Am Ende eines stimmungsvollen Fußballfestes übermannten Lukas Podolski die Emotionen. Überwältigt vom tosenden Applaus der Fans ließ er seinen Tränen freien Lauf. Beim letzten Auftritt im Trikot seines Herzensvereins 1. FC Köln wurde der 39-Jährige dem Ruf als FC-Kultspieler nicht nur wegen seiner beiden Tore gerecht.
Wie so oft in seiner Karriere traf er auch bei seiner Ansprache an die Fans den richtigen Ton. „Ich wollte immer ehrlich sein, der Junge von der Straße“, sagte der Weltmeister von 2014 mit wehmütigem Blick auf die Zuschauerränge. Mit stockender Stimme fügte er hinzu: „Ohne euch, ohne die Fans, ist der Fußball nichts. Mir war es wichtig, diese Werte zu behalten.“
Die große Popularität prädestiniert den laut Vereinschef Werner Wolf „erfolgreichsten FC-Spieler des aktuellen Jahrtausends“ für eine Rückkehr. Wohlweislich vermied Podolski bei dem sogenannten Danke-Spiel, mit dem er sich für seine insgesamt sechs Jahre beim FC mit 181 Einsätzen erkenntlich zeigen wollte, den Begriff Abschied. „Noch gibt es nichts zu erzählen“, antwortete Podolski auf die vielen Fragen nach seiner Zukunft, „ich will nichts über das Knie brechen. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen. Dann schauen wir, was passiert.“
Die noch bis zum kommenden Sommer an den polnischen Erstligisten Gornik Zabrze gebundene FC-Legende könnte helfen, den wieder einmal unruhigen Traditionsverein zu befrieden. Nach der turbulenten Mitgliederversammlung Ende September, bei der dem Vorstand die Entlastung verweigert wurde, zeichnet sich spätestens zur nächsten Vorstandswahl im Herbst 2025 ein Umbau der Führungsebene beim Zweitligisten ab.
Die Idee, das große Poldi-Potenzial im Verein zu nutzen, gibt es schon seit Jahren. Der durch das Spiel intensivierte Kontakt zwischen Club und Profi könnte den Prozess beschleunigen. Laut Podolski befinden sich beide Seiten „in guten und konstruktiven Gesprächen, wie ich mich auch nach meiner aktiven Karriere beim FC einbringen könnte“. FC-Chef Wolf hofft auf eine Einigung: „Der Hype um das Danke-Spiel zeigt einmal mehr, welche Strahlkraft Lukas Podolski hat. Seine Identifikation mit dem FC und der Stadt Köln lassen das kölsche Herz weltweit schlagen.“
Die überschwänglichen Lobeshymnen von Joachim Löw, der den 130-maligen Nationalspieler schon immer besonders geschätzt hat, dürften die Bemühungen des Bundesliga-Absteigers noch verstärken. Der ehemalige Bundestrainer verwies beim TV-Sender ProSieben auf Podolskis Qualitäten auch abseits des Platzes: „Er ist schon ein bisschen wie Köln: Unterhaltsam, niemals langweilig, immer irgendwie das positive Lebensgefühl mit sich tragend. So hat er auch alle anderen angesteckt und mitgezogen. Und er war nahbar, bodenständig mit einer unglaublichen Empathie für die Menschen, für die Fans.“
Wie das künftige Jobprofil des im polnischen Gliwice geborenen und in Köln aufgewachsenen Stars aussehen könnte, ist noch unklar. In einem „Bild“-Interview deutete Podolski seine Vorstellungen an - in seiner unnachahmlichen Art: „Nur eine Position zu haben nach dem Motto - 'So, hier ist der Poldi und dann schauen wir mal‘ - das bringt mir nichts. Dann stehe ich vielleicht lieber bald in der Südkurve oder in meiner Loge, schwenke den Schal und singe die Lieder mit.“
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