bereich will die Bundesnetzagentur dem Logistiker einen Preiserhöhungsspielraum von rund 7,2 Prozent einräumen.
Hierbei geht es nur um die Pakete, die Privatkunden verschicken, und nicht um Pakete, die ein Online-Händler einem Verbraucher sendet. Die Preise von solchen Sendungen kann DHL festlegen, ohne vorab die Bundesnetzagentur ins Boot zu holen.
Wann DHL diese privaten Paketsendungen verteuert, die am Schalter oder an Automaten abgegeben werden, ist noch unklar. Im Gegensatz zum Briefmarkt hat der Logistiker im Paketmarkt einige größere Konkurrenten, etwa Hermes, DPD oder GLS. Die Kunden haben also gleichwertige Alternativen.
Im Digitalzeitalter verlieren Briefe an Bedeutung: Die Menschen setzen immer stärker auf digitale Kommunikation, etwa Chats oder Mails. Daher sinkt die Briefmenge seit langem. Im vergangenen Jahr beförderte die Post nach eigenen Angaben rund 5,9 Milliarden Briefe und damit ein Drittel weniger als zehn Jahre zuvor (7,8 Milliarden). Die Werbepost ist hierbei nicht eingerechnet.
Die Nachfrage nach Paketen zieht hingegen an, vor allem weil die Menschen immer mehr im Internet bestellen. 2023 stellte DHL in Deutschland rund 1,7 Milliarden Pakete zu und damit etwa zwei Drittel mehr 2013, damals hatte die Firma eine Milliarde Sendungen transportiert. Diese beiden Trends - immer weniger Briefe und immer mehr Pakete - werden sich künftig sehr wahrscheinlich fortsetzen.
Die Sendungsmenge schrumpft zwar, das Briefgeschäft bleibt für die Post aber profitabel - dafür sorgen die regelmäßigen Preisaufschläge, die die Bundesnetzagentur dem Logistiker erlaubt.
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