Yara lächelt selig. Das Mädchen ist die einzige in Rebecca Wagners Familie, die an jene schreckliche Nacht im vorigen Herbst und an die schwierige Zeit danach keine Erinnerung hat. Sagen kann Yara noch nichts; sie ist ja gerade erst mal einen Monat alt.
Rebecca Wagner war hochschwanger, als in der Nacht zum 19. Oktober ein Kaminbrand ihr Mietshäuschen in Erlabronn unbewohnbar machte. Die 40-Jährige, ihr Lebensgefährte Tim Crosby und ihre vier Töchter standen von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts.
Über die ersten Tage halfen die Nachbarn der Familie hinweg, die erst wenige Monate vorher ins Dorf zugezogen war. Unter anderem stellte der Erlabronner Gutshof eine seiner Ferienwohnungen als Notunterkunft zur Verfügung. Doch es war klar, dass dies nur eine Lösung für kurze Frist sein konnte.
Dass sich von jetzt auf gleich eine Wohnung in hinreichender Größe für zunächst sechs, ab Mitte Dezember dann sieben Menschen und drei Hunde finden lassen könnte, war aussichtslos. Doch hatte die evangelische Kirchengemeinde Unterlaimbach in ihrem Gebäude in der Ortsmitte eine freie Altbauwohnung leerstehen. Vier Zimmer nur, aber immerhin ein Obdach. „Ich bin froh, dass wir die Wohnung so schnell bekommen haben“, sagt Rebecca Wagner über ihren Umzug noch im Oktober. Eine Lösung auf Dauer sei das aber wohl nicht, auch wenn Wagner sagt, die Familie habe sich in Unterlaimbach „ganz gut“ eingelebt.
So hat sich die Familie auch damit begnügt, das Wohnmobiliar aus einem Sammelsurium von Second-Hand-Möbeln zusammenzuschustern, die sie in Internet-Kleinanzeigen auftreiben konnte. Um den Küchentisch herum steht eine Sitzbank ohne Lehne, zwei Stühle von einer Sorte, ein dritter von einer anderen. Sind alle Familienmitglieder zum Essen da, wird noch ein Bürostuhl in die Küche geholt, erklärt Wagner eines der Provisorien. Nur vereinzelte Dinge kaufte sie neu. Für das im vorigen Sommer kaputt gegangene Auto gibt es noch keinen Ersatz.
Die Kinder, von denen zwar zwei schon volljährig, aber weiterhin in Ausbildung sind, haben keine eigenen Rückzugsräume für sich. Zudem: anders als beim Erlabronner Häuschen gehört zu der Immobilie in Unterlaimbach keinerlei Grünfläche. Die Aussicht auf einen Sommer in einer mehr als vollen Wohnung ist nicht sonderlich erquicklich. „Der Garten wird im Sommer fehlen“, ist sich Wagner sicher.
Die Rückkehr nach Erlabronn hat Familie Wagner deshalb nach wie vor auf ihrem Wunschzettel. Allerdings ist dort die Lage noch ziemlich unverändert. Die Rußpartikel haben sich in den vergangenen Wochen als Schicht auf Boden und Möbel abgesetzt, berichtet Wagner. Um das Haus wieder in Schuss zu bekommen, muss viel getan werden. Sie warten auf Nachricht von ihrem Vermieter, wie es um die Sanierung steht. Dieser warte jedoch seinerseits nach wie vor auf ein Signal der Versicherung, dass er beginnen könne, erklärt Wagner.
Die Familie hat sich seit ihrem Wegzug ab und zu in Erlabronn umgesehen, ob doch noch etwas zur retten wäre. Doch das sieht schlecht aus, erklärt Wagner. Vor allem Mila, mit ihren fünf Jahren nun die Zweitjüngste in der Familie, kann nicht so recht verstehen, weshalb sie ihre einstigen Sachen nicht zurückhaben, nicht in ihr vormaliges Zuhause zurückkehren kann.
Als Rebecca Wagner dieser Tage ankündigte, dass der Weihnachtsbaum nun für diese Saison ausgedient hat, wollte Mila ihn noch behalten, mit dem Einwand, sie weiß ja nicht, wo sie nächstes Jahr wohnen, berichtet die Mutter.Doch wie es auch ist oder noch kommen wird, es geht nicht anders, als sich mit der Lage zu arrangieren, findet Wagner.
Wer die Familie mit Spenden unterstützen möchte, kann dies weiterhin über das Konto von „FLZ-Leser helfen“ tun.