Rambozambo am Nockherberg | FLZ.de

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Veröffentlicht am 12.03.2025 22:11

Rambozambo am Nockherberg

Aktuell wie nie: Das Singspiel liefert den Zuschauern auf dem Nockherberg Koalitionsverhandlungen auf der Bühne.  (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Aktuell wie nie: Das Singspiel liefert den Zuschauern auf dem Nockherberg Koalitionsverhandlungen auf der Bühne. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Aktuell wie nie: Das Singspiel liefert den Zuschauern auf dem Nockherberg Koalitionsverhandlungen auf der Bühne. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Koalitionsverhandlungen auf offener Bühne: Ohne Markus Söder (Thomas Unger) wäre die Wahl von Friedrich Merz (David Zimmerschied) beim „Wadlraten“ zur Auswahl des Unions-Regierungspartners auf dem Nockherberg fast schiefgegangen. Doch der CSU-Chef als „Magic-Maggus“ im Kostüm eines CSU-Elvis weiß es zu verhindern.

Merz fühlt sich zu Lindner, Habeck und Reichinnek hingezogen

Beim ersten Abtasten ist es nämlich nicht das Bein von SPD-Chefin Saskia Esken (Natalie Hünig), welches den CDU-Vorsitzenden anspricht, sondern das von Noch-FDP-Chef Christian Lindner (Christian Pfeil). Anziehend findet er auch die Wadln von Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne, Thomas Limpinsel) und der neuen Hoffnungsträgerin der Linken, Heidi Reichinnek (Anja Straubhaar): „Ich stehe hier, damit sich der Herr Merz keine gefährlichen Mehrheiten sucht.“ 

„Dann kann’s ja jetzt losgehen mit dem Politikwechsel. Rambozambo für Deutschland!“, ruft Merz und scheitert zugleich mit seinem Versuch Esken innig zu umarmen. Die bleibt reglos und fragt „Heißt das nicht Rambazamba?“

Weidel reitet als schweigende Reiterin - Merz verliert die Hand

Erwähnt werden muss an dieser Stelle auch, dass Merz zumindest kurz auch das Bein der stets schweigenden Pferde-Tänzerin „Alice“ Weidel (Alida Will) betastet - eine erste Anspielung an die kontroverse Bundestagsabstimmung zur Asylpolitik, bei der Merz bewusst die Stimmen von Weidels AfD in Kauf genommen hatte. Das Gleiche gilt für die Szene, als Weidels Steckenpferd die Hand von Merz abbeißt. 

Den Regisseuren Stefan Betz und Richard Oehmann ist in diesem Jahr beim auch über die Grenzen Bayerns hinaus beliebten Singspiel in jedem Fall etwas ganz Besonderes gelungen: Zeitgleich zur Regierungsbildung in Berlin zaubern sie auf die Bühne ein Stück, welches wohl noch nie so nah an den aktuellen Geschehnissen war. Um das zu ermöglichen, mussten während der Proben die Texte immer wieder angepasst werden. 

Nicht nur das Ergebnis der um Monate vorgezogenen Bundestagswahl vor rund zwei Wochen ist ansatzlos eingearbeitet in das Stück mit dem Titel „Ein Wadl für Deutschland“ - auch die Folgen für Noch-Kanzler Olaf Scholz (Nikola Norgauer), Lindner und Habeck kommen nicht zu kurz. 

Funke springt nicht von Anfang an auf Publikum über

Doch zurück zur CSU-Wadl-Show: Zumindest zu Beginn springt - verglichen zu früheren Jahren der Funke nicht so richtig auf das Publikum über. Erst beim Auftritt von Hobby-Koch Hubert Aiwanger (Stefan Murr) und dem inbrünstig gesungenen Leilalei-Wutausbruch von Habeck scheinen die Zuschauer so richtig im Singspiel angekommen.

Passend zur Berliner Koalitionssuche orakelt das Stück auch gerne über den künftigen Kabinettsposten von CSU-Vize Dorothee Bär (Eli Wasserscheid), die ihre Premiere auf der Nockherberg-Bühne feiert: „Ja Doro, liebäugelst du mit dem Verkehrsministerium?“, fragt CSU-Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (Judith Toth). Die beiden CSU-Damen führen als zwillingsgleich aussehende Moderatorinnen mit viel Dialekt durch die Wadl-Show.

Milliarden-Schulden und Applaus für die Geldkanone

Irgendwann kommt auch das Multi-Milliarden-Schuldenpaket zur Sprache, für das Union und SPD im echten Berlin noch immer um die Zustimmung der Grünen buhlen. Für „Magic-Maggus“ lässt die neue Regierung unter der Führung von Merz nur einen Schluss: „Deutschland steht vor dem Ruin, nun heißt es: Guten Rat beziehen. Es hilft kein Weigern und kein Fliehen, Markus kommt jetzt öfter nach Berlin.“ Söder zeigte sich am Ende begeistert und versprach, wenn Merz wirklich Kanzler sei, komme er auch zum Nockherberg.

Ganz am Ende wagt das Stück auch einen Blick in die schwarz-rote Regierungszukunft und hofft auf neuen Optimismus im Land: „Die Stimmung ist kacke und die Lage ist kacke, doch wir reden uns jetzt ein, mit Kohle und Moneten, mit Mäusen oder Kröten, wird es halb so kacke sein.“ Zumindest auf dem Nockherberg sorgen die Geldscheine mit den Porträts der Berliner Koalitionäre aus einer Kanone am Ende für viel Applaus.

© dpa-infocom, dpa:250312-930-402021/1


Von dpa
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