Als Gewissheit herrschte, dass das Schreckensszenario des Abstiegs aus der Fußball-Bundesliga weiter droht, sackten die Spieler des VfB Stuttgart auf den Rasen.
Frustriert schüttelten sie den Kopf, sie ließen die Köpfe hängen. Das 1:1 (0:0) im pikanten Landesduell mit der harmlosen und bereits zuvor geretteten TSG 1899 Hoffenheim war am Samstag für das erhoffte Happy End und den direkten Klassenerhalt zu wenig.
Der VfB rutschte auf den Relegationsrang ab und muss am Donnerstag und Montag in einer Woche gegen den Tabellendritten aus der 2. Liga den dritten Absturz in die Zweitklassigkeit seit 2016 verhindern. „Das tut sehr weh. Das war ein Schock“, sagte Borna Sosa.
Schließlich war alles angerichtet gewesen für ein erfolgreiches Saisonfinale am Ende von Monaten mit immer wiederkehrender Ernüchterung. Mit einer günstigen Ausgangssituation waren die Schwaben in den letzten Spieltag gegangen. Mit einem erlösenden Sieg wäre das nächste Jahr in der ersten Liga sicher gewesen.
Doch der Traditionsverein nutzte seine ansprechenden Torchancen nicht. Der VfL Bochum zog dank eines 3:0 gegen Leverkusen vorbei. Der VfB muss sich weiter beweisen, um eine Saison mit mehreren Trainer-Wechseln und dem Abschied von Sportdirektor Sven Mislintat zu retten. Ob der Hamburger SV oder der 1. FC Heidenheim der Relegationsgegner sein werden, entscheidet sich am Sonntag.
„Natürlich war die Hoffnung groß, es zu packen“, sagte Trainer Sebastian Hoeneß. „Weltuntergangsstimmung“ habe in der Kabine nicht geherrscht, berichtete er und versuchte, sofort wieder Optimismus zu verbreiten. „Uns muss klar sein, wir haben jetzt noch mal eine richtige Chance, den Klassenerhalt zu schaffen, der lange Zeit weit weg war“, sagte der 41-Jährige, der vierte VfB-Trainer in dieser Spielzeit. „Als ich hier vor sieben Wochen begonnen habe, war das eine sehr lukrative Möglichkeit. Die werden wir jetzt mit voller Überzeugung, mit vollem Optimismus angehen, wenngleich Enttäuschung für den heutigen Tag völlig okay, angebracht und menschlich ist.“
In der Tat hatte es in dieser Saison lange nach einem direkten Abstieg ausgesehen. Anfang April hatte Hoeneß den VfB als vierter Trainer der Spielzeit auf dem letzten Tabellenplatz übernommen. Erst unter ihm stimmte der Trend. Anders als sein Vorgänger schaffte es der 41-Jährige, den VfB zu stabilisieren. Erstmals seit Mai 2021 zwei Bundesliga-Spiele nacheinander zu gewinnen, gelang aber auch dem Ex-Coach von Hoffenheim nicht.
Im Mai 2022 war dem schwäbischen Traditionsverein noch in der Nachspielzeit die dramatische Rettung gelungen. Dass damals Pellegrino Matarazzo als Trainer des VfB ausgeflippt war und nun als Coach der TSG die ersehnte Nichtabstiegsparty verdarb, war ein pikantes Detail des Nachmittags. Matarazzo hatte im vergangenen Oktober beim VfB gehen müssen.
Ein ähnliches Szenario wie vor einem Jahr wäre auch diesmal möglich gewesen. Doch die VfB-Offensive war zu unpräzise und nicht zwingend genug. Schon in der ersten Halbzeit ließen Josha Vagnoman (11./18.) und Serhou Guirassy (40.) Möglichkeiten liegen. Nach dem Seitenwechsel reichte es nach dem überraschenden Rückstand durch Ihlas Bebou (75.) für bis dahin ungefährlichen Gäste nur noch zum Ausgleich durch Tiago Tomás (80.). Die Möglichkeiten waren etwa durch Chris Führich (63.) oder Enzo Millot (77.), der den Ball an die Torlatte schoss, da. „Es sollte einfach irgendwie nicht sein heute. Das müssen wir akzeptieren“, sagte Waldemar Anton.
Sportdirektor Fabian Wohlgemuth warb dennoch dafür, dass der Auftritt Hoffnung mache. Es sei zu spüren gewesen, „dass alle wissen, um was es geht. Die Jungs haben gezeigt, dass sie wollen. Sie werden auch im nächsten Spiel wollen“, sagte der 44-Jährige. „Für den Erfolg in der Relegation wird wichtig, maßgeblich sein, dass wir die Zusatzspiele nicht als Bürde sehen, sondern als Chance auf den Klassenerhalt.“
Einmal trat der VfB bislang in der Relegation an. Damals endete die Saison 2018/19 nach den Extraschichten gegen den 1. FC Union Berlin mit dem Abstieg. „Positiv bleiben“, meinte auch Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle.
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