Radreise: Mühlen-Marathon am Niederrhein | FLZ.de

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Radreise: Mühlen-Marathon am Niederrhein

Die Molzmühle kommt nach ungefähr einem Viertel der Strecke und bietet sich für eine Rast an. (Foto: Bernd F. Meier/dpa-tmn)
Die Molzmühle kommt nach ungefähr einem Viertel der Strecke und bietet sich für eine Rast an. (Foto: Bernd F. Meier/dpa-tmn)
Die Molzmühle kommt nach ungefähr einem Viertel der Strecke und bietet sich für eine Rast an. (Foto: Bernd F. Meier/dpa-tmn)

Wie Perlen an einer Schnur sind sie aufgereiht, die Wassermühlen entlang der Schwalm. Sie wurden vor Jahrhunderten an dem sanft strömenden Fluss und seinen kleinen Nebenbächen errichtet. Damals blühte hier das Müllerhandwerk. 14 Mühlen stehen noch.

Wir sind in Wegberg, einer Kleinstadt am Niederrhein, ein paar Kilometer westlich von Mönchengladbach. Von hier ist es nicht mehr weit bis in die Niederlande. Hohe Berge gibt es nicht, nur einige kurze Anstiege hinauf aus den Bachtälern.

Angesichts der mehr als ein Dutzend Mühlen in ihrem Gebiet vermarktet sich Wegberg als Mühlenstadt. Die Wegberger Mühlenroute führt an ihnen entlang. Wir fahren sie mit dem Rad.

Am Start der Route mag die Wegberger Mühle aus dem Jahr 1505 auf den ersten Blick enttäuschen - ein Mühlrad gibt es nicht mehr. Im Innern können Besucher aber Teile der hölzernen Antriebstechnik entdecken.

Hinaus aus dem Stadtzentrum geht es zur Ophover Mühle: Uralt ist sie, der Überlieferung nach stammt sie aus dem 14. Jahrhundert. Bis in die 1960er Jahre war sie in Betrieb, ehe sie stillgelegt wurde. Es war die letzte noch mit Wasserkraft betriebene Mühle in Wegberg.

Sechs der 14 historischen Mühlen auf Wegberger Gebiet sind Gastwirtschaften und willkommene Pausenstationen für Mühlen-Radler. Um nicht vor verschlossenen Türen zu stehen, sollten Radelnde bei der Planung der Tour die Öffnungszeiten prüfen - auf der Website wegbergermuehlentour.de sind alle Mühlen aufgelistet.

Die Mühlenroute ist mit auffälligen Schildern gut gekennzeichnet und wechselt abwechslungsreich zwischen den Tälern der Schwalm und der Bäche und Gemüseäckern, Kuhweiden und schattigen Waldstücken.

Stopp an der Schrofmühle. Die kombinierte Öl- und Getreidemühle ist seit fast 300 Jahren im Familienbesitz. „Ich habe mein Herz an unsere Schrofmühle verloren“, sagt Ferdinand Schmitz (60). Mit der Familie bewohnt der Tierarzt das denkmalgeschützte Anwesen. Die Mühle beherbergt ein Museum zur Mühlengeschichte Wegbergs.

Die Schrofmühle gilt heute als einzige voll funktionstüchtige Wassermühle im Rheinland. Das Mahl- und Presswerk aus dem Jahr 1771 ist noch komplett erhalten. „Neben dem Getreidemahlwerk gibt es die Ölpresse“, sagt Schmitz. Wie in mehreren Wassermühlen entlang der Schwalm wurde aus dem Leinsamen des Flachs das Leinöl gepresst. „Zum Kochen und Braten wurde es genutzt, ärmere Familien verwendeten Leinöl auch als Brotaufstrich.“

Nur einen Kilometer weiter rollt man hinunter ins Tal der Molzmühle. Wer mag, kann hier auch übernachten. Romantisch sind die Zimmer am rauschenden Mühlenbach. Der Biergarten lockt allemal zur Rast.

Auf einer schmalen Landstraße geht es zum Wegberger Ortsteil Schwaam. Kalkweiße Häuser mit braunen Reetdächern kommen ins Blickfeld. Reet am Niederrhein? Fast wähnt man sich an der Küste.

„Im Mittelalter waren die Schwalm-Auen noch voller Reet. Das haben die Bauern als Dachbedeckung genutzt“, erklärt Margret Oberheid (68), die in Schwaam eine Töpferei betreibt.

Westlicher Wendepunkt der Route ist die Dalheimer Mühle, direkt an der Grenze zu den Niederlanden gelegen. Mit der Gemeinde Leudal hat Wegberg eine Mühlenpartnerschaft begründet - wer Zeit und Kraft in den Beinen hat, macht einen Abstecher über die Grenze.

Für uns geht es retour nach Wegberg. Zurück im Stadtzentrum stehen runde 42 Kilometer auf dem Zähler - ein Mühlen-Marathon quasi.

Ostern bis Ende Oktober

© dpa-infocom, dpa:220824-99-499473/3

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