Das „Kribbeln im Körper“ ist da, wie Julian Nagelsmann zugibt. Die Anspannung steigt. Mit seiner Landung in Washington wird für den Bundestrainer der große WM-Auftrag konkret. Bei der Auslosung der erstmals zwölf Vorrundengruppen mit 48 Mannschaften geht es heute (18.00 Uhr/ZDF) im John F. Kennedy Center for the Performing Arts um den Turnierweg der Fußball-Nationalmannschaft im Sommer 2026. Und auch US-Präsident Donald Trump dürfte bei dem Event eine besondere Rolle spielen.
Fußball-Deutschland ist ein halbes Jahr vor dem WM-Anpfiff am 11. Juni noch längst nicht von allen Selbstzweifeln befreit. Ist der Traum vom fünften WM-Titel realistisch? Die Qualifikation war wacklig. Riesig war die Erleichterung über den Sprung in den besten Lostopf mit den WM-Favoriten aus Argentinien, Spanien und Frankreich. Insgesamt acht Topteams und die drei Gastgeber sind als Gruppengegner ausgeschlossen.
Ungemütlich kann es dennoch werden. Von Kolumbien bis Japan, Norwegen und den Playoff-Italienern. Es sind viele Kontrahenten möglich, die WM-Stress auslösen können. Einen besonderen „Reiz“ hätte für den Bundestrainer ein Premieren-Duell mit Außenseitern wie Usbekistan, Curacao oder Kap Verde.
Mindestens so wichtig wie ein gutes Gegner-Los ist die logistische Konstellation. Deutschland würde gerne an der Ostküste oder im Mittleren Westen in den USA spielen. Keine ewig weiten Wege, eine gute Infrastruktur für das Team-Camp - all das wird je nach festgelegter Gruppenzugehörigkeit bei der Auslosung entschieden.
Die 42 bislang fix qualifizierten Teams wurden nach ihrer Weltranglistenposition in vier Töpfe eingeteilt. Die drei Gastgeber USA, Mexiko und Kanada wurden mit den neun besten Teams in Topf 1 eingeteilt. Die 22 Mannschaften, die in sechs Playoff-Pfaden die restlichen WM-Teams im März 2026 ermitteln, sind mit den sechs am schlechtesten platzierten Mannschaften in Topf 4 als Platzhalter in ihren jeweiligen Playoff-Gruppen.
Aus jedem Topf wird ein Team in eine der zwölf Gruppen gelost. Mannschaften aus der gleichen Konföderation können nicht gegeneinander spielen, Ausnahme ist Europa. Hier werden in vier Gruppen zwei Teams sein und je ein Team in den restlichen acht.
Die Anstoßzeiten der Gruppenspiele und die genauen Spielorte der Vorrunde werden erst am Samstag (18.00 Uhr/MEZ) von der FIFA verkündet. Der Weltverband bastelt bis dahin an einem Plan, damit möglichst alle Partien zu günstigen Zeiten in den Heimatländern im TV zu sehen sind.
Deutschland wird daher zur Mittagszeit oder am Nachmittag spielen - am deutschen Abend also. Wahrscheinlich sind je nach Gruppenzugehörigkeit auch Spiele in Dallas, Atlanta und Houston. Die Stadien dort haben ein Dach, sind klimatisiert. Ein Anpfiff um 12.00 Uhr Ortszeit und damit um 19.00 Uhr in Deutschland wäre trotz großer Hitze kein Problem.
Die FIFA ruft, und die Stars kommen. Heidi Klum als Moderatorin, Robbie Williams, Nicole Scherzinger und Trumps Opern-Liebling Andrea Bocelli als musikalische Show-Acts. Und weil auch noch die Village People den von Trump im Wahlkampf okkupierten Kultsong YMCA zum Besten geben, drängt sich der Eindruck auf, dass das Skript im Weißen Haus abgesegnet wurde.
Mit Kanadas Eishockey-Legende Wayne Gretzky ist auch ein Lospate auf der Bühne, der eine Nähe zum US-Präsidenten hat. Drei weitere Sport-Superstars komplettieren das Quartett, das die 48 Kugeln aus den vier Töpfen ziehen wird: Footballer Tom Brady, Basketballer Shaquille O’Neal und Baseballer Aaron Judge haben alle US-Sportgeschichte geschrieben.
Ist es nur ein Freundschaftsdienst? Oder eine ernst gemeinte politische Botschaft? Mit der von allen erwarteten Verleihung des neuen FIFA-Friedenspreises an Trump hat Gianni Infantino wieder einmal für einen Reizpunkt gesorgt. Die Kooperation von US-Präsident und FIFA-Chef ist vielfach kritisiert oder zumindest verwundert zur Kenntnis genommen worden.
Hat Trump den Preis verdient? Hat er die Welt vereint, wie es von Preisträgern erwartet wird? Noch ist gar nicht offiziell, dass dem 79-Jährigen die Ehrung zuteil wird, aber alle im FIFA-Dunstkreis reden darüber. Bekommt Trump den Preis nicht, wäre es jetzt ein Affront.
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