Die Flammen sollen den Winter vertreiben, den Frühling begrüßen, den Sieg von Licht über Dunkelheit feiern: Dem Osterfeuer wird gerade im Christentum eine große Bedeutung zugesprochen. Es symbolisiert der Überlieferung zufolge die Auferstehung Jesu Christi als Licht der Welt. Doch der Brauch hat auch den Ruf, die Luft zu verunreinigen.
Die Osterfeuer treiben die Feinstaubbelastung in der Luft in die Höhe.
Stimmt, jedoch ist der Ausschlag Experten zufolge gering und die Belastung nur temporär erhöht.
Osterfeuer - wie auch herkömmliche Lagerfeuer - haben negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Der Feinstaub, der beim Verbrennen entsteht, gerät in die Luft und ist schädlich für die Gesundheit. „Je kleiner die Partikel sind, desto tiefer können sie in den Körper, in die Lunge und bis in den Blutkreislauf eindringen“, sagt Ute Dauert vom Umweltbundesamt. So können sie dem Herz-Kreislauf-System schaden.
Dennoch gibt es seitens der Bundesregierung keine Bestrebungen, den Brauch zu verbieten. Der Grund: Der Feinstaubgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter darf in einer Region nicht häufiger als 35 Mal im Jahr überschritten werden. Demnach können durch Osterfeuer die Grenzwerte zwar zeitweise und auch deutlich überschritten werden. Doch sei in diesem Fall die erhöhte Feinstaubbelastung auf kurze Zeit im Jahr beschränkt.
Die sei jedoch auch abhängig von der Wetterlage. Bei windigem und regnerischem Wetter sei die Belastung geringer.
Auch die Expertin vom Umweltbundesamt stimmt zu: „Osterfeuer tragen nur lokal und kurzfristig zur Schadstoffbelastung bei“, so Dauert. Da gebe es größere, dauerhaft emittierende Quellen wie beispielsweise den Verkehr oder die Industrie, die eingedämmt werden sollten.
Nach Angaben des Umweltbundesamtes wurden im Vor-Corona-Jahr 2019 in Deutschland 90.200 Tonnen Feinstaub emittiert, der im Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer groß ist. Durch Abrieb und aus Auspuffen im Straßenverkehr sind demnach 18.350 Tonnen entstanden. Durch Silvesterfeuerwerk wurden innerhalb weniger Stunden 1230 Tonnen freigesetzt. Bei Osterfeuern waren es an vereinzelten Tagen etwa 2400 Tonnen. Dabei sei die Datenlage zu den brauchtümlichen Lagerfeuern ungenauer als die für Verkehrs- und Feuerwerksemissionen.
Es gibt verschiedene Arten von natürlichem und von Menschen gemachtem Feinstaub. Je nach Größe wird er in vier Kategorien eingeordnet: „Bei der Holzverbrennung entstehen Partikel, die im Vergleich etwas größer sind“, sagt Dauert. Diese Partikel gehören zur Größenordnung von weniger als 10 Mikrometer, in die auch Hausstaub und Pollen fallen. In die nächstkleinere Kategorie von weniger als 2,5 Mikrometer fallen etwa manche Bakterien. Darüber hinaus gibt es noch die Kategorie PM1. Dieser sogenannte Ultrafeinstaub ist kleiner ein Mikrometer. Die kleinste Form ist der Dieselruß mit einer Größe von weniger als einem Hundertstel Millimeter.
Besonders feiner Staub hat auch Auswirkungen auf das Eis an Nord- und Südpol. Winzige, meist schwarze Feinstaubpartikel können sich auf Gletschern und Eisschichten absetzen und diese verdunkeln.
Die bei Lagerfeuer-Hitze entstehenden Feinstaub-Partikel sind aber nicht fein genug, um an den Polen zu landen. Sie müssten „schon sehr klein sein, um so eine weite Strecke zurückzulegen“, sagt Dauert. Größere Teilchen sinken schneller ab. „Bei den Partikeln an den Polen handelt es sich eher um Rußpartikel“, erklärt Dauert. Dieselruß, der von Verbrennungsmotoren ausgestoßen wird, gehört zur kleinsten und damit schädlichsten Form von Feinstaub.
Abgesehen von der Luftverschmutzung gibt es bei dem Osterbrauch noch eine weitere Gefahr: „Ein Problem ist noch, dass die Feuer meist sehr zeitig aufgeschichtet werden - oft schon eine Woche zuvor“, sagt Dauert. Gerade der Frühling sei aber auch eine Zeit, in der Vögel nisten oder sich Kaninchen in den Haufen verstecken. „Deshalb sollte man kurz vor dem Anzünden das Holz noch einmal umschichten.“
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