Mit seinem massiven Sparprogramm und dem radikalen Umbau des Wirtschaftssystems in seinem Heimatland will sich der argentinische Präsident Javier Milei offenbar für den Wirtschaftsnobelpreis empfehlen. „Zusammen mit meinem Chefberater Demian Reidel schreiben wir einen Großteil der Wirtschaftstheorie neu“, sagte der ultraliberale Staatschef bei einem Besuch in der tschechischen Hauptstadt Prag.
„Wenn wir es richtig machen, werde ich wahrscheinlich zusammen mit Demian den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten.“ Auf seiner laufenden Europa-Tournee sammelte er in Spanien, Deutschland und Tschechien in den vergangenen Tagen drei Preise von liberalen Thinktanks ein.
Argentinien steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Das einst reiche Land leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht.
Milei will die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas nun mit einem radikalen Sparprogramm wieder auf Kurs bringen. Die Regierung strich Tausende Stellen im öffentlichen Dienst, kürzte Subventionen und wickelte Sozialprogramme ab. Bei Mileis Besuch in Berlin mahnte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Sozialverträglichkeit der Reformen an.
Tatsächlich gibt es erste Erfolge. Erstmals seit langem ist der argentinische Staatshaushalt ausgeglichen und die Inflation ging deutlich zurück. Das hat allerdings seinen Preis: Die harten Maßnahmen würgen die Wirtschaftsleistung ab.
Im ersten Quartal des Jahres brach die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,1 Prozent ein, wie die staatliche Statistikbehörde Indec mitteilte. Nach Angaben der Katholischen Universität Argentiniens leben knapp 56 Prozent der Menschen in Argentinien unter der Armutsgrenze und rund 18 Prozent in extremer Armut.
Der Wirtschaftsnobelpreis ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wird seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Trotzdem wird er gemeinsam mit den weiteren Auszeichnungen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, feierlich überreicht.
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