Die deutsche Autoindustrie dringt nach der EU-Abstimmung zu möglichen Zöllen auf Elektroautos aus China weiter auf eine Lösung am Verhandlungstisch. „Beide Seiten, sowohl China wie auch die EU, müssen aufeinander zugehen“, forderte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller.
Diese Möglichkeit, mit einer gemeinsamen Lösung die zusätzlichen Zölle abzuwenden, bestehe weiterhin und müsse mit aller Kraft und Entschlossenheit genutzt werden. Müller forderte beide Seiten auf, eine Eskalation zu verhindern - „also idealerweise die Zölle doch noch abwenden, damit wir keinen Handelskonflikt riskieren“.
Die EU-Mitgliedsländer haben zuvor den Weg frei gemacht für mögliche Schutzzölle. Damit kann die EU-Kommission entscheiden, die Abgaben in Höhe von bis zu 35,3 Prozent einzuführen. Müller kritisierte, der potenzielle Schaden sei höher als der mögliche Nutzen: Durch die beabsichtigten Zölle wachse nicht nur das Risiko eines Handelskonflikts, sondern Fahrzeuge würden sich für Verbraucherinnen und Verbraucher auch erheblich verteuern.
Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), dem Händler angehören, sprach von einem falschen Signal. „Nachteile sehen wir für die Verbraucher, da die zur Verfügung stehenden Produkte deutlich teurer werden“, ist ZDK-Präsident Thomas Peckruhn überzeugt. Das werde die zurückhaltende Kauflaune weiter verschlechtern.
Ähnlich äußerten sich die großen deutschen Hersteller. „Die heutige Abstimmung ist ein fatales Signal für die europäische Automobilindustrie“, sagte BMW-Chef Oliver Zipse. „Jetzt braucht es eine schnelle Verhandlungslösung zwischen der EU-Kommission und China, um einen Handelskonflikt noch zu verhindern, der am Ende sonst nur Verlierer kennt.“
Bis zur möglichen Umsetzung der Entscheidung Ende Oktober sei eine Verhandlungslösung weiter möglich, sagte ein VW-Sprecher. Diese Chance müsse genutzt werden. Zölle seien der falsche Ansatz und würden die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie nicht verbessern. Auch Mercedes ist laut einer Sprecherin überzeugt, dass Strafzölle die Wettbewerbsfähigkeit einer Industrie langfristig verschlechterten.
Der VDA hatte zuvor gefordert, die bis November geplante Entscheidung der Kommission, ob die Zölle tatsächlich eingeführt werden, notfalls zu verschieben. „Eine Verlängerung der Verhandlungen ist nach wie vor eine Option“, sagte Müller. Dem schloss sich Mercedes an.
© dpa-infocom, dpa:241004-930-251741/1