Kommunen beim Anlegen und Entwickeln von insektenfreundlichen Flächen zu unterstützen und das Projekt Starterkit umzusetzen, gehört zu den Aufgaben von Wolfgang Endres. Er ist seit Januar 2022 Blühpaktberater bei der Regierung von Mittelfranken und zieht nach sechs Monaten in dieser neu geschaffenen Stelle eine erste Bilanz.
Der Blühpakt Bayern mit seinen Starterkit-Kommunen sei durch das Volksbegehren Rettet die Bienen geboren worden, durch das der Naturschutz und das Einschreiten gegen das dramatische Artensterben einen höheren Stellenwert erhalten hätten, erläutert Wolfgang Endres. Beim Blühpakt Bayern handle es sich um ein beim bayerischen Umweltministerium angesiedeltes Projekt, durch das eine halbe Million Euro in 100 „blühende Kommunen“ investiert werden.
Insgesamt hatten sich laut dem 30-Jährigen 256 Kommunen aus ganz Bayern für Starterkit beworben. Mit dem Ziel, kommunale Flächen in neue Lebensräume für Insekten umzuwandeln. 100 Kommunen davon dürfen sich nun über je 5000 Euro Startgeld für ihre Vorhaben freuen.
In Westmittelfranken profitieren fünf Kommunen von dem Förderprogramm: die Stadt Ansbach, Flachslanden und Wolframs-Eschenbach im Landkreis Ansbach sowie Diespeck und der Markt Oberscheinfeld im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Sie seien von einer fachkundigen Jury in Abstimmung mit dem Umweltministerium ausgewählt worden. Vorrangig seien die naturschutzfachliche Eignung, das Konzept und das Entwicklungspotenzial der kommunalen Flächen bewertet worden, erläutert Endres.
Als Blühpaktberater begleitet und unterstützt er die Kommunen bei der Umsetzung ihrer Konzepte und fördert die Vernetzung der Starterkit-Kommunen. Außerdem soll er ihnen bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit helfen.
Jeder der sieben bayerischen Regierungsbezirke verfügt seit Anfang 2022 über einen Blühpaktberater. Die Projektstellen sind auf zwei Jahre befristet. „Innerhalb dieser Zeit sollen die Maßnahmen umgesetzt werden“, erklärt der junge Mann.
Er fühle sich mit seiner neuen Aufgabe wohl, verrät der 30-Jährige. Schließlich habe er sich schon als Kind für Pflanzen und Tiere begeistert. „Ich habe Raupen gezüchtet und war fasziniert, als sie zu Schmetterlingen wurden“, erzählt er. Aufgewachsen ist er in Schrobenhausen. Nach dem Abitur studierte er in Ulm Biochemie und absolvierte dann in Illertissen eine Ausbildung zum Staudengärtner.
Nachdem er einige schöne Jahre als Gärtnergeselle tätig gewesen sei, unter anderem im Heilpflanzengarten der Firma Wala in Bad Boll, „wollte ich tiefer in den Bereich Naturschutz eintauchen“, verrät der 30- Jährige. Da sei ihm die Stellenausschreibung der Regierung von Mittelfranken gerade recht gekommen.
Im Januar hat er seinen neuen Job in Ansbach angetreten. Seither ist er viel damit beschäftigt, Kontakte zu knüpfen, die Starterkit-Flächen zu besichtigen, mit Ansprechpartnern in den Kommunen zu reden und sie zu beraten.
Diesbezüglich stellt der 30-Jährige klar: Er sei zwar vorwiegend für die Unterstützung der Starterkit-Kommunen zuständig, aber natürlich dürften ihn auch alle anderen Kommunen konsultieren, die auf ihren Flächen Lebensräume mit Futterquellen, Brut- und Überwinterungsstätten für heimische Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer anlegen und bewahren möchten.
Bei seiner Arbeit gehe es oft darum, den Kommunen dahingehend Tipps zu geben, wie sie mit bereits vorhandenen wertvollen Flächen umgehen sollen, um sie zu erhalten. Oder darum, aus konventionellem Grünland mit zu viel Nährstoffen im Boden eine Magerwiese zu entwickeln. „Die Fläche einfach zu umbrechen und Saatgut drauf zu schmeißen, hilft der Natur nämlich meist nichts. Man muss im Einzelfall gucken, welche Maßnahmen zum Artenschutz am sinnvollsten sind“, erläutert Endres. Er warnt vor blindem Aktionismus.
Apropos Saatgut: In Diespeck betreut Endres ein Projekt, bei dem es darum geht, auf einer Starterkit-Fläche möglichst gebietseigenes Saatgut von zertifizierten Herstellern zu verwenden, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Eine Alternative dazu sei, potenzielle Spenderwiesen zu finden, die man beernten kann, um gebietseigenes Saatgut auf besagter Starterkit-Fläche, auf der ein Landwirt bisher konventionell Futter angebaut hat, einzusetzen.
Endres berät die Kommunen auch dazu, wie sie Flächen im Sinne des Natur- und Artenschutzes am besten umbrechen, den Nährstoffgehalt der Böden vermindern oder mähen sollten.
Hinsichtlich dem Mähen empfiehlt er, möglichst auf den Einsatz von rotierenden Mähern zu verzichten, damit Tiere und Pflanzen nicht unnötig geschädigt oder getötet werden. Auch rät er, das Mähgut wegzuräumen, wo überschüssige Nährstoffe aus dem Boden gebracht werden sollen.
Typische Flachlandmähwiesen, wie es sie etwa im Ansbacher Hofgarten gibt, würden üblicherweise nur zweimal im Jahr gemäht. „Sie sind wichtige Lebensräume von Faltern, Käfern, Wild- und Honigbienen, aber auch von Reptilien, Amphibien und Wirbellosen.“
Etliche Maßnahmen – insbesondere Aussaaten – würden in ihrer Umsetzung erst im Herbst sichtbar werden, sagt der Blühpaktberater. Wenn es darum gehe, Böden zu umbrechen, werde allerdings jetzt schon gepflügt und gefräst, um im Herbst anderes Saatgut ausbringen zu können.
Zum Aufgabenbereich von Endres soll auch die Öffentlichkeitsarbeit gehören. Dazu verrät er: „In den kommenden Monaten sollen im Internet auf der Netzwerkkarte des Blühpakts Bayern die Maßnahmen der einzelnen Kommunen vorgestellt werden.“