Möbel: Nachhaltiges Konsumverhalten beginnt mit Vertrauen | FLZ.de

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Veröffentlicht am 02.08.2023 11:40

Möbel: Nachhaltiges Konsumverhalten beginnt mit Vertrauen

Nachhaltigkeit kann auch heißen: das Sofa neu beziehen lassen, wenn man sich an der Farbe sattgesehen hat, das Möbelstück aber nicht gegen ein neues austauschen will. (Foto: Bernd Diekjobst/dpa-tmn)
Nachhaltigkeit kann auch heißen: das Sofa neu beziehen lassen, wenn man sich an der Farbe sattgesehen hat, das Möbelstück aber nicht gegen ein neues austauschen will. (Foto: Bernd Diekjobst/dpa-tmn)
Nachhaltigkeit kann auch heißen: das Sofa neu beziehen lassen, wenn man sich an der Farbe sattgesehen hat, das Möbelstück aber nicht gegen ein neues austauschen will. (Foto: Bernd Diekjobst/dpa-tmn)

Mit der Nachhaltigkeit gibt es ein großes Problem: Sie ist nicht einfach zu verstehen. Möbel bilden hier keine Ausnahme. So viele Aspekte eines Produktes können hier nachhaltig sein - sein Material, seine Herstellung, seine spätere Verwertung.

Und manchmal hat ein Produzent einfach nur eine moderne Heizanlage in seinen Räumen stehen und nennt sich deswegen schon nachhaltig. Wie kann man das als Verbraucher durchschauen? Der Trendforscher Frank A. Reinhardt beschäftigt sich mit der Nachhaltigkeit in der Einrichtungsbranche - und hat einen guten Rat für Möbelkäufer.

Wie kann ich mich als Kunde vor Greenwashing schützen?

Frank A. Reinhardt: Man sollte sich Informationen über das Produkt einholen, so gut das geht. Und wenn wir ein Angebot bekommen, das sich nachhaltig anhört, sollten wir vom Besten ausgehen und vertrauen.

Ich glaube sogar, wir müssen vertrauen, wenn ein Unternehmen sagt, seine Möbel sind umweltneutral hergestellt oder deren Produktion ist nachhaltig. Wir haben nicht die Zeit, einen Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens zu lesen. Und wir haben nicht das Wissen, einzuschätzen, was ist richtig und was ist falsch.

Und selbst bei den Zertifikaten liegt eine Krux. Es gibt eine Vielzahl und viele davon kann man nicht gut einordnen. Und sind wir mal ehrlich: Wir wollen uns auch nicht mit den Details auseinandersetzen müssen. Aber es gibt Menschen, die mehr davon verstehen - und die decken das Greenwashing für uns alle auf.

Also müssen wir anfangen, uns so gut wie möglich zu informieren, dann darauf vertrauen, dass das stimmt, und solche nachhaltig beworbenen Produkte kaufen. Dadurch wird der Markt größer - und der Druck auf die Hersteller, wirklich nachhaltiger zu handeln, wächst.

Was ist Ihr wichtigster Tipp für alle, die sich nachhaltige Möbel kaufen wollen?

Reinhardt: Mehr Qualität statt Quantität. Mehr investieren, um etwas Langlebiges zu erhalten. Wenn man umzieht, ist es das Möbel, das man nicht aufgeben möchte.

Das Möbel kann auch modisch sein, etwa der Sessel eine Trendfarbe haben. Vielleicht kann man ihn deswegen nach drei oder vier Jahren nicht mehr sehen. Aber wenn die Grundsubstanz gut ist, kann man das Stück zum Polsterer bringen und den Stoff wechseln lassen. Das bieten übrigens auch einige Hersteller für ihre älteren Polstermöbel an.

Nachhaltige Möbel sind oft teurer und nicht jeder kann sie sich leisten. Wird sich das ändern?

Frank A. Reinhardt: Ja, das ändert sich schon. Und ich glaube, Nachhaltigkeit wird künftig kein Verkaufsargument mehr sein, mit dem man einen höheren Preis erzielen kann. Sondern sie wird selbstverständlich sein - und das dauert nicht mehr lange. In drei, vier, fünf, maximal zehn Jahren werden die Unternehmen, die nicht nachhaltig agieren, meiner Meinung nach ein großes Problem bekommen.

Der Druck von den Kunden nimmt zu. Sie wollen sich nachhaltig einrichten. Sie wollen sich vielleicht auch ein Möbel kaufen, das qualitativ besser ist, damit man es länger nutzen kann. Etwas, das nicht einfach weggeschmissen wird. Darauf müssen die Unternehmen jetzt reagieren und den Kunden mehr Informationen dazu geben, was in den Möbeln schon steckt, oder sich weiterentwickeln.

© dpa-infocom, dpa:230612-99-29448/3


Von dpa
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