Nach dem Brand des Öltankschiffs „Annika“ auf der Ostsee vor Mecklenburg-Vorpommerns Küste sollen am Montag die Ermittlungen zur Ursache des Feuers beginnen. Das am frühen Samstagmorgen von Schleppern in den Rostocker Überseehafen bugsierte Schiff war das ganze Wochenende über gesperrt, wie die Behörden informierten. Giftige Gase sollten entweichen können, ehe zu Wochenbeginn die Kriminalpolizei und die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung an Bord gehen und die jeweiligen Ermittlungen führen.
Mecklenburg-Vorpommerns Küste ist einer Umweltverschmutzung infolge des Brandes an Bord der „Annika“ offenbar knapp entronnen. Ein bei den Bergungsarbeiten eingebundener Experte sagte der Deutschen Presse-Agentur, nur durch die raschen Löscharbeiten sei eine Katastrophe auf der Ostsee verhindert worden.
Das 73 Meter lange und 12 Meter breite Schiff hatte offiziellen Angaben zufolge 640 Tonnen Schweröl an Bord. Die Ladung ist laut Havariekommando mit einer doppelten Hülle geschützt - das ist bei modernen Tankern Standard. Das unter deutscher Flagge fahrende Schiff wurde 2012 gebaut. Es dient unter anderem dazu, größere Schiffe mit Treibstoff zu versorgen.
Die „Annika“, die von Rostock nach Travemünde unterwegs war, geriet am Freitagmorgen rund 4,5 Kilometer vor dem Ostseebad Heiligendamm in Brand. Die Rauchwolken waren vom Strand aus zu sehen. Der Chef des Landestourismusverbandes, Tobias Woitendorf, sagte, „das ist eine Situation, vor der wir uns im Tourismus immer fürchten“.
Nachdem das in seinem hinteren Teil noch brennende Schiff am späten Freitagabend langsam in den Rostocker Hafen geschleppt und das Feuer in der Nacht dort gelöscht worden war, untersuchten am Samstag Taucher den Rumpf von außen. Diese Prüfung erbrachte keine sichtbaren Schäden, wie die Wasserschutzpolizei bestätigte. Dennoch liegen sicherheitshalber Ölsperren rund um das Schiff am Liegeplatz 31.
Bei dem mit einer Helmkamera dokumentierten Tauchgang sollte festgestellt werden, ob es Verformungen durch die Hitzeentwicklung am Rumpf oder Schäden an Schweißnähten gibt. Auch auf mögliche Farbänderungen an den Lacken wurde geachtet, sagte Simon Müller von den Baltic Tauchern.
Der Sprecher des Deutschen Havariekommandos, Benedikt Spangardt, zeigte sich zufrieden mit dem Ablauf des Einsatzes. Es seien drei Feuerwehren beteiligt gewesen, aus Kiel, Lübeck und Rostock. „Die Sache ist in dem Sinne gut ausgegangen, dass keine Person schwer verletzt worden ist, dass die Besatzung in Ordnung ist und dass wir keine Gewässerverunreinigung und keinen Ölschaden in der Ostsee haben.“ Rund 120 Einsatzkräfte seien im Einsatz gewesen.
Die Einsatzkräfte hatten laut dem kommissarischen Leiter der Feuerwehr Rostock, Michael Allwardt, in den frühen Morgenstunden des Samstags an Bord letzte Kontrollen vorgenommen um zu sehen, ob es noch Glutnester gibt.
Es herrschte zunächst Unklarheit darüber, wo der Brand ausgebrochen war. „Während des Einsatzes war nicht klar, wo der Brand begonnen hatte. Neben dem Maschinenraum war auch ein Lager für Farben und Lacke als möglicher Brandherd in Betracht gezogen worden“, heißt es in der Mitteilung des Havariekommandos.
Aufschluss darüber sowie über die Brandursache sollen die Ermittlungen der Polizei geben. Im hinteren Bereich, in dem nach ersten Informationen der Brand ausgebrochen sein soll, befinden sich auch die Deckaufbauten mit der Brücke und der Maschinenraum. Dort richtete das Feuer großen Schaden an.
Ein bei den Bergungsarbeiten eingebundener Experte berichtete der Deutschen Presse-Agentur von einer Verpuffung an Bord des Schiffes durch eine geplatzte Kraftstoffleitung im Maschinenraum, wodurch der Farben- und Lackraum in Brand geraten sei.
Mehrzweckschiffe und ein Seenotrettungskreuzer kühlten den Tanker zunächst auf See mit großen Mengen Wasser und bekämpften den Brand von außen. Für den Einsatz auf See ausgebildete Feuerwehrleute konnten schließlich an Bord gehen und die Schleppfahrt nach Rostock mit vorbereiten. An Bord ging auch ein „First-Response-Team“ der Kieler Berufsfeuerwehr.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) brachte die sieben Besatzungsmitglieder an Land. Nach Angaben des Havariekommandos wurden mehrere Personen leicht verletzt. Sie konnten noch am Abend das Krankenhaus wieder verlassen.
Unmittelbar nach der Havarie äußerten Politiker und Verbände ihre Sorge über Umweltgefahren, die vom Tankschiffsverkehr auf der vielbefahrenen Kadetrinne zwischen Deutschland und Dänemark ausgehen könnten.
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