Ein Sondergericht in Nigeria hat 125 Menschen im Zusammenhang mit Terrorismus-Vorwürfen verurteilt. Bei den meisten Angeklagten in dem ersten Massenprozess seit Jahren soll es sich um Mitglieder der Dschihadistengruppe Boko Haram handeln, die für Massenentführungen und Selbstmordanschläge in dem westafrikanischen Land bekannt ist.
Nigerias Generalstaatsanwalt und Justizminister Lateef Fagbemi teilte mit, dass 85 Personen wegen Terrorismusfinanzierung verurteilt worden seien. 22 weitere seien wegen Straftaten nach den Statuten des Internationalen Strafgerichtshofs wie etwa Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen wie Tötung, Folter oder Vergewaltigungen schuldig gesprochen worden. Die Urteile gegen die übrigen Angeklagten erfolgten demnach wegen verschiedener Terrorismusdelikte.
In der Erklärung heißt es, dass die Angeklagten „zu verschiedenen Haftstrafen verurteilt wurden“. Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt. Der Prozess fand an einem eigens dafür eingerichteten Gericht in einer Militärkaserne in Kainji im nördlichen Bundesstaat Niger statt, in der die Angeklagten zuvor in Haft saßen. Die letzten Massenprozesse dieser Art gegen mutmaßliche Boko-Haram-Mitglieder fanden zwischen 2017 und 2018 statt.
Boko Haram (zu deutsch etwa „Westliche Bildung ist Sünde“) begann 2009 im Nordosten Nigerias eine gewalttätige Kampagne, um in Nigeria einen strengen islamischen Gottesstaat einzuführen. Immer wieder verüben sie Selbstmordanschläge und entführen auch Kinder und Frauen, um sie als Kämpfer oder Sklavinnen auszubeuten oder zwangsweise zu verheiraten.
Mehr als 35.000 Menschen wurden in diesem Konflikt getötet, während mehr als zwei Millionen Menschen vertrieben wurden. Weltweit bekannt wurde die Gruppe 2014 durch die Entführung von 276 Schülerinnen. Obwohl Boko Haram an Einflussgebiet verloren hat, ist es dem nigerianischen Militär bislang nicht gelungen, den Aufstand einzudämmen.
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