Manchmal genügt schon ein Stichwort oder der Name eines der legendären Monty-Python-Sketche, in dem John Cleese mitgewirkt hat. Schon bricht bei Eingeweihten Gelächter aus. „Der tote Papagei“, „Das Ministerium für alberne Gangarten“ oder der schwarze Ritter aus dem Film „Die Ritter der Kokosnuss“ sind Sternstunden des britischen Humors. Kaum einer hat diesen Humor so nachhaltig geprägt wie John Cleese. Am heutigen Sonntag (27. Oktober) wird der britische Schauspieler und Komiker 85 Jahre alt.
Geboren 1939 im englischen Weston-super-Mare zeigte Cleese früh sein Talent für Humor. Der Jura-Student schloss sich der Comedy-Gruppe Monty Python an, die 1969 ihre Fernsehserie „Monty Python's Flying Circus“ startete. Die Mischung aus surrealem Humor, absurden Sketchen und politischen Seitenhieben veränderte das britische Fernsehen für immer und gilt als visionär. Cleeses trockener, oft wütender Stil machte den Schlaks schnell zur unverwechselbaren Figur der Truppe.
In „Der tote Papagei“ diskutiert er mit dem Inhaber einer Tierhandlung, der ihm weismachen will, dass der gerade gekaufte, tote Papagei nur schlafe. Sein kurioser Gang im „Ministerium für alberne Gangarten“ zählt zu den bekanntesten Szenen Monty Pythons, wie auch der schwarze Ritter, der im Kampf sämtliche Gliedmaßen verliert und sich trotzdem nicht geschlagen geben will. „Also gut, einigen wir uns auf ein Unentschieden.“
Nach dem Ende der Fernsehserie kamen mehrfach Monty-Python-Filme ins Kino, darunter der wohl bekannteste: „Das Leben des Brian“. Die Satire dreht sich um einen Mann, der am selben Tag wie Jesus geboren und durch eine Reihe von Missverständnissen fälschlicherweise als Messias verehrt wird.
Der Film sorgte bei seiner Veröffentlichung 1979 für Kontroversen und wurde von religiösen Gruppen als blasphemisch missverstanden. Dabei ist „Das Leben des Brian“ keine Kritik an der Religion, sondern eine Satire auf politische Bewegungen und religiöse Sekten. Einige Kinos boykottierten den Film. Heute genießt er Kultstatus.
Neben Monty Python ist Cleese vor allem für seine Rolle in der Serie „Fawlty Towers“ bekannt, die 1975 bei BBC auf Sendung ging. Darin spielt er den Hotelbesitzer Basil Fawlty, dessen cholerisches Temperament für viele komische Momente sorgt. Cleese schrieb die Drehbücher mit seiner ersten Frau Connie Booth, die schon bei „Monty Python's Flying Circus“ mitgewirkt hatte und in „Fawlty Towers“ das Zimmermädchen Polly spielt.
Fawltys Satz „Don’t mention the war!“ (Deutsch: Nicht den Krieg erwähnen!) aus der Folge „Die Deutschen“ wird in Großbritannien auch heute noch scherzhaft zitiert, wenn die Rede auf Deutschland und den Zweiten Weltkrieg kommt.
In den 80er-Jahren übernahm Cleese kleine und große Rollen in Kinofilmen. Zu seinen bekanntesten zählen der Fantasyfilm „Time Bandits“ (1981) bei dem Monty-Python-Kollege Terry Gilliam Regie führte, „Clockwise - Recht so, Mr. Simpson“ (1986) und die Kultkomödie „Ein Fisch namens Wanda“ (1987), in der auch Monty Python's Michael Palin mitspielt.
Cleese übernahm während seiner Karriere zahlreiche Sprechrollen und Gastauftritte, wie etwa als „Mann, der aussieht wie John Cleese“ in der Komödie „Bullseye“. Ende der 90er-Jahre spielte er in zwei James-Bond-Filmen mit Pierce Brosnan den Nachfolger von Waffenmeister Q und in zwei Harry-Potter-Filmen den Hausgeist von Gryffindor.
Nachdem er in diesem Jahr „Fawlty Towers“ in London auf die Theaterbühne brachte, allerdings ohne selbst mitzuspielen, arbeitet er nun mit Tochter Camilla an einem Reboot fürs Fernsehen. Cleese will Basil Fawlty in die Gegenwart bringen - mit allem, was ihn selbst nervt. Dass er dafür in sozialen Medien kritisiert wurde, ließ ihn kalt.
Seit Jahren ärgert er sich über politische Korrektheit und Empfindlichkeiten. „Ich glaube nicht, dass Leute mit wenig Humor diktieren sollten, was Leute mit Sinn für Humor genießen dürfen.“
Noch im letzten Jahr ging John Cleese, der den ihm zugedachten Ritterschlag als „albern“ ablehnte, auf große Welttournee. Der Titel: „Last chance to see me before I die“ - „die letzte Gelegenheit mich zu sehen, bevor ich sterbe“. Zuletzt war er mit der Arbeit an einer Bühnenversion von „Das Leben des Brian“ beschäftigt.
Warum er mit über 80 noch so viel arbeitet? „Tja, es liegt an der Scheidung, Darling“, sagte Cleese vor kurzem mit dem ihm eigenen Sarkasmus in der britischen TV-Talkshow „Lorraine“. „Wenn das nicht wäre, würde ich in der Sonne liegen.“ Gemeint war die Scheidung von seiner dritten Frau Alyce im Jahr 2008. Ein Gericht in Kalifornien entschied, dass er ihr rund 20 Millionen US-Dollar zahlen musste. Seine anschließende Stand-Up-Tour nannte er augenzwinkernd „Alimony Tour“ (Unterhalts-Tour).
Mit Connie Booth war der Komiker von 1968 bis 1978 verheiratet. Sie arbeiteten weiter gemeinsam an „Fawlty Towers“, als sie schon getrennt waren und sind bis heute befreundet. Aus der Ehe ging Tochter Cynthia hervor. Die Ehe mit der US-Schauspielerin Barbara Trentham, der Mutter von Camilla, dauerte von 1981 bis 1990.
Seit 2012 ist der britische Comedystar mit Ex-Model und Schmuckdesignerin Jennifer Wade verheiratet. Der Altersunterschied von 31 Jahren spiele keine Rolle, weil beide einen ähnlich schrägen Humor hätten. „Wir sind Seelenverwandte“, sagte John Cleese der Zeitschrift „Hello“. „Wenn die Leute uns zusammen sehen, merken sie es sofort.“
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