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Veröffentlicht am 29.04.2022 21:25

Für ein Wärmenetz drängt die Zeit

Auch am Dorfplatz in Prühl soll mit den voraussichtlich nächstes Jahr beginnenden Erneuerungsmaßnahmen der aktuelle Baustellen-Charme bald der Vergangenheit angehören. (Foto: Andreas Reum)
Auch am Dorfplatz in Prühl soll mit den voraussichtlich nächstes Jahr beginnenden Erneuerungsmaßnahmen der aktuelle Baustellen-Charme bald der Vergangenheit angehören. (Foto: Andreas Reum)
Auch am Dorfplatz in Prühl soll mit den voraussichtlich nächstes Jahr beginnenden Erneuerungsmaßnahmen der aktuelle Baustellen-Charme bald der Vergangenheit angehören. (Foto: Andreas Reum)

Im Oberscheinfelder Ortsteil Prühl wird erwogen, im Zuge der Dorferneuerung ein Wärmenetz anzulegen. Ganz einfach wird das nicht, denn die Zeit drängt etwas, wie Bürgermeister Peter Sendner bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend mahnte.

Die Überlegungen zu einem Wärmenetz sind schon gut ein Jahr alt, berichtete Herbert Dürr. 31 Anwesen wollten sich anfänglich anschließen lassen; inzwischen seien sogar noch zwei hinzugekommen, erläuterte der in Prühl ansässige dritte Bürgermeister der Marktgemeinde.

Dürr räumte ein, dass die Pläne bereits einen Dämpfer hinnehmen mussten: „Wir haben einen Betreiber in Aussicht gehabt, der ist aber abgesprungen.“ Die Gründe dafür sind dem Vernehmen nach nachvollziehbar. Der ins Auge gefasste Standort für die Heizzentrale lag am Dorfende; bei der Leitungsführung durch den langgezogenen Ort hätte man 20 Prozent Wärmeverlust.

Wie Konstantin Binder – sein Vater betreibt die Appenfeldener Biogasanlage – zudem anmerkte, würde es sich nicht rechnen, das Holz für die erwogenen Hackschnitzelheizung anzukaufen. Die Anlage würde Verluste schreiben. Binder sprach von 80 000 Euro jährlichem Minus. Eine Lösung sah Binder darin, das Projekt genossenschaftlich anzugehen, und die Genossen stellen ihr Holz kostenlos zur Verfügung.

Außerdem, so erläuterte Dürr, bräuchte man für die Heizzentrale einen Standort möglichst im Ortskern. Dann ließen sich die Wärmeverluste auf vielleicht zehn Prozent begrenzen. Klar ist: „Wenn wir es anpacken wollen, wird es ein schweres Unterfangen“, sagte Dürr.

Für ein Wärmenetz in Eigenregie bräuchte es ein Projektteam aus mindestens drei, vier Leuten, das umgehend die Arbeit aufnimmt. Zudem werde man sich auch Know-how hinzukaufen, also ein Ingenieurbüro einbeziehen müssen. Es braucht zudem eine Art Starteinlage – Risikokapital, das verloren ist, wenn aus dem Vorhaben doch nichts wird.

Immerhin: Der mit der Prühler Dorferneuerung betraute Architekt Bernd Krampe hat laut Dürr Hilfestellung signalisiert. „Überlegt es euch, wer bereit ist, den Kampf mit durchzustehen“, sagte Dürr. Aus den Reihen der knapp drei Dutzend Anwesenden wurde angemerkt, dass privaten Holzheizungen in ein paar Jahren das Aus drohe, „weil sich kein privater die nötigen Filter leisten kann“. Für eine Großanlage sähe es da anders aus.

Bürgermeister Sendner riet der Prühler Bürgerschaft dazu, sich rasch zu entscheiden. Wenn der Ort das haben wolle, seien noch „viele, viele Hausaufgaben“ zu erledigen. „Euch läuft die Zeit davon“, warnte das Gemeindeoberhaupt. Denn sobald im Zuge der in Vorbereitung befindlichen Dorferneuerung die Straßen und Gehwege gebaut werden, müsse klar sein, ob mit oder ohne Wärmeleitungen geplant werden muss.

Sobald die Straßen und Wege neu gebaut sind, ist die Möglichkeit für ein Wärmenetz für ein paar Jahrzehnte vorbei, mutmaßte der Bürgermeister. Er sah in einem solchen Netz vor allem eine Chance der Wertsteigerung für die angeschlossenen Häuser und einer relativ autarken Wärmeversorgung. Solch ein Netz sei „mittel- und langfristig eine sinnvolle Investition“, fand Sendner und riet den Prühlern: „Macht einen Termin aus, setzt euch zusammen!“

Nach zwei, drei Mitstreitern hatte Dürr gefragt; als er mögliche Interessenten bat, die Hand zu heben, tat dies etwa ein halbes Dutzend.

Zum Zeitrahmen für die Dorferneuerung hatte Sendner bei der Bürgerversammlung angekündigt, dass möglicherweise zum kommenden Jahresbeginn mit den Baumaßnahmen begonnen werden könne. Allerdings: „Ihr müsst eurem Planer Dampf machen“, appellierte der Bürgermeister. Denn die Planung richte sich im Wesentlichen nach den Bürgern beziehungsweise der örtlichen Teilnehmergemeinschaft.

Die Ausschreibung der Hauptstraße soll – „wider Erwarten“ (Sendner) – noch heuer erfolgen. Jedenfalls habe die Bezirksregierung Prühl bereits „eingetaktet“, also die Förderung eingeplant. Die Dauer der Dorferneuerung schätzte der Bürgermeister auf 15, vielleicht auch 20 Jahre.

Noch Klärungsbedarf gibt es offenbar zu den Kosten von Zweitanschlüssen bei der – inzwischen abgeschlossenen – Neuverlegung der Kanalisation in Prühl. „Wir werden diese Kuh vom Eis kriegen, da bin ich mir sicher“, stellte Sendner in Aussicht.

Ein Dauerthema in Prühl könnte bald Geschichte sein: die Mobilfunkabdeckung. Inzwischen wurde ein Sendemast errichtet, und Sendner hofft, dass Prühl „in sechs, acht Wochen“ am 5G-Netz angeschlossen ist.

Der Bürgermeister ging auf alle wesentlichen Themen der Marktgemeinde ein: vom kürzlich beschlossenen Haushaltsplan, über die Vielzahl der Solarstrom-Anträge und das kostenträchtige Abwasserthema bis hin zum geplanten neuen Feuerwehrhaus und zur kommunalen Verkehrsüberwachung (in deren Zuge in Prühl auch Tempokontrollen vorgesehen sind). Zum Thema erneuerbare Energie gab Sendner bekannt, dass das beantragte fünfte Windrad bei Enzlar „so gut wie sicher“ errichtet werde.


Andreas Reum
Andreas Reum
Redakteur
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