Der deutsche Astronaut Alexander Gerst würde gern Fotos auf dem Mond machen. Bereits bei seinen beiden Aufenthalten auf der internationalen Raumstation ISS habe er die Menschen mit seinen Bildern inspirieren wollen, sagte Gerst der dpa auf einer Reise nach Washington. „Ich habe ungefähr eine Million Bilder gemacht und viele davon auch rumgeschickt. Das war für mich ein wichtiges Element, und so würde ich das eben auch auf einer Mond-Mission machen.“
Gerst ist ein möglicher Kandidat für die Teilnahmen an kommenden Mond-Missionen. Bei den geplanten US-Missionen „Artemis“ soll der Mond zunächst umrundet werden. Später ist auch eine Landung geplant. Bisher haben nur amerikanische Raumfahrer den Mond betreten, insgesamt zwölf US-Astronauten flogen bei den „Apollo“-Missionen zwischen 1969 und 1972 dorthin.
Die nächste Mission, die den Mond umrunden solle, wird nach Angaben Gersts ungefähr 2025 stattfinden, weitere Missionen dürften dann im Ein- oder Zweijahres-Rhythmus folgen, wenn die nötige Technologie entwickelt sei. Es sei erfreulich, dass neben amerikanischen, japanischen und kanadischen Astronautinnen und Astronauten auch Europäer dabei seien, sagte Gerst. „Wenn wir Europäer auch weitere Beiträge leisten, dann ist das so gut wie sicher, dass wir dann letztendlich auch auf der Oberfläche mit dabei sind.“
Zur nächsten „Artemis“-Mission trage Europa mit einem Antriebsmodul bei. Zu einer künftigen Fahrt zum Mond selbst, sagte Gerst: „Wir wollen ein Landegerät dazu beitragen, das Fracht und Experimente mit auf die Mondoberfläche bringen kann.“
Gerst und sein Astronauten-Kollege Matthias Maurer begleiten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei einer Reise nach Washington. Es gehe um die weitere Kooperation Europas mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa, die „auf einem historischen Höchststand“ sei. Dabei sollten insbesondere auch die „Artemis“-Missionen eine Rolle spielen.
Zum praktischen Nutzen von Mond-Missionen sagte Gerst: „Vielleicht finden wir auf dem Mond auch Spuren von frühem Leben auf der Erde.“ Diese könnten mit Meteoriten von der Erde zum Mond gelangt sein. „Das wäre eine sehr faszinierende Möglichkeit, in unsere eigene Vergangenheit zu schauen und Dinge zu sehen, die wir hier auf der Erde nicht mehr sehen können.“
Es gehe aber auch darum, Gefahren von Meteoriteneinschlägen auf der Erde besser bewerten zu können und sich dagegen zu wappnen, etwa durch Umlenkung. Auf dem Mond gebe es zahlreiche Meteoritenkrater, deren Untersuchung bei der Bewertung des Risikos für die Erde hilfreich sein könne. Um Meteoriten früh zu entdecken, könne vielleicht in Zukunft auch ein Teleskop auf dem Mond hilfreich sein.
Wenn er auf der Erde sei, vermisse er die Raumfahrt, verriet Gerst. „Selbstverständlich hat man als Astronaut immer ein bisschen Heimweh nach dem Weltraum.“ Die Perspektive aus dem All zeige, wie klein und verletzlich die Erde innerhalb des riesigen Kosmos wirke. „So schnell gibt’s da draußen nichts, auf was wir ausweichen könnten. Wir kennen keinen Planeten B.“
© dpa-infocom, dpa:240307-99-247406/3