Zehn Tage nach der Amoktat bei einer Versammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg soll der Opfer am Sonntag in der Hauptkirche St. Petri gedacht werden. Bei dem ökumenischen Gedenken gehe es darum, „der Trauer einen Raum zu geben, Trost und Fürsorge zu spenden“, teilten die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland und das Erzbistum Hamburg mit, die die Veranstaltung gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen organisieren. Die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas sei zu dem Gottesdienst eingeladen worden. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) „begrüßt das Engagement der christlichen Kirchen sehr und nimmt teil“, sagte sein Sprecher.
Das Gedenken solle und könne keine Trauerfeier der Zeugen Jehovas ersetzen, hieß es von den Kirchen. Deshalb würden Bischöfin Kirsten Fehrs und Erzbischof Stefan Heße im Rahmen einer Fürbitte während des Gedenkens für die Opfer, die Verletzten, deren Angehörigen sowie für die Helfer, Retter, Polizisten und Feuerwehrleute beten.
Ein Vertreter der Zeugen Jehovas in Norddeutschland hatte sich bei Bekanntwerden der Planungen eines Gedenkgottesdienstes am Dienstag zunächst empört gezeigt: „In diese Gespräche, diese Planungen ist nicht ein einziges der Opfer involviert oder die Angehörigen, geschweige denn die Gemeinde der Zeugen Jehovas, die bestimmt einen Weg finden möchte, auf ihre Art und Weise, nach ihren christlichen Prinzipien eine Trauerfeier durchzuführen“, sagte Sprecher Michael Tsifidaris.
Laut „Hamburger Abendblatt“ am Mittwoch sprach er von einer „Kommunikationspanne“. Es habe am Dienstag kurzfristig doch ein Gesprächsangebot der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen gegeben, worauf die Zeugen Jehovas jedoch erst später reagierten. „Gehen Sie davon aus, dass wir im Kontakt zueinander stehen“, sagte Tsifidaris der Zeitung.
Die Zeugen Jehovas unterstützen die ökumenische Trauerfeier ausdrücklich. „Ich finde es gut, wenn auch andere Glaubensgemeinschaften ihre Solidarität mit uns bezeugen“, sagte Tsifidaris. Es stehe jedem Bürger frei, daran teilzunehmen. „Eine offizielle Teilnahme von Jehovas Zeugen wird es jedoch nicht geben. Wir wollen unsere eigene Form wählen“, sagte der Regionalbeauftragte.
Bischöfin Fehrs und Erzbischof Heße erklärten, sie trauerten mit der Gemeinde der Zeugen Jehovas, auch wenn sie nicht ihren Glauben teilten. Die menschenverachtende Gewalttat habe ganz Hamburg tief erschüttert und viele Menschen fassungslos und traurig gemacht. „In dieser Situation ist es gut zusammenzustehen, die Sorgen auszusprechen und vor allen Dingen gemeinsam und konfessionsübergreifend für den Frieden und ein friedliches Miteinander zu beten“, sagte Heße.
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