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Veröffentlicht am 20.09.2024 13:50

Verdeckte Narzissten erkennen und sich schützen

Nicht jeder, der als narzisstisch bezeichnet wird, ist es im Sinne einer Störung. Dafür aber andere - von denen man es nicht sofort denkt. (Foto: Laura Ludwig/dpa-tmn)
Nicht jeder, der als narzisstisch bezeichnet wird, ist es im Sinne einer Störung. Dafür aber andere - von denen man es nicht sofort denkt. (Foto: Laura Ludwig/dpa-tmn)
Nicht jeder, der als narzisstisch bezeichnet wird, ist es im Sinne einer Störung. Dafür aber andere - von denen man es nicht sofort denkt. (Foto: Laura Ludwig/dpa-tmn)

Es gibt etliche Bücher, noch mehr Postings auf Social Media, und überhaupt wird seit einigen Jahren der Begriff Narzissmus populärer, überall scheinen Narzissten zu förmlich zu lauern. Nicht alle, die so etikettiert werden, sind von einer Persönlichkeitsstörung betroffen, einige haben vielleicht narzisstische Eigenschaften, die wiederum oft als „toxisch“ empfunden werden. 

Menschen mit narzisstischen Zügen neigen dazu, sich selbst für großartig zu halten, häufig treten sie auch entsprechend auf. Sie können zunächst charismatisch und attraktiv wirken, zeigen aber mit der Zeit oft negative Verhaltensweisen wie Egozentrismus oder die Tendenz, andere auszunutzen. 

Außer dieser eher offensichtlichen Form des sogenannten grandiosen Narzissmus gibt es eine weitere, die man nicht so gut erkennt. Den vulnerablen oder verdeckten Narzissmus. 

Auch die Menschen, die davon betroffen sind, haben ein Bedürfnis nach Bewunderung und fühlen sich ihren Mitmenschen überlegen, lassen das aber nicht sofort erkennen. Bisweilen wird der vulnerable Narzissmus als die gefährlichere Art bezeichnet. Doch nicht nur andere, vor allem die Betroffenen selbst leiden durchaus darunter.

Was bedeutet „verdeckter“ Narzissmus?

Laut Claire Hart, Psychologieprofessorin an der University of Southampton, sind verdeckte Narzissten „zerbrechlicher“. Sie leiden unter einem labilen Selbstwertgefühl und brauchen, um ein positives Selbstbild aufrechtzuerhalten, Bestätigung von außen.

Wenn dieses Selbstbild in angegriffen wird durch Kritik oder auch Konkurrenz, werden sie wütend. Und vulnerable Narzissten verhalten sich öfter passiv-aggressiv als konfrontativ. Sie schikanieren dann etwa andere, „weil sie sich ihrer selbst nicht sicher sind“, so Hart im Wissenschaftsmagazin „BBC Science Focus“.

In Beziehungen seien sie in der Regel sehr viel bedürftiger, können aber auch auf eine Weise kontrollierend und manipulativ sein, die nicht offensichtlich ist, erklärt Hart. Verdeckt eben. 

Wie bei der sogenannten grandiosen Form haben auch die vulnerablen Narzissten ein Problem mit Empathie - besser gesagt: zu wenig davon. Das heißt, sie können (oder wollen) die Gefühle und Bedürfnisse anderer nicht erkennen oder sich nicht in sie hineinversetzen. 

Was sind Anzeichen für vulnerablen Narzissmus?

Diese Art des Narzissmus umfasst unter anderem:

  • Überlegenheits- und Anspruchsdenken: Sie fühlen sich - intellektuell oder moralisch etwa - überlegen und möchten auch so behandelt werden, zeigen das aber nicht offen, sondern subtil.
  • Bedürfnis nach Bestätigung: Sie prahlen nicht, sondern suchen Anerkennung indirekt, also auf Umwegen. Etwa, indem sie sich selbst herabwerten und dadurch positive Rückmeldungen bekommen.
  • Oder in die andere Richtung: Sie geben sich besonders hilfsbereit, sodass man ihnen dankbar sein muss
  • Überempfindlichkeit gegenüber Kritik: Selbst konstruktive Kritik können sie als persönlichen Angriff empfinden. Sie reagieren oft defensiv, wütend oder ziehen sich beleidigt zurück.

Was kann man tun, wenn man es mit einem vulnerablen Narzissten zu tun hat? 

  • Informieren: Je mehr man über vulnerablen Narzissmus weiß, desto besser versteht man das Verhalten und kann damit umgehen und sich schützen.
  • Selbstfürsorge: Der Umgang mit verdeckten Narzissten kann emotional belastend sein und viel Energie kosten. Daher ist es wichtig, sich um sich selbst und seine Bedürfnisse zu kümmern.
  • Keine Schuldgefühle: Die betroffene Person, nicht Sie, ist für ihr Verhalten verantwortlich. Auch wenn Ihnen klar ist, dass das Verhalten Ausdruck einer Selbstwertstörung ist, „kann es bei Ihnen Ärger und Aggression auslösen. Machen Sie sich keine Vorwürfe wegen solcher Gefühle. Sie sind völlig verständlich“, rät der Psychologe Prof. Udo Rauchfleisch im Fachmagazin „Psychologie Heute Dossier“.
  • Grenzen setzen und kommunizieren: Schwierig, wenn es um einen Kollegen oder die Vorgesetzte geht, im Privaten aber könne man „in taktvoller, aber klarer Weise eine Rückmeldung geben“, wie man das Verhalten empfindet. Und notfalls auch - zumindest für einige Zeit - den Kontakt abbrechen, so Rauchfleisch weiter.
  • Hilfe suchen: Wenn der Umgang zu belastend wird, sollte man mit nahestehenden Menschen oder auch professionellen Helfern sprechen, die dabei unterstützen können, die eigene Situation zu klären.

Nicht zuletzt: Vulnerabler Narzissmus bedeutet, dass vor allem die Betroffenen ein echtes Problem haben und innere Not erleben. In einer Therapie können sie lernen, ihre Symptome zu managen, und das macht ihren Alltag und den Umgang mit ihnen einfacher.

© dpa-infocom, dpa:240920-930-238320/1


Von dpa
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