Mit einer neu formierten Einheit, dem Vertrauen in junge Spieler und einer begeisterten Fanschar steuert Borussia Mönchengladbach einem internationalen Startplatz entgegen. „Europokal, Europapokal“, stimmten die Borussen-Anhänger auf der Nordtribüne an und feierten ihr Team nach dem 1:0 (0:0) gegen den Champions-League-Aspiranten RB Leipzig. „Wenn man solche Spiele gewinnt, darf man auch mal ein bisschen nach oben schielen und träumen. Wenn wir auswärts so weitermachen, warum nicht?“, befand U21-Nationalspieler Rocco Reitz nach seinem Comeback.
Ausgerechnet gegen Angstgegner RB Leipzig, den Gladbach in 18 Spielen erst viermal bezwingen konnte, und mit einem Sieg gegen Ex-Trainer Marco Rose, unter dem die Borussia vor vier Jahren zuletzt in der Champions League spielte, untermauerte das Team von Gerardo Seoane seine internationalen Ambitionen. Rose hat nach dem Leipziger Absturz am Sonntag seinen Job verloren, und Gladbach ist mittlerweile an den Sachsen vorbeigezogen. „Gegen Leipzig zu gewinnen, ist immer schön“, sagte Reitz.
Der junge Mittelspieler steht stellvertretend für den Weg des Clubs, jungen Talenten die Möglichkeit der Weiterentwicklung zu ermöglichen. Im Tor steht seit drei Spielen der 18 Jahre alte Tiago Pereira Cardoso, Keeper der Gladbacher U19-Mannschaft. „Wir haben eine Quelle, die nicht versiegt. Das ist unser Weg, der ist auch alternativlos“, sagte Sportdirektor Roland Virkus.
Der Kapitän der A-Junioren blieb in drei Spielen ohne Gegentor und ließ die Ausfälle der beiden verletzten Keeper Jonas Omlin und Moritz Nicolas vergessen. „Die ganze Mannschaft versucht, ihn zu unterstützen. Er ist ein Pfundskerl mit seinen 18 Jahren und hat eine Top-Mentalität“, sagte Kapitän Julian Weigl. Der Nationalspieler Luxemburgs steckt zudem gerade in den Vorbereitungen zur Abiturprüfung, sein Reifezeugnis in der Bundesliga hat er bereits unter Beweis gestellt. „Er strahlt für sein Alter schon eine Ruhe und Sicherheit aus, das ist beeindruckend“, sagte Reitz.
Die Erfolgsstory ist natürlich auch eine des Trainers Seoane, der in der frühen Saisonphase durchaus noch umstritten war, aber mittlerweile eine sehr harmonierende Einheit gebildet hat. Selbst den Ausfall des gesperrten Torjägers Tim Kleindienst hat die Mannschaft kompensiert. Vor allem Alassane Plea, der nach seinem Dreierpack in Bremen und nun auch das Siegtor gegen RB erzielte, ist derzeit gut aufgelegt. „Er hat immer seine Phasen in der Saison, in denen er uns extrem hilft und trifft und trifft und trifft“, sagte Reitz.
In den letzten sieben Runden vor Saisonschluss können die Gladbacher ihre gute Spielzeit noch krönen. Wie realistisch der Europapokaleinzug denn sei, wurde Seoane gefragt. „Das kann ich nicht sagen. Ich bin kein Hellseher“, sagte der Schweizer. „Aber was ich sagen kann: Die Mannschaft ist hungrig. Ich spüre, dass die Mannschaft das Ganze will.“
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