Die Konjunkturschwäche und das Hochwasser dämpfen die Aussichten auf dem bayerischen Arbeitsmarkt. Im Juni stieg die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat leicht. Zugleich stellten die Unternehmen zurückhaltender neue Arbeitskräfte ein. 271.111 Menschen waren laut der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit im Juni arbeitslos gemeldet und damit 0,5 Prozent mehr als im Mai. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 3,5 Prozent.
„Der leichte Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Freistaat spiegelt die gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten auch in Bayern wider“, teilte der Chef der Regionaldirektion, Markus Schmitz, am Freitag in Nürnberg mit. „Die bereits in den Vormonaten erkennbare schwächere Entwicklung setzt sich fort.“ Besonders deutlich zeigt sich das im Vorjahresvergleich: Demnach wuchs die Arbeitslosigkeit im Juni um rund elf Prozent.
Langfristiger Trend bereitet Sorgen
Positiv bewertet Schmitz die hohe Zahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Freistaat: Im Juni lag diese der Statistik zufolge bei 5,96 Millionen - rund 44.000 mehr als ein Jahr zuvor. „Das zeigt die große Bereitschaft unserer Unternehmen, Beschäftigte zu halten. Sorge bereitet uns aber der langfristige Trend“, erklärte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt. „Die Arbeitslosenquote steigt beständig an: von 3,1 Prozent im Juni 2022 über 3,2 im Juni 2023 auf jetzt 3,5 Prozent.“
In fast allen Branchen suchen Unternehmen nach Angaben der Regionaldirektion zurzeit weniger neue Arbeitskräfte. Rund 20.000 neue Stellen wurden den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcentern im Juni gemeldet - mehr als ein Zehntel weniger als im Vormonat und rund 20 Prozent weniger als vor einem Jahr. Dafür verantwortlich ist nach Ansicht der Fachleute neben der lahmenden Konjunktur auch das Hochwasser Ende Mai und Anfang Juni.
Schnelle Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
Dennoch lag der Bestand an offenen Stellen im Juni mit fast 133.000 nach wie vor auf hohem Niveau. Gesucht werden vor allem Fachkräfte, teilte Bayerns Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) mit. Deshalb werde die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen beschleunigt, wie es seit vergangenem Jahr bereits für Pflegekräfte gelte. Erfreulich seien die gestiegenen Teilnehmerzahlen bei den beruflichen Weiterbildungen wie Umschulungen oder Förderung von Beschäftigten, sagte Regionaldirektions-Chef Schmitz. Die Regionaldirektion verzeichnete dort ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
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