Die wesentliche Gesundheitsgefahr von Waldbrand-Rauch entsteht laut Umweltbundesamt (Uba) durch eine Belastung mit Feinstaub. Besonders sehr kleinen Partikeln (PM 2,5) komme eine hohe gesundheitliche Bedeutung zu, weil sie sehr tief in die Lunge eindringen und dort Schäden verursachen könnten, teilte das Umweltbundesamt (Uba) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
„Diese betreffen vor allen Dingen die Lunge, aber auch das Herz-Kreislaufsystem.“ Sehr feine Partikel könnten auch in das Blut übergehen und so prinzipiell alle Organe erreichen.
Insgesamt führe Feinstaub zu einer erhöhten Sterblichkeit, erklärte Deutschlands zentrale Umweltbehörde weiter. Die Partikel lösten Entzündungen und Stress in den Zellen des menschlichen Körpers aus. „Hält dies über einen längeren Zeitraum an, kann es zu Erkrankungen führen.“ Eine kurzfristige, also Stunden oder Tage andauernde hohe Belastung führe unter anderem zu Bluthochdruck und Krankenhaus- und Notfalleinweisungen, meist aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen.
Je nach Art des Brandes können nach Uba-Angaben bei Waldbränden noch viele weitere Schadstoffe wie Methan und Stickstoffdioxide entstehen und verbreitet werden. Die Belastung hänge etwa davon ab, ob die Umgebung schadstoffbelastet ist oder nicht und ob etwa neben Wald auch noch Häuser, Lagerhallen, Maschinen, Autos oder Munition brennen. Auch Dioxine und Schwermetalle wie Quecksilber und Blei könnten, angelagert an Feinstaubpartikel, im Rauch enthalten sein. Hohe Luftverschmutzung durch Waldbrände ist dem Uba zufolge teils auch in größerer Entfernung zum Brandherd messbar.
„Verschiedene Studien deuten auf Zusammenhänge zwischen Atemwegsreizungen, verminderter Lungenfunktion, Verschlechterung vorbestehender Krankheiten wie Asthma oder chronisch-obstruktiver Bronchitis (COPD) oder vermehrten Herzinfarkten in Waldbrandgebieten hin“, schreibt das Uba weiter. Zudem gebe es Hinweise, dass Waldbrände, die in den späteren Monaten der Schwangerschaft auftreten, bei Neugeborenen etwa zu einem niedrigeren Geburtsgewicht und Frühgeburt führen könnten.
Akute gesundheitliche Wirkungen sind laut Uba abhängig davon, wie lange die Belastung anhält und wie hoch sie ausfällt. Akute Rauchvergiftungen seien eher selten, weil sich Partikel und Gase bei solchen Bränden eher schnell in der Atmosphäre verteilten. Werde heiße Luft eingeatmet, könne es zu Verbrennungen vor allem der oberen Atemwege kommen. Verschiedene eingeatmete Schadstoffe könnten zu lokalen Entzündungsreaktionen mit Gewebeschwellungen führen, so dass Atmung und Lungenfunktion deutlich eingeschränkt sein könnten. Eine häufige Todesursache sei das Einatmen giftiger Gase wie Kohlenmonoxid. Je weiter man vom brennenden Bereich entfernt sei, desto unwahrscheinlicher würden akute gesundheitliche Wirkungen.
In Deutschland hat es zuletzt wieder mehr Waldbrände gegeben. Experten warnen angesichts des Klimawandels schon länger vor steigender Feuergefahr - und das auch schon früher im Jahr. Für Somidh Saha, der am Karlsruher Institut für Technologie dazu eine Forschungsgruppe leitet, ist Deutschland „jetzt ein Waldbrandland“.
Der Waldbrandstatistik des Bundesministeriums für Landwirtschaft (BMEL) zufolge wurden in den Jahren 2018, 2019 und 2020 die meisten Waldbrände seit 2010 in Deutschland verzeichnet. Brannte es im Jahr 2018 insgesamt 1708 Mal auf einer Gesamtfläche von 2349 Hektar, waren es ein Jahr später 2711 Hektar bei weniger Bränden (1523). 2020 gab es zwar 1360 Feuer, dabei war aber eine vergleichsweise geringe Waldfläche mit nur 368 Hektar betroffen.
Das Jahr 2021 lag mit 548 Waldbränden dagegen unter dem langjährigen Mittelwert (seit 1991) von jährlich 1120 Bränden. Auch die verbrannte Fläche in heimischen Wäldern war mit 148 Hektar niedriger als der Durchschnittswert (knapp 776 Hektar). Neuere Daten für 2022 will das BMEL voraussichtlich ab Mitte/Ende Juli vorlegen.
Aktuellere Zahlen gibt es bereits auf europäischer Ebene - wenn auch nur für große Waldbrände, die jeweils auf einer Fläche von mindestens 30 Hektar wüteten. Nach Angaben der EU-Datenbank Copernicus gab es 2022 insgesamt 32 solcher Großbrände in Deutschland. Den Flammen zum Opfer fielen dabei insgesamt knapp 4300 Hektar. Obwohl nur große Brände aufgelistet sind, ist das etwa ein Drittel mehr Fläche als alle Waldbrände im Jahr 2019 (2711 Hektar). 2023 sind es demnach bisher bereits drei Feuer dieser Kategorie mit einer Ausdehnung von 739 Hektar.
Das BMEL nennt etwa die Trockenheit in den vergangenen Frühjahren als Grund für die erhöhte Waldbrandgefahr. Auch die meteorologischen Hinweise des Deutschen Wetterdienstes (DWD), ob Brände drohen könnten, erfolgen immer zeitiger. Dem Waldbrandgefahrenindex zufolge, der etwa Behörden vor Ort bei ihrer Gefahreneinschätzung unterstützen soll, wurde zuletzt früher im Jahr eine hohe Warnstufe 4 berechnet als im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1961 bis 1990. Und auch im Laufe der vergangenen Jahre lag der Index immer über diesem Durchschnittswert.
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