Nicht jeder Modetrend hat ein Einrichtungspendant, aber auf das Social-Media-wirksame „Dopamine Dressing“, das in knalligen Farben, auffälligen Mustern, Glitzer und Fransen daherkommt, folgt ein Doppel-D, das zu Hause glücklich machen soll: Dopamin-Dekor.
Benannt ist es nach dem Neurotransmitter, der dafür verantwortlich ist, dass wir Glücksgefühle empfinden können. Es soll im Zuhause ein Gefühl von Wärme und Glück vermitteln. Eigentlich eine Grundvoraussetzung für jede Art von Einrichtung, würde man meinen.
Doch immer mehr Menschen möchten ein Zuhause, das sich wie eine warme Umarmung anfühlt. Und hier setzt Dopamin-Dekor an. Die Herausforderung besteht darin, herauszufinden was einem wirklich gefällt, sonst rennt man nur einem Trend hinterher. Und wie gut kann das dann dem Wohnenden tun, also wirklich den Dopaminspiegel beeinflussen?
„Bunte Farben, verspielte Designs und Kombinationen rufen Erinnerungen an kindliche Freiheit und Unbekümmertheit wach“, sagt Uwe Linke, Designer und Wohnpsychologe: „Das kann tatsächlich aufmunternde Wirkung haben und uns anregen, selbst die Dinge leichter zu nehmen. In unsicheren Zeiten suchen viele Menschen eine aufmunternde Ablenkung.“
Wie sieht der locker-leichte Look in der Realität aus? Dazu Christine Scharrenbroch vom Verband der Deutschen Möbelindustrie: „Dopamin-Dekor hat das Ziel, durch visuelle Reize ein Gefühl von Wohlbefinden, Lebensfreude und Optimismus zu erzielen. Zum Einsatz kommen dabei knallige Farben, auffällige Streifen- oder Punkt-Muster, geschwungene Linien und verspielte Accessoires.“ Auch der Vintage-Stil spielt da - vielleicht im Wortsinn - mit hinein.
Wer den Trend umsetzen will, muss gar nicht alles umschmeißen und alle Wände bunt malen. Man kann auch klein und mit Akzenten beginnen und sich bei Bedarf steigern: „Die Umsetzung des Dopamin-Dekors ist mit überschaubarem Aufwand zu bewerkstelligen“, so Christine Scharrenboch.
Mit bunten Kissenbezügen oder Decken, witzigen, bunten Accessoires wie Vasen, Kerzenständern, kleinen Figuren, einer Galerie aus farbenfrohen Drucken oder bunten Retro-Lampen lässt sich bereits viel bewirken. Als Ergänzung bieten sich zum Beispiel Kleinmöbel in knalligen Farben an: ein Sessel, ein Regalbrett, ein Hocker, ein Strickpouf, ein Couch- beziehungsweise Beistelltisch oder ein Servierwagen.
Auch ein gemusterter Teppich passe dazu, und unterstützen lässt sich der Stil durch Farben an - vielleicht erst einmal einzelnen - Wänden oder knallige und auffällig gemusterte Tapeten.
Wie erwähnt, sind Geschmäcker unterschiedlich - und damit auch der Effekt? Die Wirkung auf psychologischer Ebene ist kontext-, situations- und typabhängig, weil ähnlich wie bei Farben eine Wirkung auf zwei unterschiedlichen Dynamiken beruht.
„Einerseits lösen Schlüsselreize ähnliche Stimmungen und Gefühle aus, die wir aufgrund von Assoziationen und Konnotationen erinnern oder so bewerten. Andererseits haben wir alle einen sehr unterschiedlichen Erfahrungsschatz, der uns Wahrnehmungen vielleicht völlig unterschiedlich interpretieren lässt“, sagt Uwe Linke.
Also kommt ein Trend auch unterschiedlich an. „Begeisterung und hohe Emotionalität“ können sich durchaus einstellen, so der Wohnpsychologe - „aber eben nur bei Menschen, die auch dafür empfänglich sind.“
Es kann sogar kontraproduktiv sein: „In vielen Situationen oder für sensible Personen gleicht dies aber einer Reizüberflutung, vor der man sich eher abgrenzen will. Bunte Farben und durchmischte Stilelemente erzeugen Unruhe und bauen eine Spannung auf.“
Auch Christine Scharrenbroch sagt: „Ob sich eine Person auf die Dauer mit dem farbenfrohen Designstil wohlfühlt, hängt vom individuellen Geschmack ab. Manche Menschen bevorzugen beispielsweise eine komplett in Naturtönen gehaltene Einrichtung mit viel Holz, runden Formen und flauschigen Stoffen, die gerade ebenfalls im Trend liegt.“
Der Dopamin-Trend dürfte eher für extrovertierte Menschen geeignet sein, so Wohnpsychologe Linke: „Ich empfehle einem Trend nur zu folgen, wenn man keine Anerkennung dafür ernten will, sondern ihn aufgreift, weil er tatsächlich glücklich macht.“
Das Dopaminsystem mit ungewöhnlichen Farbkombinationen, ungewöhnlichen Materialien und Stilen anzufeuern, ist laut Linke dennoch nur für extravertierte Menschen gut geeignet und tendenziell nicht sehr nachhaltig, sondern kurzlebig. Das Motiv spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wer sich unsicher ist, kann ja mit einer pinken Kissenhülle einen Anfang wagen.
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