Es ist eine symbolische Geste in Zeiten des Krieges: Das Welterbekomitee der Unesco beschließt, die archäologische Stätte des Klosters des Heiligen Hilarion im Gazastreifen auf die Liste des Weltkulturerbes zu setzen. Außerdem kommt das in byzantinischer Zeit gegründete Kloster auf die Liste des gefährdeten Welterbes. Die Stätte liegt in einem Dorf keine zehn Kilometer südlich von Gaza-Stadt.
Das Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) gab die Entscheidung am Freitag auf seiner 46. Sitzung im indischen Neu-Delhi bekannt.
Angesichts der unmittelbaren Bedrohung im Zusammenhang mit dem Konflikt im Gazastreifen habe das Welterbekomitee auf ein Dringlichkeitsverfahren zurückgegriffen, teilte die Organisation mit. Damit werde sowohl der außergewöhnliche universelle Wert des Klosters anerkannt als auch die Pflicht, es angesichts drohender Gefahren zu schützen.
Das Kloster des Heiligen Hilarion, auch als Tell Umm Amer bekannt, wurde vom Heiligen Hilarion gegründet und beherbergte die erste Klostergemeinschaft im Heiligen Land. An der Kreuzung der wichtigsten Handels- und Austauschrouten zwischen Asien und Afrika gelegen, stellte es laut Unesco ein Zentrum des religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Austauschs dar und veranschaulichte den Wohlstand der damaligen Wüstenklosterstätten.
Bei Tell Umm Amer aus dem 4. Jahrhundert handelt es sich um eines der ältesten Klöster im Nahen Osten. Es sei ein frühes Zeugnis für die Entstehung des Christentums in der Region und aufgrund des bewaffneten Konflikts in der Region bedroht, hieß es.
„Die Eintragung ist uns sehr wichtig, weil sie eine Botschaft der Hoffnung an unser Volk in Gaza ist, das aus seinen Häusern flieht und weder Nahrung noch Unterkunft oder Wasser hat“, sagte ein palästinensischer Vertreter in Neu-Delhi. „Durch diese Eintragung sagen wir ihnen, dass wir sie nicht vergessen haben.“ Er rufe alle Vertragsstaaten auf, Israel aufzufordern, jegliche kulturellen Güter im Gazastreifen nicht ins Visier zu nehmen und den Krieg in Gaza sofort und dauerhaft zu beenden, sagte der Vertreter.
Nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wurden seit Kriegsbeginn im Oktober etwa 39.000 Menschen in dem Küstenstreifen getötet und fast 90.000 verletzt. Das Gesundheitswesen vor Ort ist durch die Kriegszerstörungen weitgehend zusammengebrochen.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel verübten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik.
© dpa-infocom, dpa:240726-930-185110/1